Fortbildung - AIM

Diagnostik mit neuen spezifischen Allergenkomponenten

Bienen- und Wespengiftallergie

Für die Praxis ist nicht nur die korrekte Therapie der akuten allergischen Reaktion nach einem Bienen- oder Wespenstich von Bedeutung, sondern ebenfalls die adäquate Beratung über die Verhaltensmassnahmen. Die meisten Insektengiftallergiker können das auslösende Insekt nicht klar identifizieren. Bei über 50% der Patienten werden zudem bei der IgE-Bestimmung im Serum Sensibilisierungen gegen Bienen- und Wespengift nachgewiesen. In diesen Fällen hilft die moderne molekulare Allergiediagnostik mit Insektengiftkomponenten, das auslösende Insekt klar zu identifizieren, zudem werden relevante Zusatzinformationen geliefert, die den Arzt bei der optimalen Patientenbehandlung unterstützen.



The allergists like to be in Pharaoh Menes of the 1st Dynasty of Egypt the first allergic person in world history. Waddell (1) he was in an old age – about 2641 BC. – died during a trip to the British Isles as a result of a sting by a wasp or a hornet. Menes had been killed by a kheb. The symbol on its hieroglyph can be interpreted as a sting, but also as a “hippopotamus” (hippopotamus). According to Krombach et al. (2) Pharaoh Menes is a mythical figure and there are doubts as to whether he really existed.
In any case, an average of 3 deaths from a bee or wasp venom allergy are recorded annually in Switzerland (Table 1), with no deaths in the 0 to 19 year age group; It was shown that they did not respond to an emergency reaction.

Allergic reactions to hymenoptera stings and their frequency

It is common to classify the allergic reactions to insect bites, from urticaria to allergic shock, to grades I-IV according to Table 2 (3). In Europe, allergic reactions are mainly to bee or wasp stings (Hymenoptera) to be expected. Bumblebee bites are extremely rare and occur in Switzerland especially in biologists who study the behavior of the bumblebee scientifically. The 1991 SAPALDIA cross-sectional study also asked 8 322 people for the presence of insect venom allergies and carried out an allergy test for bees and wasp venom in the blood. 13.1% reported that they had an allergy to insect venom; 2.3% complained of a severe general reaction (anaphylactic shock, severe respiratory distress), 1.

Treatment of anaphylactic reaction and self-medication

The treatment of the allergic reaction by the physician has been extensively reported in this journal (5). In an emergency, adrenaline is the drug of choice and immediate in to apply (adults 0.3-0.5 mg im, children 0.01 mg / kg body weight). It is important that the insect sting allergic receives from the doctor an emergency kit, which he must always carry on himself. The emergency kit contains a fast-acting antihistamine, eg 2 tablets of 5 mg levocetirizine (Xyzal®) and one corticosteroid preparation, eg 2 tablets of Prednisone / Prednisolone (Spiricort®) à 50 mg. All four tablets should be taken by adults and children from the age of 12 years immediately after hymenoptera bites, without waiting for any reaction. In infants, the antihistamine can be used as drops (eg 10 – 20 drops of Xyzal® 5 mg / ml or 20 – 40 drops [1 – 2 ml] of Fenistil® or 10 – 20 ml of Tavegyl® syrup) and additionally water-soluble cortisone tablets (betamethasone, Betnesol® a 0.5 mg) , In addition, allergy sufferers with high clinical severity must also carry an adrenaline preparation as an autoinjector (Epipen®). This medicine belongs to the list B and is therefore prescription. For adults and children over 25 kg body weight Epipen® is administered with 0.3 mg adrenaline, in children with a body weight of 7.5-25 kg Epipen Junior® with 0.15 mg adrenaline is available. Patients must be accurately instructed in the use of the adrenaline auto-injector. Also the expiry date and on the storage (not in the heated car in the summer leave!) Must be considered. In children under 7.
In a bee sting the allergic person should not touch the poison sting, because at the upper end the poison bladder finds and otherwise penetrates further insect venom. The spine can be removed tangentially with a fingernail, with tweezers or with a sharp-edged object (eg pocket knife). The poison intake can be delayed by cooling (ice packs) at the sting site. A finger, arm or leg can easily be tied off for 15 minutes. Even the non-allergic person should consult a doctor immediately in case of a puncture event, as a grotesque tongue swelling or laryngeal edema may cause acute respiratory distress.

