- Die Suche nach dem Auslöser
Eine Entzündung der Leber kann viele Ursachen haben. Bei der Abklärung sollte man nicht die diagnostische Schrotflinte einsetzen, sondern eine rationale und rationelle Stufendiagnostik durchführen.
Das Leitsymptom einer Hepatitis ist die Erhöhung der Transaminasen. Das Ursachenspektrum ist breit:
- alkoholische und nicht-alkoholische Fettleberhepatitis
- virale Hepatitiden (A,B,C,D,E)
- Autoimmunhepatitis (AHI)
- medikamentös-toxische Hepatitis.
Trotz des hohen Hygienestandards werden jährlich noch einige hundert Fälle mit Hepatitis A gemeldet. «Dabei handelt es sich um durch Reisen eingeschleppte Fälle, die dann in Deutschland weiter verteilt werden», so Privatdozentin Christine Bernsmeier. Untersuchungen von Abwasser und Wasser aus Flüssen ergaben z.B. in Italien bis in 30% eine Belastung mit dem Hepatitis A-Virus und auch bei Muscheln und Schalentieren waren die Ergebnisse ähnlich, so dass diese Infektion wohl kaum vollständig eliminiert werden kann.
Hepatitis E: Eine unterschätzte Erkrankung
Die Hepatitis E wird überwiegend in der Schweiz erworben und nur selten aus Endemiegebieten importiert (Afrika, Asien, Mexico). Die wichtigste Infektionsquelle sind nicht ausreichend gegarte Schweine- und Wildschweinprodukte. Die Seroprävalenz ist in Europa mit 15-50% relativ hoch und steht im Gegensatz zu den relativ selten klinisch erfassten Fällen; denn weniger als 10% der Infizierten werden symptomatisch. Die akute Hepatitis E ist nach der akuten Hepatitis A die häufigste akute Hepatitis. In der Schweiz überwiegt der HEV-Genotyp 1. Für den vor allem in Asien und Afrika vorkommenden Genotyp 3 wurde ein Impfstoff entwickelt, der jedoch nur in China zugelassen ist. Ein fulminanter Verlauf ist selten und betrifft vorwiegend ältere Männer, Patienten mit einer vorbestehenden Lebererkrankung und Schwangere. Bei letzteren ist die Letalität für das ungeborene Kind und die Mutter deutlich erhöht. Sollte z.B. im Rahmen der Lebertransplantation eine Therapie erforderlich sein, steht mit Ribavirin eine sehr effektive Substanz zur Verfügung, die jedoch bei 10-20% der Fälle nicht wirksam ist.
Welche Virus-Marker?
Bei anhaltend erhöhten Transaminasen sollte immer an eine chronische Virushepatitis B oder C gedacht werden. Eine Früherkennung ist deshalb zwingend erforderlich, da es bei der Therapie dieser Erkrankungen in den letzten Jahren wesentliche Fortschritte gegeben hat. Die chronische Hepatitis C ist heute mit einer Erfolgsrate von über 90% eine heilbare Erkrankung geworden, bei der chronischen Hepatitis B kann mit antiviralen Substanzen die Progression zur Fibrose bzw. Zirrhose gestoppt werden.
Bzgl. einer chronischen Hepatitis B sind die Bestimmung folgender Virus-Parameter notwendig: HBsAg, Anti-HBc und evtl. HBV DNA und HBeAg. Bei der chronischen Hepatitis C sind es Anti-HCV und HCV-RNA.
Hepatitis B ist nicht heilbar
Die Hepatitis B-Impfung führt in über 90% zu einem Schutz vor dieser Infektion, so dass durch die hohe Impfrate nur noch selten Einheimische betroffen sind. Die überwiegende Mehrzahl der Patienten mit einer chronischen Hepatitis B hat einen Migrationshintergrund. Da bei der chronischen Hepatitis B das Virusgenom stabil in das Wirtsgenom integriert wird, kann das Virus mit den bisher zur Verfügung stehenden Medikamenten nicht eradiziert werden. Mit einer Interferon-Therapie wird nur eine ausreichende Immunantwort zur Kontrolle der Virusreplikation angestrebt. Angesichts der langen Therapiedauer, der nicht unerheblichen Nebenwirkungen und der begrenzten Effektivität von Interferon werden heute die direkten antiviralen Substanzen, nämlich die Nucleos(t)idanaloga Entecavir und Tenofovir bevorzugt. Damit ist eine effektive Kontrolle der HBV-Replikation praktisch immer möglich, allerdings ist eine Dauertherapie erforderlich. Neue Therapieansätze sind Substanzen, die die HBV-DNA aus der Zelle eliminieren. Das gelingt vor allem bei Patienten, bei denen die Infektion noch nicht so lange besteht. Damit könnte auch das Hepatitis-D-Virus eradiziert werden, da dieses bei der Replikation auf das Hepatitis-B-Virus angewiesen ist.
Hepatitis C fast immer heilbar
Mit den modernen antiviral wirksamen Substanzen gelingt heute bei der chronischen Hepatitis C in weit über 90% eine Heilung und zwar ohne das mit starken Nebenwirkungen behaftete Interferon. Dadurch kann bei infizierten Patienten die Entwicklung einer Leberzirrhose bzw. eines hepatozellulären Karzinoms verhindert werden. Bei Versagen der Therapie liegen meist komplexe virale Resistenzen vor, so dass vor einem erneuten Therapieversuch mit einem anderen Regime immer erst eine Resistenzbestimmung durchgeführt werden sollte. Da die Dunkelziffer bei der chronischen Hepatitis C bei ca. 50% liegt, sollten insbesondere Risikogruppen auf das Vorliegen dieser Erkrankung gescreent werden.