Editorial

Der Klimawandel, eine existenzielle Gefahr für Mensch und Natur



Seit einigen Jahren bedroht der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen zunehmend die Erde und ihre Lebewesen.

Die sich daraus ergebenden Gefahren werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Verheerende Unwetter mit massiven Auswirkungen auf die Kulturlandschaft, die Infrastruktur und ganze Dorfteile sind leider auch in der Schweiz eine traurige Tatsache.

Die Ziele des Pariser-Abkommens mit Begrenzung auf 1.5 Grad Klimaerwärmung sind bereits unrealistisch.

Durch den Klimawandel nehmen die Hitzetage bei steigenden Temperaturen deutlich zu; sie werden sich auch über längere Zeiträume ausdehnen. Gefürchtet sind auch die Hitze-Glocken in Nordamerika, welche lange vor Ort verharren. Der CO2-Gehalt ist um 50 % höher als in der vorindustriellen Zeit und speichert die Wärme in der Atmosphäre. Die lange Lebensdauer von CO2 und weiteren Treibhausgasen führt dazu, dass die Temperaturen noch viele Jahre weiter steigen werden.

Es kommt zu einer erhöhten Sterblichkeit. Die Todesfälle sind überwiegend kardiovaskulären Ursprungs. Besonders gefährdet sind neben kleinen Kindern ältere und chronisch kranke Patienten.

Im Juni 2024 wurde in Saudi-Arabien, anlässlich der Pilgerfahrt nach Mekka (Haddsch) in der Grossen Moschee mit der «Kaaba», max. 51.8 °C gemessen. Es kam laut der Agence France-Presse insgesamt zu mehr als 1300 Toten. In Athen stieg die Temperatur Mitte Juni 2024 auf 41 °C, nachts lag diese ≥30 °C. Eine zusätzliche Gefahr sind die Waldbrände mit ihren Zerstörungen und der Luftschadstoffbelastung. Auch in den nördlichen Teilen Indiens wurden bereits im Mai 2024 sehr hohe Temperaturen von max. 50.8 °C, in Neu-Delhi von 48 °C, registriert.

Die Hitze hat auch weitere sozioökonomische Auswirkungen: auf die Bergwelt mit Gletscherschmelzungen und Erwärmung des Permafrosts mit Steinschlägen und Schlammlawinen; auf die Landwirtschaft; auf die Energie mit erhöhter Nachfrage; auf die Wasserversorgung bei weniger Gletschereis und vermehrter Verdunstungsrate mit Erschöpfung der Reserven und auf die Verluste der Wirtschaft mit Ertragseinbussen in der Landwirtschaft, im täglichen Leben in unzähligen Bereichen und deutlich höheren Gesundheits- und Folgekosten.

Das Gesundheitsrisiko wird zusätzlich durch eine Feinstaubbelastung vor allem in urbanen Gegenden potenziert. Je mehr Luftschadstoffe vorhanden sind, desto stärker wirkt die Hitze bei der Entstehung und Akutmanifestation von Herzkreislauferkrankungen. Strassenverkehrs-, Flug- und Eisenbahnlärm steigern, vor allem auch nachts, das gesundheitliche Risiko deutlich.

Doch es gibt auch Hoffnung: Die Menschheit hat immer wieder Wege gefunden, sich anzupassen. Wir haben die Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen und Schäden durch wissenschaftlichen Fortschritt und technologische Innovationen zu minimieren. Die globale Gemeinschaft ar­beitet intensiv daran, Lösungen zu finden, die sowohl die Umwelt schützen als auch die Lebensqualität verbessern. Fortschritte in der Medizin und in der Umwelttechnik bieten neue Möglichkeiten, um die Gesundheit zu fördern und die negativen Folgen der Umweltveränderungen abzumildern.

Als Ärztinnen und Ärzte tragen wir eine besondere Verant­wortung. Durch Aufklärung und Bewusstseinsbildung können wir dazu beitragen, dass Menschen besser auf die gesundheitlichen Folgen von Hitze, Luftverschmutzung und Lärm vorbereitet sind. Präventive Massnahmen und Schulungen sind essenziell, um die Risiken zu minimieren und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre der vielen interessanten Artikel in dieser Ausgabe. Trotz der schwie­rigen Weltlage erhoffen wir ruhige Sommerferientage ohne weitere Unwetter, Hitzewellen, Feinstaub- und Lärmbelastung.

Dr. med. Urs Dürst

Dr. med. Urs N. Dürst

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der informierte @rzt

  • Vol. 14
  • Ausgabe 7
  • Juli 2024