Diagnosis of insect venom allergy

In der heutigen Allergieabklärung ergänzt die molekulare Allergiediagnostik die In-Vitro-(IgE-Bestimmung auf Bienen- und Wespengift) und beim Allergologen die In-Vivo-Testung mit Gift-extrakten, wobei bei über 50% der Patienten doppelte Sensibilisierungen gegen Bienen- und Wespengift nachgewiesen werden. Gemäss Informationen von ThermoFisher ist in den meisten Fällen die Doppelpositivität bei Insektengiftallergikern im Sensibilisierungstest auf spezifisches IgE gegen die kreuzreaktiven, klinisch meist nicht relevanten Kohlenhydrat-Determinanten (CCD) zurückzuführen, die sowohl im Bienen- als auch im Wespengift enthalten sind (6). Die spezifischen ImmunoCAP Allergenkomponenten aus Bienen- und Wespengift sind biotechnologisch hergestellt (rekombinant) und enthalten deshalb keine kreuzreaktiven CCDs. Mit ihnen können Primärsensibilisierungen nachgewiesen werden. Für die Wespengift-Allergie kann mit der Testung von zwei Allergenkomponenten (rVes v 1 und rVes v 5, Tabelle 3) eine Sensitivität von ca. 96% erreicht werden (7). Für die Bienengift-Allergie gibt es mit Einführung der neuen spezifischen Allergenkomponente Api m3 nun ebenfalls die Möglichkeit, eine Sensitivität von über 90% zu erreichen (Tab. 3) ( 7).

Spezifische Immuntherapie bei Insektenstichallergie

Die Anamnese betreffend Schweregrad der allergischen Reaktion (Tab. 1), das Intervall bis zum Auftreten der Symptome, insbesondere die Erfassung von Schockfragmenten wie Larynxödem, Dyspnoe, Schwindel, Todesangst, Blutdruckabfall, sind in erster Linie zur Indikationsstellung einer allergen-spezifischen Immuntherapie (ASIT), und damit zur Überweisung an einen Allergologen oder an eine Allergiepoliklinik, von Bedeutung. Auch dient die allergologische Diagnostik zur Differentialdiagnose, eine echte allergische Insektenstichreaktion von neurovegetativen Reaktionen wie vagovasale Synkope oder Hyperventilationssyndrom zu unterscheiden. Auch muss durch Inspektion des Integumenten und der Bestimmung der Serum-Tryptase eine systemische Mastozytose ausgeschlossen werden. Unbestritten ist die Indikation zur ASIT bei schweren Allgemeinreaktionen mit kardiovaskulärer oder respiratorischer Symptomatik und positiven diagnostischen Allergietests. Eine ASIT gegen Wespengift ist in etwa 95% der Fälle erfolgreich, bei Bienengift in etwa 85%, wobei der Schweregrad der Reaktion in der Regel bei allen Patienten abnimmt. Lange Zeit waren Patienten, die Betablocker und ACE-Hemmer einnahmen, von einer AST mit Insektengiften ausgeschlossen. Inzwischen liegen jedoch Studien vor, die nachweisen, dass die Sicherheit einer ASIT dadurch nicht beeinträchtigt wird (9). Prinzipiell stehen als Möglichkeiten für eine ASIT die klassische ambulante Therapie, die Behandlung unter Spitalaufenthalt während 5 Tagen (Rush-Therapie) oder die sogenannte Ultra-Rush-Therapie unter Intensivüberwachung zur Verfügung. Beim «Ultra-Rush-Verfahren» injiziert der Allergologe sechs oder sieben Spritzen an einem Tag, bis zum Erreichen der gewünschten Enddosis von 100 μg Gift. Während dieser Zeit werden die Kreislaufparameter ständig kontrolliert. Wenn es dem Allergiker gut geht, kann er an dem Abend nach Hause gehen. Die Wahl der AST-Modalität überlässt der Hausarzt am besten dem Allergologen und dem Wunsch des Patienten. Nach einigen Injektionen der Erhaltungstherapie beim Spezialisten kann der Hausarzt anschliessend die Erhaltungsdosis von 100 μg Gift, entsprechend etwa 2 Bienen- und 5 Wespenstichen, verabreichen. Es wird empfohlen, die Immuntherapie in monatlichen, später etwa in 6-wöchigen Intervallen, während 5 Jahren durchzuführen, wobei der Allergologe über ihre definitive Absetzung zu Rat einbezogen werden sollte.
Wird auf Grund der klinischen Reaktion entschieden, keine AST durchzuführen, empfehle ich, jährlich die spezifische Serologie zu wiederholen, um festzustellen, ob mit der Zeit sich der Sensibilisierungsgrad abgeschwächt oder ob sogar nach Jahren die Sensibilisierung verschwunden ist, falls keine interkurrenten Stiche erfolgten. Bei erneutem Stich, auch wenn durch die Notfalltherapie keine oder nur eine schwache Reaktion auftrat, soll innerhalb von 6 Monaten erneut eine Serologie durchgeführt werden, um festzustellen ob der Titer an IgE-Antikörpern durch das Booster massiv angestiegen ist.

