- Langzeiteffekt von Finasterid auf die Mortalität an Prostatakarzinom
Einer von neun Männern erhält im Laufe seines Lebens die Diagnose eines Prostatakarzinoms. Im Prostate Cancer Prevention Trial, bei dem 18882 Männer während 7 Jahren randomisiert entweder mit Finasterid oder Plazebo behandelt wurden, schien es, dass unter Behandlung mit Finasterid ein höheres Risiko für ein hochgradiges Karzinom mit einem Gleason-Score von 7 bis 10 vorhanden sei, wobei das Risiko für Prostatakarzinom insgesamt um 24.8% von 24,4% auf 18,4% reduziert war. Die Fragen, ob sich diese Befunde in der Überlebenskurve oder der Mortalität an Prostatakarzinom niederschlage, wurden in Analysen der Langzeitresultate nun geklärt.
Bereits 2013 wurde publiziert, dass die 15-Jahr-Überlebensraten in beiden Therapiegruppen mit 78% resp. 78,2% faktisch gleich sind. Neu wurde nun die Mortalität an Prostatakarzinom sowie allen anderen Ursachen über im Median 18.4 Jahre ausgewertet. Von den 9423 zu Finasterid randomisierten Männern sind 3048 verstorben, 42 an den Folgen des Prostatakarzinoms. Von den 9457 Männern unter Plazebo sind 2979 verstorben, 56 an den Folgen eines Prostatakarzinoms. Die daraus berechnete Risikoreduktion um 24.7%, an den Folgen eines Prostatakarzinoms zu versterben, ist wegen der kleinen Fallzahl nicht signifikant.
Das Paradox einer höheren Inzidenz von nachgewiesenen hochgradigen Karzinomen unter Finasterid bei gleichzeitig mindestens nicht erhöhter Mortalität kann erklärt werden durch eine verbesserte Testperformance des PSA-Tests unter Finasterid, einer aussagekräftigeren rektalen Palpation und besseren Trefferquote der Biopsie (Redman 2008).
Zusammenfassend kommen die Autoren zum Schluss, dass Finasterid als generischer Wirkstoff verwendet werden kann, um Symptome des unteren Harntraktes zu behandeln und Komplikationen solcher Symptome zu vermeiden. Zudem kann er eine Rolle spielen in der Prävention von Prostatakarzinom. Die früheren Befürchtungen, dass eine Assoziation zwischen Finasterid und erhöhtem Risiko für vorzeitigen Tod infolge eines hochgradigen Prostatakarzinoms bestehe, sind nicht bestätigt worden.
Quelle: Goodman P.J. et al. Long-Term Effects of Finasteride on Prostate Cancer Mortality. N Engl J Med 2019; 380:393-394
Facharzt FMF Innere Medizin und Gastroenterologie
Neuhausstrasse 18
8044 Zürich
Schulthess_hk@swissonline.ch