Heimeli

Geniessen zwischen Arosa und Davos



Diese Wanderung habe ich meiner Frau als Überraschung und zum Geniessen geschenkt. Was liegt da näher als das Heimeli
in Sapün – Name ist Programm. Das Heimeli liegt oberhalb des Weilers Chüpfen, am Weg von Langwies zum Strelapass. Es ist ein altes Walserhaus mit einer über dreihunderjährigen Geschichte. Seit über hundert Jahren dient es als Gasthaus und Herberge. Das Lärchenholz der Aussenwände ist vom Wetter gegerbt und von der Sonne verbrannt. Betritt man die Herberge, so glaubt man sich in eine andere Zeit zurückversetzt. Den Gast erwarten gemütliche Holzstuben und eben heimelige Zimmer, in denen es sich herrlich träumen lässt.
Am Nachmittag des ersten Tages lassen wir die Seele baumeln und geniessen im Liegestuhl die warme Augustsonne. Weit oben in den Planggen der Chüpfenflue können wir mit dem Feldstecher ein grosses Rudel von über 40 Hirschen beobachten und die Geländegängigkeit dieser Tiere bewundern. Es scheint als ahnen sie die nahende Jagd und haben sich deshalb ins Banngebiet zurückgezogen.
Wir sind mit dem Auto angereist, da wir für den zweiten Tag eine grössere Rundwanderung planen und uns danach den langen Abstieg nach Langwies ersparen wollen. Das schmale Natur­strässchen von Langwies nach Sapün ist stellenweise sehr steil und etwas abenteuerlich, sicher nichts für tiefergelegte Fahrzeuge und schwache Nerven. Am Nachmittag auf der Terrasse werden wir mit warmen Pilzen auf einem frischen, reich mit Früchten garnierten Salat und später mit Malanser Schaumwein verwöhnt, am Abend in der Gaststube mit einem herrlich mundenden Wildschweinpfeffer, den wir mit einem fruchtigen Pinot Noir aus der Bündner Herrschaft veredeln. Wer am Heimeli vorbeigeht, tut sich wahrlich keinen Gefallen.
Ausgeruht steigen wir am nächsten Morgen zum Strelapass auf. Die Sicht ist klar und reicht im Osten über das Schanfigg hinaus bis zum Tödi und Oberalpstock. Nach Westen öffnet sich dann das Panorama auf dem weiteren Höhenweg vom Silvretta-Massiv über das Flüela-Wiss- und -Schwarzhorn bis hin zum Piz Kesch und Piz d’Err, zu den Bergeller Bergen sowie gegen den Piz Ela und die Corn da Tinizong hin, um nur einige der markantesten Gebirgsgruppen und Berge zu nennen. Zu unseren Füssen liegen die Täler Flüela, Dischma und Sertig sowie jene im Monsteingebiet.

Auf dem Strelapass wenden wir uns gegen Südwesten und folgen dem Höhenweg zur Latschüelfurgga zwischen Chüpfenflue und Wannengrat. Im Westen liegen der Trittpass und die Mederger Flue. Auf dem Pass habe ich vor vielen Jahren einmal während einer
längeren Alpenquerung gezeltet und auf der Mederger Flue den Sonnenuntergang genossen – ein unvergessliches Erlebnis. Wir queren zum Sattel zwischen Wannengrat und Chörbsch Horn und weiterhin gegen Südwesten zur Chörbschhornhütte. Im Westen können wir nun die Schwifurgga zwischen Mederger Flue und Schafgrind sehen, unserem nächsten Ziel, das wir durch das Tälchen des Sutzibachs in kurzer Zeit erreichen (Abb. 1 und 2). Hier wimmelt es nur so von Murmeltieren und wir können ein neugieriges Jungtier aus unmittelbarer Nähe beobachten.
Der Abstieg von der Schwifurgga nach Tieja, zwischen den Kalksteinwänden der Mederger und Tiejer Flue hindurch, ist im oberen Teil sehr abschüssig und rutschig. Vorsicht ist also geboten. Mehrere grosse Murzüge lassen die Gefährlichkeit der Hänge bei lang anhaltendem Regen erkennen. Von Tieja über Tschuggen nach Medergen folgen wir einem Fahrsträsschen (Abb. 3). Herrlich ist dabei der weite Rundblick über das Schanfigg. Im Restaurant Alpenrose kehren wir zu einer Erfrischung ein, bevor wir über eine sanfte Gegensteigung die Wangegg umrunden und über die Chüpferalp in Richtung des gleichnamigen Weilers von Sapün absteigen. Oberhalb von Chüpfen zweigt ein schmaler Pfad ab, über den wir direkt zum Heimeli hinüberqueren können (Abb. 4). Auch hier haben mehrere Murgänge den ehemaligen Weg verschüttet und das Anlegen einer neuen Trasse mit Brücke über den Sapüner Bach notwendig gemacht.
Nach einer erfrischenden Dusche beschliessen wir diese bezaubernden zwei Tage mit einem erneut köstlichen Abendessen, u.a. mit einem Sapüner Cordon bleu, das durch eine herrliche Füllung mit Rohschinken, Pilzen und Käse besticht, während oben in der Wand der Chüpfer Flue die Hirsche wieder auftauchen.

Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo

Riedstrasse 9
6430 Schwyz

christian.besimo@bluewin.ch

der informierte @rzt

  • Vol. 8
  • Ausgabe 10
  • Oktober 2018