- Behandlungsmöglichkeiten bei schmerzhafter Polyneuropathie
Die pharmakologischen Behandlungen für schmerzhafte Poly-neuropathie haben sich seit mehr als einem Jahrzehnt nicht wesentlich verändert und weniger als die Hälfte der Patienten erlangen eine adäquate Schmerzlinderung durch Erstlinienbehandlungen. Daher wird nach individuellen Prädikatoren gesucht, die eine Optimierung der Therapie erlauben könnten.
Zu diesem Zweck analysierten Forscher der dänischen Universitäten von Odense und Aarhus Daten aus vier veröffentlichten randomisierten, kontrollierten Studien zur medikamentösen Behandlung von schmerzhaften Polyneuropathien, um zu testen, ob ein ursächlicher Diabetes mellitus und die Dauer der neuropathischen Schmerzen einen Einfluss auf die Wirksamkeit der Medikamente hätten. Die Studien hatten ein Cross-Over-Design und waren ähnlich in Bezug auf Ergebnisaufzeichnungen und Registrierung von basalen Symptomen, Zeichen und quantitativen sensorischen Tests. Es wurden 244 Patientenakten über die Behandlung mit drei Antidepressiva (Imipramin, Venlafaxin, Escitalopram) und zwei Antikonvulsiva (Pregabalin, Oxcarbazepin) analysiert.
Diabetes als Ursache der Polyneuropathie hatte keinen Einfluss auf die Wirkung der Antidepressiva Imipramin, Venlafaxin oder Escitalopram, es bestand aber eine signifikante Interaktion mit dem Effekt von Antikonvulsiva bei Diabetikern (0,86 Punkte auf der numerischen Bewertungsskala (NRS-Punkte), p = 0,021) mit der stärksten Interaktion für Oxcarbazepin (1,47 NRS-Punkte, p = 0,032). Bezüglich Dauer der neuropathischen Schmerzen und der Behandlung mit Antidepressiva ergab sich eine Interaktion zugunsten einer besseren Wirkung bei Fällen mit einer Symptomdauer von weniger als 3 Jahren (0,62 NRS-Punkte, p = 0,036). Hingegen wirkten Antikonvulsiva tendenziell am besten bei einer Dauer der Schmerzen von mehr als 3 Jahren.
Die Autoren sind der Ansicht, dass trotz der geringen Stichprobengrösse und der begrenzten Anzahl von Medikamenten der Schluss gezogen werden kann, dass eine diabetische Ätiologie der
Polyneuropathie mit besserer Wirksamkeit von Antikonvulsiva zur Schmerzbehandlung assoziiert sei und bei kurzer Dauer der neuropathischen Schmerzen mit besserer Wirksamkeit von Anti-
depressiva.
Quelle: Impact of etiology and duration of pain on pharmacological treatment effects in painful polyneuropathy. Sindrup SH et al.: Eur J Pain 2017;21:1443-50
Facharzt FMF Innere Medizin und Gastroenterologie
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