Im Fokus

Auszug aus einem kürzlich erschienenen Update (1)

Die Infektion der oberen Atemwege

Infektionen der oberen Atemwege können durch eine Vielzahl von Viren und Bakterien verursacht werden. Diese sind verantwortlich für eine Vielzahl von Patientenerkrankungen, darunter akute Bronchitis, Erkältung, Grippe und Atemnotsyndrome. Die Definition der meisten dieser Patientenerkrankungen ist schwierig, da sich die Erscheinungsbilder von Infektionen der oberen Atemwege häufig überschneiden und ihre Ursachen ähnlich sind. Infektionen der oberen Atemwege können als selbstbegrenzte Reizung und Schwellung der oberen Atemwege mit begleitendem Husten definiert werden, ohne dass eine Lungenentzündung nachgewiesen werden kann, ohne dass eine separate Erkrankung für die Symptome des Patienten verantwortlich ist oder ohne eine Vorgeschichte von COPD/Emphysem/chronischer Bronchitis. (2). Infektionen der oberen Atemwege betreffen die Nase, die Nebenhöhlen, den Rachen, den Kehlkopf und die grossen Atemwege.



Die Erkältung

Zu den Erregern der Erkältung gehören das Rhinovirus, das Adenovirus, das Parainfluenzavirus, das Respiratory Syncytial Virus, das Enterovirus und das Coronavirus. Das Rhinovirus, eine Spezies der Gattung Enterovirus aus der Familie der Picornaviridae, ist der häufigste Erreger der Erkältung und verursacht in der Hochsaison bis zu 80% aller Atemwegsinfektionen (3). Dutzende von Rhinovirus-Serotypen und häufige Antigenveränderungen unter ihnen machen die Identifizierung, Charakterisierung und Ausrottung komplex. Es wird angenommen, dass die Replikation und Infektion des Rhinovirus nach der Ablagerung in der vorderen Nasenschleimhaut mit dem mukoziliären Transport in den hinteren Nasenrachenraum und die Adenoide beginnt. Bereits 10 bis 12 Stunden nach der Inokulation können die ersten Symptome auftreten. Die durchschnittliche Dauer der Symptome beträgt 7 bis 10 Tage, sie können jedoch bis zu 3 Wochen anhalten. Die Infektion der Nasenschleimhaut und die anschliessende Entzündungsreaktion des Wirtes führen zu einer Vasodilatation und einer erhöhten Gefässdurchlässigkeit. Diese Ereignisse führen zu einer Nasenobstruktion und Rhinorrhoe, während die cholinerge Stimulation die Schleimproduktion und das Niesen auslöst.

Infektionen der oberen Atemwege gehören zu den häufigsten Erkrankungen, mit denen Beschäftigte im Gesundheitswesen im ambulanten Bereich konfrontiert werden. Die Infektion kann von einer gewöhnlichen Erkältung bis hin zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung wie einer akuten Epiglottitis reichen. Aufgrund der unterschiedlichen Ursachen und Erscheinungsformen werden Infektionen der oberen Atemwege am besten von einem interprofessionellen Team behandelt.

Der Schlüssel liegt darin, eine übermässige Verschreibung von Antibiotika zu vermeiden und gleichzeitig eine lebensbedrohliche Infektion nicht zu übersehen. Krankenschwestern und -pfleger, die diese Patienten behandeln, sollten sich mit einem Experten für Infektionskrankheiten in Verbindung setzen, wenn Zweifel an der Schwere der Infektion bestehen. Der Apotheker sollte den Patienten über Infektionen der oberen Atemwege aufklären und von der übermässigen Anwendung unerprobter Produkte absehen.

Ebenso sollte der Arzt in der Notaufnahme Patienten nicht ohne Weiteres mit Antibiotika gegen eine Erkältung nach Hause entlassen. Insgesamt führen Infektionen der oberen Atemwege zu einer sehr hohen Arbeitsunfähigkeit über kurze Zeiträume. Fehlzeiten am Arbeitsplatz und in der Schule sind keine Seltenheit; ausserdem können die Symptome lästig sein und extreme Müdigkeit ist die Regel. Die Patienten sollten dazu angehalten werden, ausreichend zu trinken, sich auszuruhen, das Rauchen einzustellen und die verordneten Medikamente einzuhalten (4).

