- Impfpräferenzen gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis in vier europäischen Ländern
Die FSME gilt in 27 europäischen Ländern als endemisch (4, 5), wobei die Endemizität innerhalb der einzelnen Länder von Region zu Region variieren kann (4). Es wird von 5–12 000 Fällen pro Jahr in Europa ausgegangen (6), wobei leichte oder asymptomatische Fälle wahrscheinlich untererfasst sind (5, 7, 8) und die Meldegewohnheiten von Land zu Land stark variieren (2). Neuere Berichte deuten darauf hin, dass die Zahl der FSME-Fälle in Europa allein in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen hat (9–11). Die möglichen Gründe hierfür sind komplex und multifaktoriell, doch scheinen längere Aufenthalte im Freien in zeckenverseuchten Gebieten, erhöhte Exposition durch wenig verarbeitete und lokal produzierte Lebensmittel sowie klimatische Veränderungen, die eine erhöhte Vektoraktivität und -ausbreitung begünstigen, die treibenden Faktoren zu sein (12).
Im letzten Jahr wurde eine Studie veröffentlicht, die die FSME-Impfpräferenzen und das motivierende Verhalten von Menschen in FSME-endemischen Regionen in Europa untersuchte, um die wichtigsten Verbesserungsmöglichkeiten für verschiedene Strategien aufzuzeigen (13).
Methoden
Es wurde eine Online-Befragung der allgemeinen Öffentlichkeit in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Schweden durchgeführt. Die Teilnehmer waren ≥ 18 Jahre alt, offen für eine Impfung und lebten in FSME-endemischen Regionen der genannten Länder oder reisten regelmässig dorthin. Die Teilnehmer wurden nach ihrem allgemeinen Impfwissen und ihren Motiven für eine Impfung befragt, bevor sie die Wichtigkeit von FSME-Impfstoffmerkmalen wie Wirksamkeit, Sicherheit, Dosierungsschema und Auffrischungsintervall bewerteten. Anschliessend wurden den Teilnehmern drei hypothetische FSME-Impfstoffprofile mit unterschiedlichen Kombinationen von Eigenschaften vorgelegt. Unter der Annahme gleicher Wirksamkeit und Sicherheit wurden die Teilnehmer gebeten, im Rahmen einer «Discrete-Choice-Conjoint-Analyse» ihr bevorzugtes Profil aus 12 Auswahlmöglichkeiten auszuwählen. Zur Darstellung der Bedeutung der einzelnen Attribute wurden Nutzenwerte berechnet. Die Daten werden für die gesamte Umfragegruppe sowie nach Alter und Geschlecht dargestellt, wobei t-Tests zum Vergleich der Mittelwerte verwendet wurden.
Resultate
Für 73 % der Teilnehmer (n = 1003/1379) war der Selbstschutz einer der drei wichtigsten Gründe, sich impfen zu lassen. Die Schwere der Erkrankung, der Schutz der Kinder oder der Familie und der Rat oder die Empfehlung eines Arztes/einer medizinischen Fachkraft waren für mehr als die Hälfte der Teilnehmer die drei wichtigsten Gründe. Die Mehrheit (58–69 %) stimmte zu oder stimmte voll und ganz zu, dass sie ihrem Arzt/Fachkraft im Gesundheitswesen in Bezug auf Impfstoffe vertrauen, dass sie sich auf das Impfwissen ihres Arztes/Fachkraft im Gesundheitswesen verlassen und dass sie es vorziehen, dass ihr Arzt/HCP Empfehlungen dazu abgibt, welche Impfstoffe sie oder ihre Familie nehmen sollten. Bei den FSME-Impfprofilen mit 3-, 5- und 10-jährigen Auffrischungsintervallen war jedoch das 10-jährige Auffrischungsintervall das einflussreichste Attribut bei der Wahl des bevorzugten Impfprofils (Nutzenscore: 0.58 [Standardfehler: 0.01]). Zwischen den einzelnen Alters- und Geschlechtsuntergruppen wurden Unterschiede bei den Motivatoren und Präferenzen festgestellt.