Prof. em. Brunello Wüthrich

Facharzt FMH für Allergologie und Immunologie
Facharzt FMH für Dermatologie
Langjähriger Leiter der Allergiestation am Universitätsspital Zürich
8125 Zollikerberg

bs.wuethrich@bluewin.ch

Der Autor hat in Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.

  • 2-3% der Schweizer Bevölkerung haben eine schwere allergische Reaktion nach einem Bienen- oder Wespenstich erlitten und im Durchschnitt kommen jährlich 3 Todesfälle infolge einer Insektengift-Anaphylaxie vor.
  • Im Notfall ist Adrenalin das Medikament der Wahl und sofort i.m. zu applizieren (Erwachsene 0,3–0,5mg i.m., Kinder 0,01 mg/Kg Körpergewicht)
  • Alle Insektenstichallergiker sollten einen Adrenalin-Autoinjektor und Notfalltabletten (z. B. 2 x 5 mg Levocetirizin und 2 x 50 mg Prednison) mit sich führen
  • Die Handhabung des Adrenalin-Injektors ist genau zu instruieren und das Verfalldatum sollte regelmässig kontrolliert werden
  • Bei der IgE Bestimmung auf Bienen- und Wespengift kommt bis in über 50% der Fälle eine Doppelpositivität zum Vorschein. Diese ist auf die meist nicht relevanten Kohlenhydrat-Determinanten (CCD) zurückzuführen, die sowohl im Bienen- als auch im Wespengift enthalten sind
  • Zur Identifizierung des allergieauslösenden Insektes und um den Grad der Sensibilisierung abzuschätzen ist – nebst der Anamnese mit Einteilung des Allergieschweregrades – die serologische Allergiediagnostik mit Bestimmung der spezifischen Giftkomponenten geeignet.
  • Die Hauptallergene von Bienengift sind das Api m1 (CAP i208), die Phospholipase A2, und das Api m 3 (CAP i215, die saure Phosphatase) und von Wespengift rVes v 1 (i211), die Phospholipase A1, und rVes v 5 (i209), das Antigen 5. Die rekombinante Allergene rVes v 1 und rVesp 5 sind CCD-freie Rekombinantproteine.
  • Nach einer schweren Allgemeinreaktion soll der Patient einem Allergologen zur Indikationsstellung einer spezifischen Immuntherapie zugewiesen werden

1. Waddell LA. Egyptian civilization, it’s Sumerian origin and real hronology. and
Sumerian origin of egyptian hyeroglyphs. IV. Menes tragic death in atlantic island, c. 2641 B.C. With decipherment of Sumerian inscriptions on ebony labels in his tomb in Egypt. Luzac & Co., London, 1930; pp.60-70.
2. Krombach J, Kampe S, Keller CA, Wright PM. Pharaoh Menes’ death afteran
anaphylactic reaction – the end of a myth. Allergy 2004; 59: 1234-1235.
3. Wüthrich B. Classification of sting insect sensitivity. J Invest Allergol Clin Immunol 2001; 11(2): 132.
4. Strupler W, Wüthrich B, Schindler Ch, SAPALDIA-Team. Prävalenz der Hymenopterengiftallergien in der Schweiz: eine epidemiologische und serologische Studie der SAPALDIA-Stichprobe. Allergo J. 1997; 6 Suppl. 1: S7- S11
5. Müllner GF. Anaphylaxie – die dramatischste allergische Überempfindlichkeitsreaktion. Der allergische Zwischenfall. der informierte arzt 2015; 02: 33-35.
6. http://www.phadia.com/Global/Market%20Companies/Germany/Dokumentenbibliothek/Promotionsmaterial%20Allergie/Insektengift-Allergie/Insektengift-Allergie%20Brosch%C3%BCre%2012-2016.pdf
7. http://www.phadia.com/en/Products/Allergy-testing-products/ImmunoCAP-Allergen-Information/Venoms/Allergen-Components
8. Köhler J et al. Component resolution reveals additional major allergens in patients with honeybee venom allergy. J Allergy Clin Immunol 2014; 133: 1383-1389.
9. Sturm GJ, Varga EM, Roberts G, Mosbech H et al. EAACI guidelines on allergen immunotherapy: Hymenoptera venom allergy. Allergy.2018; 73:744–764.
https://doi.org/10.1111/all.13262.