- Für eine Schweiz ohne HPV-assoziierte Krebserkrankungen
Seit Mitte Juni gibt es den Verein «HPV Alliance Schweiz». Die sechs Gründungsmitglieder wollen die Bevölkerung stärker für das Thema HPV sensibilisieren, Präventionsmassnahmen fördern und weitere Datengrundlagen schaffen. Ihr Vorhaben deckt sich mit dem Ziel der Weltgesundheitsorganisation, die erreichen will, dass niemand mehr an HPV-bedingtem Krebs erkrankt (1).
Gemäss Schätzungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) infizieren sich in der Schweiz 70–80% der sexuell aktiven Menschen mindestens einmal im Leben mit humanen Papillomaviren (HPV); etwa 5’000 von ihnen erhalten jährlich die Diagnose einer HPV-bedingten Krebsvorstufe. Mit jährlich rund 250 neuen Fällen bei Frauen im Alter zwischen 20 und 49 Jahren ist der Gebärmutterhalskrebs, die häufigste HPV-bedingte Krebserkrankung, die fünfthäufigste Krebserkrankung der Frauen in der Schweiz (2).
Handlungsbedarf für die Schweiz
In der Bevölkerung in der Schweiz ist der Begriff HPV weniger bekannt als in Europa. So wussten in einer Umfrage nur 48% der in der Schweiz Befragten, was HPV ist, im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 63% (3). Generell werden in der Schweiz Präventionsmassnahmen zur Verminderung von HPV-assoziierten Krebserkrankungen zu wenig genutzt:
- Es existieren keine einheitlichen Impf- oder populationsbasierten Krebsführerkennungsprogramme.
- Die Durchimpfungsraten bei Jugendlichen/jungen Erwachsenen sind mit 59% (Mädchen) und 17% (Jungen) weit unter dem definierten Ziel des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) von 80% (4).
- Die Umsetzung der Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) zur Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs sind unzureichend (5); u.a. infolge fehlender nationaler Richtlinien.
- Es fehlt eine übergeordnete und koordinierte Zusammenarbeit auf nationaler Ebene.
«HPV betrifft alle Menschen. Deshalb müssen die Massnahmen und Informationen breiter verankert werden – damit jede Person geschützt und informiert über ihre Sexualität bestimmen kann», sagt Barbara Berger, Präsidentin HPV Alliance Schweiz & Geschäftsleiterin Sexuelle Gesundheit Schweiz. Für ihre künftige Arbeit haben die Mitglieder der HPV Alliance Schweiz folgende Schwerpunkte erarbeitet: Sie wollen langfristig HPV-assoziierte Krebserkrankungen eliminieren, die HPV-Gesundheitskompetenz stärken, evidenzbasierte Präventionsmassnahmen fördern, die Datengrundlage verbessern und eine bisher fehlende nationale Koordination sicherstellen.
1. World Health Organization (WHO), 17. November 2020. Global strategy to
accelerate the elimination of cervical cancer as a public health problem.
Verfügbar unter: https://www.who.int/publications/i/item/9789240014107, zuletzt eingesehen: Juni 2022.
2. Bundesamt für Gesundheit (BAG). Empfehlungen zur Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV), Februar 2008. Verfügbar unter:
https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/hpv.html, zuletzt eingesehen: Juli 2022.
3. Mücke C. Humanes Papillomavirus: Schweiz zeigt im europäischen Vergleich grosse Lücken in Wissen und Bewusstsein. Ars Medici 2019(9):332-335.
4. Bundesamt für Gesundheit BAG, Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF). HPV-Impfung: ergänzende Impfempfehlung für Jungen und Männer im Alter von 11 bis 26 Jahre. Bulletin, 2015(10): 141-149.
5. Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). Expertenbrief Nr. 50, 1. März 2018. Empfehlungen für die Gebärmutterhalskrebsvorsorge. Verfügbar unter: https://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/Formulardaten/akt_50_D_Gebaermutterhals-krebsvorsorge_01.03.18.pdf