- Das Prinzip Hoffnung
Was wir wohl lange für unmöglich hielten, ist nun plötzlich wieder da: ein Krieg in Europa, ein Krieg mit der pendenten nuklearen Drohung durch den brutalen Aggressor Russland. Ein Krieg, der in schlimmster Konsequenz zum Dritten Weltkrieg ausarten könnte und schon jetzt voraussehbar keine Sieger haben wird aber bereits unglaubliches Leid geschaffen hat.
Dies Alles passiert in der schwierigen Zeit, wo die begonnene globale Umweltkatastrophe weiter ihren Lauf nimmt und Corona die Welt weiter im Griff hat mit zudem einem wirtschaftlich gelähmten China in der Nullcovid Falle.
Man kann sich nun tausend Fragen stellen. Als Gymnasiast war das Schauspiel «In der Sache Oppenheimer» von R. Kipphardt reichhaltiger Diskussionsstoff: Robert Oppenheimer weigerte sich als Leiter des Manhattan-Projektes eine Wasserstoffbombe herzustellen. Gegen ihn wurde eine politisch motivierte Untersuchung eingeleitet: er wurde des Landesverrats bezichtigt und es wurde ihm die Verantwortung und Arbeit am Projekt entzogen. Kennedy hat ihn dann 1963 rehabilitiert, wohl mit der Erfahrung der gerade noch vermiedenen Nuklearkatastrophe in der Kubakrise 1962.
Die Position, dass gerade die Atomwaffen weitere Kriege durch ihre Abschreckung verhindern könnten, hat sich leider nicht bewahrheitet, dass wissen wir durch die vielen immer wieder neuen Kriege auf unserem Planeten. Im Schatten der nuklearen Drohung setzen sich die lokalen sog. «konventionellen» kriegerischen Auseinandersetzungen leider fort und auch hier gibt es keine Gewinner mehr und die leidende Zivilbevölkerung ist am meisten betroffen.
Ob sich die Abschreckung der Nuklearwaffen jedoch für einen Dritten Weltkrieg noch bewahrheiten wird, das können wir nun nur noch hoffen. Dass die Amerikaner gerade selber in einem hasserfüllten politischen Dilemma stecken, dessen Ende nicht absehbar ist und somit keine starke Führung haben, macht die Sache nicht einfacher. Aber es zeigt uns auch, dass Europa endlich erwachen muss zu einem gemeinsamen Handeln für den Weltfrieden. Und die Schweiz liegt im Herzen Europas. Es bleibt uns also nur die Hoffnung, dass – wie in der Kubakrise – kein böses Erwachen folgt.
So gerne hätte ich doch ein anderes Editorial geschrieben.
Prof. em. Dr. med. Thomas Cerny
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