Ätiologie

Erkältungskrankheiten stellen nach wie vor eine grosse Belastung für die Gesellschaft dar, sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht. Das häufigste Virus ist das Rhinovirus. Weitere Viren sind das Influenzavirus, das Adenovirus, das Enterovirus und das Respiratory Syncytial Virus. Bakterien können etwa 15 % der plötzlich auftretenden Pharyngitis verursachen. Das häufigste Bakterium ist S. pyogenes, ein Streptokokkus der Gruppe A.

Risikofaktoren für eine Infektion der oberen Atemwege:

– Enger Kontakt mit Kindern: Sowohl Kindertagesstätten als auch Schulen erhöhen das Risiko für eine Infektion der oberen Atemwege.
– Medizinische Störung: Menschen mit Asthma und allergischem Schnupfen haben ein höheres Risiko, an einer Infektion der oberen Atemwege zu erkranken.
– Rauchen ist ein häufiger Risikofaktor für eine Infektion der oberen Atemwege.
– Menschen mit geschwächtem Immunsystem, einschliesslich Menschen mit zystischer Fibrose, HIV, Kortikosteroiden, Transplantationen und nach einer Splenektomie haben ein hohes Risiko für eine Infektion der oberen Atemwege.
– Anatomische Anomalien wie dysmorphe Veränderungen im Gesicht oder Nasenpolyposis erhöhen ebenfalls das Risiko einer Infektion der oberen Atemwege.

Impfempfehlungen für Pneumokokken in der Schweiz

Je nach Alter und Gesundheitszustand sind für die Impfung eine oder mehrere Dosen erforderlich.

Ab Januar 2024 wird Personen ab 65 Jahren, die nicht gegen Pneumokokken geimpft sind oder nur mit Pneumovax® geimpft wurden, eine zusätzliche Impfung gegen Pneumokokken mit 1 Dosis des konjugierten Pneumokokkenimpfstoffs (PCV) empfohlen. Die Impfempfehlungen zwischen
2 Monaten und 5 Jahren sowie für Risikopersonen zwischen 5 und 64 Jahren bleiben unverändert, ebenso wie ihre Erstattung, die leider auf < 5 und ≥ 65 Jahre beschränkt ist.

Allgemeine Empfehlungen

Die Impfung gegen Pneumokokken (Prevenar13®) wird empfohlen für Kleinkinder von 2 Monaten bis 5 Jahren, um Pneumokokken-Infektionen (Hirnhautentzündung, Lungenentzündung, Blutvergiftung) zu schützen.

Quelle: Pletz MW und Bahrs C. Pneumokokkenimpfstoffe. Internist 2021;62:807-815

Literatur:
1. Pletz MW und Bahrs C. Pneumokokkemipfstoffe. Internist 2021;62:807- 815 Africano HF et al. Major adverse cardiovascular events during inva­sive pneumococcal disease are serotype dependent. Clin Infect Dis. 2021; 72:e711–e719. doi: 10.1093/cid/ciaa1427.
2. Brown AO et al. Cardiotoxicity during invasive pneumococcal disease. Am J Respir Crit Care Med. 2015;191:739–745. doi: 10.1164/rccm.201411-1951PP.
3. Wagenvoort GH et al. Long-term mortality after IPD and bacteremic versus non-bacteremic pneumococcal pneumonia. Vaccine. 2017;35:1749–1757. doi: 10.1016/j.vaccine.2017.02.037
4. Pletz MW et al. Pneumococcal vaccines: mechanism of action, impact on epidemiology and adaption of the species. Int J Antimicrob Agents. 2008;32:199–206. doi: 10.1016/j.ijantimicag.2008.01.021.
5. Pletz MW et al. Position paper on adult pneumococcal vaccination: position paper of the German respiratory society and the German Geriatric Society. Pneumologie. 2015;69:633–637. doi: 10.1055/s-0034-1393413.
6. Pletz MW,et al. Position paper on adult pneumococcal vaccination: position paper of the German respiratory society and the German Geriatric Society. Pneumologie. 2015;69:633–637. doi: 10.1055/s-0034-1393413.
7. Remschmidt C et al. Effectiveness, immunogenicity and safety of 23-valent pneumococcal polysaccharide vaccine revaccinations in the elderly: a systematic review. BMC Infect Dis. 2016;16:711. doi: 10.1186/s12879-016-2040-y.

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  • Vol. 14
  • Ausgabe 1
  • Januar 2024