Schlussfolgerungen
Der hohe Grad der Abhängigkeit von Ärzten/Fachkräfte im Gesundheitswesen unterstreicht die Schlüsselrolle, die Ärzte/Fachkräfte im Gesundheitswesen bei der Beeinflussung von Impfstoffentscheidungen spielen. Bei der Auswahl eines hypothetischen FSME-Impfstoffprofils war das Auffrischungsintervall die wichtigste Entscheidungshilfe, wobei ein 10-jähriges Auffrischungsintervall am stärksten bevorzugt wurde. Diese Ergebnisse könnten als Grundlage für FSME-Impfempfehlungen und für die weitere Entwicklung von FSME-Impfstoffen dienen.
Quelle
Zacharias C et al. What makes patients tick? Vaccine preferences against tick-borne encephalitis in four European countries. BMC Infect Dis 2024 Oct 13;24:1151. doi: 10.1186/s12879-024-10045-4
riesen@medinfo-verlag.ch
1. Yoshii K. Epidemiology and pathological mechanisms of tick-borne encephalitis. J Vet Med Sci. 2019;81(3):343–7.
2. Kunze M et al. Recommendations to improve tick-borne encephalitis surveillance and vaccine uptake in Europe. Microorganisms 2022;10(7):1–16.
3. Schielein L, et al. Tick bites in different professions and regions: pooled cross-sectional study in the focus area Bavaria, Germany. BMC Public Health 2022;22(1):234
4. Centers for Disease Control and Prevention. Areas at risk for tick-borne encephalitis. 2024. Available from: Areas at Risk for Tick-borne Encephalitis | Tick-borne Encephalitis Virus | CDC. https://www.cdc.gov/tick-borne-encephalitis/data maps/?cdc_aaref_val=https://https://www.cdc.gov/tick-borne-encephalitis/geographicdistribution/index.html.
5. Riccardi , et al.. Tick-borne encephalitis in Europe: a brief update on epidemiology, diagnosis, prevention, and treatment. Eur J Intern Med. 2019;62:1–6
6. European Centre for Disease Prevention and Control. World Health Organization Europe. Tick-borne encephalitis in Europe. 2014. Available from: https://www.ecdc.europa.eu/sites/default/files/media/en/healthtopics/vectors/world-health-day-2014/Documents/factsheet-tick-borne-encephalitis.pdf#:~:text=Approximately%205000-12%20000%20cases%20of%20TBE,are%20reported%20in%20Europe%20each%20year. Accessed Mar 2024.
7. World Health Organization. Tick-borne encephalitis. 2023. Available from: https://www.who.int/health-topics/tick-borne-encephalitis/#tab=tab_1. Accessed Mar 2024.
8. Albinsson B et al. Seroprevalence of tick-borne encephalitis virus and vaccination coverage of tick-borne encephalitis, Sweden, 2018 to 2019. Euro Surveill. 2024;29(2):2300221
9. Jenkins VA, et al. The epidemiology of infectious diseases in Europe in 2020 versus 2017–2019 and the rise of tick-borne encephalitis (1995–2020). Ticks Tick Borne Dis. 2022;13(5): 101972.
10. Slunge D et al. Burden of tick-borne encephalitis. Sweden Emerg Infect Dis. 2022;28(2):314–22
11. Van Heuverswyn J et al. Spatiotemporal spread of tick-borne encephalitis in the EU/EEA, 2012 to 2020. Euro Surveill. 2023;28(11):2200543.
12.Saegerman C et al. First expert elicitation of knowledge on possible drivers of observed increasing human cases of tick-borne encephalitis in Europe. Viruses. 2023;15(3):791
13. Zacharias C et al. What makes patients tick? Vaccine preferences against tick-borne encephalitis in four European countries. BMC Infect Dis 2024 Oct 13;24:1151. doi: 10.1186/s12879-024-10045-4
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- Januar 2025