- Erleben wir gerade einen kollektiven «dissoziativen Stupor»?
Auf Bergwanderungen hat man Zeit und Horizont, um drängenden Gedanken Raum zu geben. So geht es mir momentan auf Höhenwanderungen im Goms.
Wir diagnostizieren zuhauf aufgeschobene nationale und globale Probleme, die für unser Land, unseren Planeten und für das Überleben der Menschheit von grösster Tragweite sind: Klimawandel, Gefährdung der Demokratie, neue Machtkämpfe in der multipolaren Weltordnung mit massivem Wettrüsten, zunehmender Gap zwischen Arm und Reich, Massenmigration vom armen Süden in den Norden, Working Poor bei uns, ebenso Altersarmut, etc.
Wir kennen viele mögliche und effiziente Lösungsoptionen, aber es gelingt uns nicht, die Leute von diesen zu überzeugen. Die lange Bank der unerledigten, bald irreparablen Probleme wird länger, quälender und sehr teuer für zukünftige Generationen.
Ja, wir scheinen hilflos vor dieser Flut an Überforderungen. Die Politik, auch bei uns, ist unfähig, nötigen Konsens zu erlangen, um auch nur eines dieser grossen Probleme erfolgreich anzugehen.
Dafür haben wir genial herausgefunden, dass wir nun ganz dringend und zwingend genderneutral sein, Gendersternchen da und dort setzen müssen. Wir haben den Hyperindividualismus just in der Zeit dringend nötiger globaler Solidarität zum Siedepunkt gebracht. Daneben brennen weltweit Wälder, Ländereien und Dörfer versinken im Wasser, massive Regengüsse reissen ganze Berghänge hinunter, Gletscher verschwinden vor unseren Augen, die sibirische Taiga und Tundra im Permafrost wacht auf und setzt riesige Methanmengen frei, die Arktis verliert ihren Eisschild und das Meer frisst sich in die Landmassen.
Eine dissoziative Störung ist ein komplexes psychologisches Phänomen: Als Reaktion auf ein unerträgliches Erlebnis blenden die Betroffenen Erinnerungen daran aus, bis hin zur Auslöschung der eigenen Identität, während gesunde Menschen ihr «Ich» als Einheit von Gedanken, Handlungen und Gefühlen empfinden. Beim dissoziativen Stupor sind die Menschen handlungsunfähig, nicht mehr ansprechbar, obwohl sie scheinbar wach und bewegungsfähig bleiben.
Die Coronakrise hat diese Befunde schlagartig verstärkt. Die Pandemie zeigt ungeschminkt unsere globale Interdependenz bei der Bewältigung der Pandemie und weiterer globaler existentieller Probleme, welche unseren Planeten zu einem einzigen und nur gemeinsam zu rettenden Lebensraum schrumpfen lässt. Eine hochwirksame Impfung ist da, aber wir kriegen es nicht hin, «Best Use» davon machen: Solidarität versus Individualität ist eine Forfait-Situation gegen die Solidarität, welche hier nur wirkt, wenn sie nicht untergraben wird. Viele Krebspatienten z.B. können auch durch eine Corona-Impfung nicht oder nicht genügend geschützt werden und viele kranke und ältere Menschen ebenso. Sie sind zwingend auf die Solidarität der gesunden Menschen angewiesen, welche sich impfen lassen. Dass es uns nicht gelingt, genügend Menschen zu überzeugen, sich impfen zu lassen, hat auch damit zu tun, dass zu viele noch meinen, dass sie wirklich eine Wahl haben.
Nun schlägt das Pendel zurück, die Wahl haben wir nicht! «Macht euch die Erde untertan» hat definitiv ausgedient. Wir wissen heute um die beschränkten planetaren Ressourcen und drohenden Kipp-Punkte des Raumschiffs Erde – unseres einzigen Lebensraums. Wir Ärzte sind erfahrene Diagnostiker, kennen die Komplexität von Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit der Menschen. Auch wir scheinen in einem dissoziativen Stupor gefangen zu sein, sind weitgehend abwesend. Im Internet findet sich da und dort ein Positionspapier, ein Factsheet, eine Umfrage, ein Aufruf zur Mitigation (Verlangsamung der Erderwärmung) oder Adaptation (Anpassung an den Klimawandel). Aber dies sind Reaktionen und nicht Aktionen. Wir sollten dringend unsere therapeutische Rolle als «Ärzte für den Planeten» antreten und diesem lähmenden Stupor entgegenwirken!
