- Ocrevus® bewährt sich auch im Langzeitverlauf
Der monoklonale Antikörper Ocrevus® hat sowohl in Studien als auch im Alltag seine überzeugende Wirkung bei Patienten mit einer MS unter Beweis stellen können. Jetzt erstmals vorgestellte Langzeitdaten zeigen eine anhaltende Wirksamkeit bei einem günstigen Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil.
Ocrelizumab (Ocrevus®) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der gezielt an das Oberflächenprotein CD20 auf B-Lymphozyten bindet. Dieses Protein spielt eine zentrale Rolle im Entzündungsmechanismus der Multiplen Sklerose (MS). Zugelassen ist die Substanz zur Therapie erwachsener Patienten mit schubförmiger MS (RMS) mit aktiver Erkrankung definiert durch den klinischen Befund oder die Bildgebung. Darüberhinaus ist Ocrevus® auch als einziges Medikament zugelassen für die Behandlung erwachsener Patienten mit früher primär progredienter MS (PPMS).
Ergebnisse aus den beiden Phase-3-Studien (OPERA I und OPERA II) zeigen, dass bei Patienten mit RMS die jährliche Schubrate durch Ocrelizumab im Vergleich mit hochdosiertem Interferon beta-1a signifikant um ca. die Hälfte (46% bzw. 47%) gesenkt wird (p < 0,001). Auch die Zahl der Patienten mit bestätigter Behinderungsprogression war unter dem Antikörper signifikant niedriger. Auch bei PPMS-Patienten erwies sich Ocrevus® gegenüber Placebo als überlegen. Die bestätigte Behinderungsprogression nach 12 Wochen betrug in der Ocrevus®-Gruppe 32,9% im Vergleich zu 39,3% unter Placebo. Nach 24 Wochen waren die Vergleichswerte 29,6% bzw. 35,7% (p = 0,04). Die Substanz zeigte durchgehend in beiden Studien ein günstiges Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil. Die Nebenwirkungsrate war insgesamt sehr niedrig. Am häufigsten wurden Injektionsreaktionen und Infektionen der oberen Atemwege beobachtet.
Im Rahmen der OLE-Studie (open label extension) wurden dann die Studien-Patienten in einem offenen Design nach 24 Wochen weiter beobachtet, wobei die Patienten der Placebo-Gruppe auf Ocrevus® eingestellt wurden. Die gepoolten Daten von 80% der Patienten aus OPERA I und OPERA II konnten nach 7,5 Jahren ausgewertet werden.
Wirksam und sicher auch im Langzeitverlauf
Im Rahmen des ECTRIMS 2021 wurden jetzt erstmals diese Langzeitergebnisse präsentiert. Auch nach einem Follow up von 7,5 Jahren bei RMS und nach 8 Jahren bei PPMS war der Benefit von Ocrevus® in gleichem Masse nachweisbar und dies weiterhin bei einem günstigen Sicherheitsprofil. Das Risiko nach 24 Wochen COP-EDSS zu erreichen, war bei Patienten, die erst nach 24 Wochen von Placebo auf das Verum wechselten, signifikant höher (um 23%) als bei den Patienten, die primär auf Ocrevus® eingestellt wurden.
Was die Sicherheit betrifft, so liegen zwischenzeitlich die Daten von 5 688 Studienpatienten über 8 Jahre vor. Insgesamt wurden bisher weltweit über 200 000 Patienten mit Ocrevus® im Post-Marketing Setting behandelt. Die Analyse der Daten ergibt, dass auch im Hinblick auf die Nebenwirkungen bzw. die Sicherheit kein Unterschied zischen den Real World Daten und denen aus den kontrollierten Studien besteht. Das Infektionsrisiko ist insgesamt auch in der Real World sehr niedrig. Das Gleiche gilt für das Malignitätsrisiko insbesondere das Mammakarzinom.
Auch die 3-Jahresdaten der CASTING- und 1-Jahresdaten der LIBERTO-Studie unterstreichen die gute und anhaltende Wirksamkeit von Ocrevus® und zwar bei RRMS-Patienten mit einem suboptimalen Ansprechen auf vorangegangene ein oder zwei Disease-modifying-Therapien. Drei Jahre nach dem Switchen auf Ocrevus® waren 59,4% der Patienten ohne Krankheitsaktivität (NEDA). 68,1% zeigten keine klinische Aktivität und bei 86,6% fand sich keine MRI-Aktivität. Der EDSS-Score blieb während der drei Jahre stabil bei nur minimalen Schwankungen. Auch in dieser Studie wurde Ocrevus® gut vertragen. Der überwiegende Teil der Nebenwirkungen war gering bis moderat 79,0% Grad 1/2. Am häufigsten waren injektionsbedingte Reaktionen (44,2%), Nasopharyngitis (28,5%), Kopfschmerzen (22,8%), Influenza (18,2%) und urogenitale Infektionen (14,8). Schwere Nebenwirkungen wurden nur bei 8,4% beschrieben. Drei Patienten (0,7%) entwickelten unter der Therapie ein Malignom und 11 Patienten (2,5%) eine schwere Infektion.