Fortbildung AIM

Wie behandle ich diesen Patienten mit Diabetes mellitus ?



Bei einem 33-jährigen Patienten wird bei klassischen Symptomen ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert und der Patient wird mit einer Insulinpumpe behandelt. Das HbA1c, das damit erreicht wird, ist mit 6.5-7.0% sehr gut. 7 Jahre später werden neue Untersuchungen durchgeführt und die Insulinpumpentherapie wird durch ein Basis-Bolus-System ersetzt. Die Frage, die sich Ihnen heute stellt, ist: Handelt es sich wirklich um einen Typ-1-Diabetes und was ist die beste Therapie bei diesem jetzt 48-jährigen Patienten?

Wichtiges aus der persönlichen Anamnese

Diagnose Diabetes mellitus vor 15 Jahren und Beginn mit Insulinpumpe.
9 Jahre später Basis-Bolus mit Tresiba und NovoRapid.
Vor 8 Jahren Glukagonstimulationstest und Antikörper-Unter­suchung: Stimuliertes C-Peptid 2800 pmol/l und anti-GAD 0.2 E/l und anti-IA 2 0.0 U/ml (beide negativ).
Vor 4 Jahren wurde Vitamin B-12-Mangel diagnostiziert.

Fragestellungen

  • Um was für einen Diabetestyp handelt es sich hier?
  • Welche Untersuchungen braucht es noch, um die beste Therapie einzuleiten?

Vorgeschlagene Massnahmen und Therapie

Beginn mit CGMS (Freestyle Libre 3): Bessere Beurteilung der Diabeteseinstellung und des Blutzuckerverlaufs.
Therapie mit Xigduo XR 10/1000 1-0-0, evt. später 5/1000 1-0-1 (kardiovaskulärer Schutz).
Vereinfachung der Insulintherapie durch Ryzodeg 20 E zu den beiden Hauptmahlzeiten als Ersatz für Basis-Bolus-Insulinschema (2 statt 4 Injektionen).

Kombination Statin und Ezetimib (Ezetimib Rosuvastatin 10/20 mg 1-0-0, statt 20 mg Atorvastatin).

Schlussfolgerungen

7 Jahre nach Diagnose von Diabetes spricht ein stimuliertes C-Peptid von 2800 pmol/l eindeutig für einen Typ-2-Diabetes (Typ-1-Diabetes hätte < 200 pmol/l).

Wiederholung dieses Glukagonstimulationstests, um die Notwendigkeit einer Insulintherapie zu bestätigen oder zumindest eine Vereinfachung der Insulintherapie zu ermöglichen sowie die besten Medikamente für das Management des Typ-2-Diabetes mellitus einzuführen.

Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG

Prof. Dr. med.Roger Lehmann

UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zurich

Roger.Lehmann@usz.ch

Der Autor deklariert Teilnahme an Advisory Boards und Referentenhonorare von Novo Nordisk, Sanofi, MSD, Boehringer Ingelheim, Servier und Astra Zeneca.

der informierte @rzt

  • Vol. 12
  • Ausgabe 5
  • Mai 2022