- «Wann kommt der nationale Plan zur Bekämpfung von Krebs?»: Stellungnahme des Bundesrates
Ständerätin Marina Carobbio hat in ihrer Interpellation vom 15.12.2021 «Wann kommt der nationale Plan zur Bekämpfung von Krebs?» dem Bundesrat zwei Fragen gestellt (siehe info@ONCO-SUISSE 01/22). Der Bundesrat hat die Fragen am 2.2.2022 beantwortet. Untenstehend sind die zwei Fragen aus der Interpellation sowie die Stellungnahme des Bundesrates abgedruckt. Die Behandlung des Geschäfts im Ständerat hat am 17.3.2022 stattgefunden, wir werden Sie an dieser Stelle über den weiteren Verlauf informieren.
Fragen M. Carobbio:
1. Ist der Bundesrat der Meinung, dass angesichts der grossen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung von Krebs ein koordiniertes strategisches Vorgehen von Bund und Kantonen zusammen mit den Beteiligten notwendig ist? Wie will er dieses Vorgehen ausgestalten?
2. Die steigende Zahl von Neuerkrankungen und die wachsende Zahl von Krebsüberlebenden, die eine angemessene Behandlung brauchen, stellt uns vor grosse Herausforderungen. Wie gedenkt der Bundesrat der beunruhigenden Entwicklung dieser Herausforderungen zu begegnen?
Stellungnahme des Bundesrates 2.2.2022:
1. In der Folge der Annahme der Motion Altherr 11.3584 «Nationale Strategie der Krebsbekämpfung. Für mehr Chancengleichheit und Effizienz» erteilte der Dialog Nationale Gesundheitspolitik (NGP), die ständige gesundheitspolitische Plattform von Bund und Kantonen, Oncosuisse am 19. April 2012 den Auftrag zur Erarbeitung der Nationalen Strategie gegen Krebs (NSK). Die Strategie schloss unter anderem das Schaffen von organisatorischen Voraussetzungen ein, die ein gemeinsames Weiterverfolgen der Ziele der NSK nach 2020 auch ohne eine Weiterführung der Strategie (z.B. in einer Nachfolgeorganisation) ermöglichen.
Der klare Entscheid des Dialog NGP gegen eine Weiterführung der NSK nach 2020 beruht auf folgenden Gründen:
Die Hauptherausforderungen bei der Krebsbekämpfung sind heute bereits durch andere Strategien abgedeckt (wie z.B. die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten, die Qualitätsstrategie des Bundes im Schweizerischen Gesundheitswesen) oder gesetzlich geregelt (Bundesgesetz über die Registrierung von Krebserkrankungen [KRG; SR 818.33]) für die Verbesserung der Datengrundlagen.
Bei den weiteren Herausforderungen, wie beispielsweise der schweizweiten Vernetzung aller Akteure im Krebsbereich, sind primär die Akteure aus der Gesundheitsversorgung in der Verantwortung. Ihre Netzwerkorganisation – das Oncosuisse Forum – hat die Rolle der Nachfolgeorganisation und die Aufgabe der Vernetzung der Akteure bereits übernommen. Sie zählt heute 8 Mitgliederorganisation: Krebsforschung Schweiz, Krebsliga Schweiz, Nationales Institut für Krebsepidemiologie und -registrierung, Onkologiepflege Schweiz, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung, Schweizerische Gesellschaft für Hämatologie, Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie und Schweizerische Pädiatrische Onkologie Gruppe. Das Oncosuisse Forum ist inzwischen gut etabliert und steht in engem Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit sowie der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren. Zur Vernetzung der Akteure setzt das Oncosuisse Forum verschiedene Themenplattformen ein, führt jährliche Tagungen mit allen involvierten Akteuren durch und lanciert diverse Einzelaktivitäten und -projekte. Aktuell erarbeitet das Oncosuisse Forum den «Masterplan 2030» unter Berücksichtigung der Strategie Gesundheit 2030 des Bundesrates. Dieser soll eine praxisnahe Bestandsaufnahme der nationalen Aktivitäten und Herausforderungen im Schweizer Krebsbereich umfassen und als eine aktuelle Diskussions- und Handlungsgrundlage für die weiteren Aktivitäten des Oncosuisse Forum dienen.
Der Bundesrat ist deshalb der Ansicht, dass über die genannten Arbeiten hinaus aktuell kein weiterer Koordinationsbedarf auf politischer Ebene besteht.
2. Der «Masterplan 2030», verschiedene Themenplattformen und Tagungen sowie weitere Aktivitäten des Oncosuisse Forum werden den Akteuren im Krebsbereich helfen, den Handlungsbedarf zu schärfen, die Handlungsoptionen zu diskutieren und die notwendigen Massnahmen einzuleiten. Die Gesundheitspolitik wird sich in Zukunft aufgrund der Weiterentwicklung der Krebsregistrierung auf zuverlässigere Datengrundlagen über Krebserkrankungen abstützen können. Die besseren Datengrundlagen werden nicht nur die Optimierungen der Diagnose- und Behandlungsqualität sowie die Beantwortung weiterer Forschungsfragen ermöglichen, sondern auch die kantonale Planung und Organisation der Versorgung der Patientinnen und Patienten unterstützen.