- Biologika sind ein wesentlicher Fortschritt
Mit modernen Biologika gelingt es, bei allergischen bzw. atopischen Erkrankungen wie dem Asthma bronchiale und der atopischen Dermatitis die pathogenetisch relevanten inflammatorischen Signalwege zu durchbrechen.
Zu den Erkrankungen des atopischen Formenkreises, die als «Typ 2»-Erkrankungen bezeichnet werden, gehören die Nahrungsmittelallergien, die chronische Rhinosinusitis mit nasalen Polypen, die allergische Rhinitis, die eosinophile Ösophagitis, die atopische Dermatitis und das Asthma bronchiale bzw. die eosinophile COPD.
Bei der Pathogenese dieser Erkrankungen kommt IL-4, IL-13 und IL-5 eine zentrale Bedeutung zu. Diese Mediatoren aktivieren die FeNO-Produktion, die Eosinophilen und stimulieren ihre Reifung und induzieren darüberhinaus auch die IgE-Produktion. «Diese Interleukine induzieren einen Switch der B-Lymphozyten dahingehend, dass diese statt IgG jetzt IgE bilden», so Professor Peter Schmid-Gendelmeier, Zürich. Die Entwicklung von spezifischen Antikörpern gegen diese Interleukine stelle einen wesentlichen Fortschritt bei der Therapie allergischer Erkrankungen dar.
Antikörper gegen IgE und Interleukine
Die erste innovative Substanz war der gegen IgE gerichtete Antikörper Omalizumab (Xolair®). Er bindet sich an das frei-zirkulierende IgE und durchbricht so die inflammatorische Kaskade, was wiederum die Symptomenlast senkt. In entsprechenden Studien konnte dieser Antikörper bei Patienten mit einem schweren therapierefraktären Asthma bronchiale seine günstige Wirkung unter Beweis stellen.
Eine neue therapeutische Option ist die Blockade der Eosinophilen durch eine Hemmung von IL-5. Mit den IL-5-Hemmern Benralizumab (Fasenra®) und Mepolizumab (Nucala®) stehen jetzt zwei wirksame Substanzen für das eosinophile Asthma zur Verfügung. Dupilumab (Dupixent®) hemmt den IL-4 und IL-13-Pathway, genauer gesagt die Rezeptoren für diese Botenstoffe. Die Substanz ist eine Option für Asthma-Patienten mit ≥ 1 Exazerbation und einer Eosinophilenzahl ≥ 150/l oder einer systemischen Steroid-Dauertherapie.
Dupilumab bei atopischer Dermatitis
Bei der atopischen Dermatitis sind eine trockene Haut, der Pruritus und die Inflammation die Leitsymptome. Pathogenetisch spielen Gene, Immunsystem, Hautstruktur und Nervensystem eine wichtige Rolle. Die Therapie orientiert sich an einem Stufenschema. Neben der Basistherapie in Form einer Rückfettung wird zunächst eine Entzündungshemmung mit topischen Substanzen empfohlen bevor eine systemische Entzündungshemmung zum Einsatz kommt. Ein neuer systemischer Ansatz ist auch bei diesem Krankheitsbild Dupilumab. Die Substanz blockiert einen der wichtigsten Immunachsen der atopischen Dermatitis, genauer gesagt sie blockiert den Rezeptor für die Botenstoffe IL-4 und IL-13. In einer klinischen Studie konnte bei Patienten mit einer moderaten bzw. schweren atopischen Dermatitis eine im Durchschnitt 66%ige Besserung der Symptome und in 25% eine komplette Abheilung der Hautveränderungen erreicht werden. 40% hatten weniger Juckreiz.
Chronische spontane Urtikaria
Die chronische Urtikaria ist eine quälende Erkrankung, die die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. Therapie der ersten Wahl sind H1-Antihistaminika der zweiten Generation. Reicht die Standarddosierung nicht aus, so sollte die Dosis bis zum vierfachen der zugelassenen Dosis gesteigert werden. Persistieren auch unter dieser hohen Dosis die Symptome, so empfiehlt sich im dritten Schritt die zusätzliche Gabe von Omalizumab, Cyclosporin oder Montelukast. Im akuten Schub sollte ein systemisches Kortikosteroid über 3 bis 7 Tage verabreicht werden.
Auch bei der chronischen Rhinosinusitis mit nasalen Polypen handelt es sich um eine Typ 2-Inflammation, die durch IL-4, IL-13 und IL-5 induziert wird. In zwei randomisierten Phase-3-Studien hat sich Omalizumab bewährt. Das gleiche gilt für Dupilumab. Mit diesen beiden Substanzen konnten der endoskopische und der klinische Befund und das Patienten-bezogenen Outcome signifikant verbessert werden.