- Biologische und klinische Bedeutung der dysplastischen Hämatopoese bei Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom
Biologische und klinische Bedeutung der dysplastischen Hämatopoese bei Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom
Quelle: Maia C et al. Biological and clinical significance of dysplastic hematopoiesis in patients with newly diagnosed multiple myeloma. Blood. 2020;135(26):2375-2387
Das Risiko, ein myelodysplastisches Syndrom (MDS) zu entwickeln, ist bei Multiplem Myelom (MM) und monoklonaler Gammopathie unbestimmter Signifikanz (MGUS) erhöht, was darauf hindeutet, dass das MDS therapieunabhängig auftreten kann. Allerdings sind die Inzidenz und die Folgen dysplastischer Hämatopoese bei MM-Diagnose unbekannt. Die mehrdimensionale Durchflusszytometrie (MFC) wurde zur prospektiven Untersuchung auf das Vorhandensein von MDS-assoziierten phänotypischen Veränderungen (MDS-PA) im Knochenmark von 285 Patienten mit MM aus der PETHEMA/GEM2012MENOS65-Studie (#NCT01916252) verwendet. Die klinische Bedeutung von monozytärem MDS-PA wurde in einer grösseren Serie von 1252 Patienten aus den 4 PETHEMA/ GEM-Protokollen untersucht. Bei der Diagnose zeigten 33 (11,6%) von 285 Fällen MDS-PA. Bulk- und Einzelzell-Sequenzierung von bei MDS mutierten Genen in CD34+ Vorläufern (und dysplastischen Zellreihen) von 67 Patienten zeigten in 13 (50%) von 26 Fällen eine klonale Hämatopoese mit MDS-PA gegenüber 9 (22%) von 41 ohne MDS-PA; TET2 und NRAS waren die am häufigsten mutierten Gene. Die Dynamik von MDS-PA bei Diagnose und nach autologer Transplantation wurde bei 86 von 285 Patienten ausgewertet und zeigte, dass in den meisten Fällen (69 von 86[80%]) MDS-PA bei Patienten mit oder ohne MDS-PA zum Zeitpunkt der Diagnose persistierte bzw. abwesend blieb.
Bemerkenswert ist, dass MDS-assoziierte Mutationen selten nach einer hochdosierten Therapie auftraten. Basierend auf dem MFC-Profiling haben Patienten mit MDS-PA eine veränderte Hämatopoese und Verteilung T-regulierender Zellen in der Tumormikroumgebung. Wichtig ist, dass das Vorhandensein von monozytärem MDS-PA bei der Diagnose ein grösseres Risiko hämatologischer Toxizität bedeutete und unabhängig mit geringerem progressionsfreiem Überleben (Hazard Ratio, 1,5; P 5,02) und Gesamtüberleben (Hazard Ratio, 1,7; P 5,01) assoziiert war.
Diese Studie zeigt die biologische und klinische Bedeutung der dysplastischen Hämatopoese, welche mit mässiger Sensitivität mittels kostengünstiger MFC gescreent werden kann, bei neu diagnostiziertem MM.
Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich
Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich
Alexandre.Theocharides@usz.ch
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- Vol. 10
- Ausgabe 5
- September 2020