Wir diagnostizieren zuhauf aufgeschobene nationale und globale Probleme, die für unser Land, unseren Planeten und für das Überleben der Menschheit von grösster Tragweite sind: Klimawandel, Gefährdung der Demokratie, neue Machtkämpfe in der multipolaren Weltordnung mit massivem Wettrüsten, zunehmender Gap zwischen Arm und Reich, Massenmigration vom armen Süden in den Norden, Working Poor bei uns, ebenso Altersarmut, etc.
Wir kennen viele mögliche und effiziente Lösungsoptionen, aber es gelingt uns nicht, die Leute von diesen zu überzeugen. Die lange Bank der unerledigten, bald irreparablen Probleme wird länger, quälender und sehr teuer für zukünftige Generationen.
Ja, wir scheinen hilflos vor dieser Flut an Überforderungen. Die Politik, auch bei uns, ist unfähig, nötigen Konsens zu erlangen, um auch nur eines dieser grossen Probleme erfolgreich anzugehen.
Dafür haben wir genial herausgefunden, dass wir nun ganz dringend und zwingend genderneutral sein, Gendersternchen da und dort setzen müssen. Wir haben den Hyperindividualismus just in der Zeit dringend nötiger globaler Solidarität zum Siedepunkt gebracht. Daneben brennen weltweit Wälder, Ländereien und Dörfer versinken im Wasser, massive Regengüsse reissen ganze Berghänge hinunter, Gletscher verschwinden vor unseren Augen, die sibirische Taiga und Tundra im Permafrost wacht auf und setzt riesige Methanmengen frei, die Arktis verliert ihren Eisschild und das Meer frisst sich in die Landmassen.
Eine dissoziative Störung ist ein komplexes psychologisches Phänomen: Als Reaktion auf ein unerträgliches Erlebnis blenden die Betroffenen Erinnerungen daran aus, bis hin zur Auslöschung der eigenen Identität, während gesunde Menschen ihr «Ich» als Einheit von Gedanken, Handlungen und Gefühlen empfinden. Beim dissoziativen Stupor sind die Menschen handlungsunfähig, nicht mehr ansprechbar, obwohl sie scheinbar wach und bewegungsfähig bleiben.
Die Coronakrise hat diese Befunde schlagartig verstärkt. Die Pandemie zeigt ungeschminkt unsere globale Interdependenz bei der Bewältigung der Pandemie und weiterer globaler existentieller Probleme, welche unseren Planeten zu einem einzigen und nur gemeinsam zu rettenden Lebensraum schrumpfen lässt. Eine hochwirksame Impfung ist da, aber wir kriegen es nicht hin, «Best Use» davon machen: Solidarität versus Individualität ist eine Forfait-Situation gegen die Solidarität, welche hier nur wirkt, wenn sie nicht untergraben wird. Viele Krebspatienten z.B. können auch durch eine Corona-Impfung nicht oder nicht genügend geschützt werden und viele kranke und ältere Menschen ebenso. Sie sind zwingend auf die Solidarität der gesunden Menschen angewiesen, welche sich impfen lassen. Dass es uns nicht gelingt, genügend Menschen zu überzeugen, sich impfen zu lassen, hat auch damit zu tun, dass zu viele noch meinen, dass sie wirklich eine Wahl haben.
Nun schlägt das Pendel zurück, die Wahl haben wir nicht! «Macht euch die Erde untertan» hat definitiv ausgedient. Wir wissen heute um die beschränkten planetaren Ressourcen und drohenden Kipp-Punkte des Raumschiffs Erde – unseres einzigen Lebensraums. Wir Ärzte sind erfahrene Diagnostiker, kennen die Komplexität von Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit der Menschen. Auch wir scheinen in einem dissoziativen Stupor gefangen zu sein, sind weitgehend abwesend. Im Internet findet sich da und dort ein Positionspapier, ein Factsheet, eine Umfrage, ein Aufruf zur Mitigation (Verlangsamung der Erderwärmung) oder Adaptation (Anpassung an den Klimawandel). Aber dies sind Reaktionen und nicht Aktionen. Wir sollten dringend unsere therapeutische Rolle als «Ärzte für den Planeten» antreten und diesem lähmenden Stupor entgegenwirken!
Prof. em. Dr. med. Thomas Cerny
thomas.cerny@kssg.ch
Prof. em. Dr. med.Thomas Cerny
Rosengartenstrasse 1d
9000 St. Gallen
thomas.cerny@kssg.ch