Journal Watch

Literaturbesprechung solide Tumoren

PFS als klinische Masseinheit



Kovic B et al. Evaluating progression-free survival as a surrogate outcome for Health Related Quality of Life in Oncology. A systematic review and quantitative analysis. JAMA Intern Med. 2018; 178: 1586-1596. doi:10.1001/jamainternmed.2018.4710

Seidman AD et al. National Cancer Institute Breast Cancer Steering Committee Working Group Report on meaningful and appropriate end points for clinical trials in metastatic breast cancer. J Clin Oncol 2018; 36: JCO1800242. Doi:10.1200/JCO.18.00242 Epub.

Booth CM, Eisenhauer E. Progression-free survival: meaningful or simply measurable? J Clin Oncol 2012; 30: 1030-1033

Wesentliche Punkte: Progressionsfreies Überleben (PFS) zu messen, hat sich in vielen klinischen Onkologie-Studien eingebürgert, vor allem bei palliativen Tumortherapien; der Endpunkt geniesst allgemeine Akzeptanz. Die Bestimmung dieser klinischen Masseinheit reflektiert jedoch nicht in jedem Fall und nicht mit Sicherheit bessere Lebensqualität und/oder längeres Überleben. Die Autoren führten (verdienstvoll) eine Meta-Analyse von randomisierten klinischen Krebsstudien durch, um den Zusammenhang zwischen PFS und Lebensqualität (Health-Related Quality of Life HRQoL) zu erhärten oder zu widerlegen; sie versuchten demnach, PFS als Surrogat-Marker für die praktischklinische Güte einer Krebstherapie zu validieren. Aus 35’960 Berichten publiziert in den Jahren 2000 bis 2016 selektionierten sie (aufgrund ihrer vormals festgelegten Kriterien) 52 Artikel zu 38 Studien. Die Schlussfolgerung ist ernüchternd: «We failed to find a significant association between PFS and HRQoL in cancer clinical trials».

Chioreso C et al. Association between hospital and surgeon volume and rectal cancer surgery outcomes in patients with rectal cancer treated since 2000:  systematic literature review and meta-analysis. Dis Colon Rectum 2018; 61: 1320–1332

Investition in die Zentralisierung der Rektumkarzinom-Therapie lohnt sich

Zusammenfassung: die erfolgreiche Primärtherapie des Rektumkarzinoms erfordert den Einsatz eines eingeschworenen Teams verschiedener klinischer Krebsspezialisten, und vor allem von Chirurgen, die Übung haben mit diesen heiklen Eingriffen. Der Chirurge und sein Können (oder seine fehlende Übung) sind meist match-entscheidend für das weitere Schicksal eines Patienten mit Rektumkarzinom – Komplikationen sind belastend und teuer; Rezidive in vielen Fällen nicht mehr kurativ therapierbar. Der logische Zusammenhang zwischen hohen Fallzahlen an einem Spitalzentrum und besseren Therapieresultaten ist in der Literatur bestens belegt, die vorliegende Studie stösst ins gleiche Horn. Sie fasst alle Studien (aus diversen Kontinenten) zum Thema zusammen, die zwischen 2000 und 2017 publiziert wurden. Alle klinisch relevanten Messpunkte (Überleben, Komplikationsrate, etc) fielen besser aus in Zentren mit hohem Patientenaufkommen. Die USA stehen schlechter da als Europa – offenbar weil sie weniger Energie in die Zentralisierung der Rektumkarzinom-Therapie investieren als viele europäische Länder. Was zählte als «high volume»? Tab. 1 gibt Werte an zwischen > 20 bis teilweise > 100 Patienten pro Jahr pro Zentrum; und > 10 bis > 25 Fälle pro Chirurg (Angaben zu «surgeon volume» nur für die Minderzahl der Kliniken).

Prof. em. Dr. med. Martin Fey

Bern

martin.fey@insel.ch

Beratungsmandat Nestlé Health Sciences, Epalinges – Aktien bei Novartis, Roche, und Johnson&Johnson

info@onco-suisse

  • Vol. 9
  • Ausgabe 2
  • April 2019