- Was ist die «Honeymoon-Phase» beim Typ 1 Diabetes?
Wichtiges aus der persönlichen Anamnese
Weitere Erkrankungen sind bislang nicht bekannt.
Verlauf
Der Patient wurde auf ein kontinuierliches Blutzucker-Monitoring umgestellt. Nach Erstdiagnose besserte sich das HbA1c rasch auf minimal 6.9%. Aufgrund der guten Blutzuckereinstellung
sistierte der Patient selbständig das Essensinsulin (Novorapid). Bei der erneuten Verlaufskontrolle zeigte sich jedoch ein Anstieg der Blutzuckerwerte nach dem Abendessen sowie ein HbA1c von 7.7%.
Fragestellungen
Wie ist der Verlauf bei einem neu diagnostizierten Typ 1 Diabetes mellitus?
Welche Anpassungen bezüglich der Therapie sind notwendig?
Schlussfolgerungen
Der Patient hat initial nach Diagnosestellung des Typ 1 Diabetes mellitus eine «Honeymoon-Phase» durchlaufen. Diese Erholung tritt typischerweise ein, wenn sich unter der Insulintherapie die noch erhaltenen Beta-Zellen erholen und vorübergehend wieder Insulin produzieren/sezernieren können. Die «Honeymoon-Phase» kann Monate bis Jahre dauern. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Diabetes verschwunden ist, da der Autoimmunprozess die verbleibenden Beta-Zellen über die Zeit zerstört. Somit muss die Insulintherapie bei Fortschreiten der Erkrankung wieder ausgebaut werden.
Vorgeschlagene Massnahmen und Therapie
- Wir haben dem Patienten empfohlen, das Mahlzeiteninsulin (zumindest fürs Abendessen) wieder zu injizieren. Dies ist insbesondere wichtig, da eine gute Blutzuckereinstellung die noch verbleibenden Beta-Zellen schützt.
- Zudem sollte im Verlauf mit dem Patienten die Möglichkeit einer Insulinpumpentherapie besprochen werden.
Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zurich
Roger.Lehmann@usz.ch
Die Autorin hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.
der informierte @rzt
- Vol. 12
- Ausgabe 11
- November 2022