- Über die kargen Schrattenfelder am Pragelpass
Gleich oberhalb der Hütten beginnen die Schrattenfelder am Rampferenstöckli, die jeden Tropfen Wasser in der Tiefe der zahllosen Schründe verschwinden lassen (Abb. 2). Die grauen Karren und Schratten, die im Licht- und Schattenspiel der Sonne mit den Wolken immer wieder weiss aufleuchten, narren das Auge, als wären sie ein vor Ewigkeiten zu Stein erstarrter Gletscher. Kein Wunder, dass sich um diese abweisende Felsenwüste ungezählte Sagen und Geschichten ranken. Der Weg ist heute gut markiert im Gegensatz zu früheren Zeiten. Trotzdem wünscht man sich keinen Nebel und schon gar keinen Schneefall, der die Wegzeichen überdecken würde.
Im östlichen Ausläufer der Butzenwand braucht es auch einmal die Hände, um ein paar grössere Stufen zu überwinden. Im Bereich des Ochsenstrichs verlässt der Weg für einen Augenblick die scharfen Schrattenklüfte und führt über Kies zum Gipfelaufschwung, hinter dem endlich das Massiv des Glärnisch mit dem Vrenelisgärtli auftaucht (Abb. 3). Gegen Südosten ragt der Bös Fulen und der Grisset auf, im Süden der Pfannenstock. Im Norden liegen die steilen Wände des Drus- und Forstbergs, gegen Westen reicht der Blick weit über das Muotathal hinaus.
Ein weiter runder Rücken bildet den Gipfel der Silberen, der nach allen Seiten etwa gleich aussieht. Deshalb lohnt es, sich gut zu orientieren, bevor man auf einer anderen Route den Abstieg in Angriff nimmt. Wir wenden uns ziemlich genau nach Süden in Richtung der kargen Weiden der Oberist Twärenenalp. Dort stossen wir erstmals wieder auf Wasser, das aus einer Quelle in einen kleinen Holztrog sprudelt. Beim Geländepunkt 2136 Meter wenden wir uns gegen Westen und folgen dem Pfad über Mittlist und Underist Twärenen zum nächsten Ruch Tritt, der in das kleine Charental hinunterführt. Dort zweigt ein Weg gegen Norden ab, über den man wieder die Butzenalp erreichen könnte. Wir steigen aber weiter gegen Nordwesten ab und lassen die Oberist Hütte im Süden liegen. Im Zingel, wo wir die Ausläufer des Bödmerenwaldes mit seinen teilweise mehrere hundert Jahre alten Fichten erreichen, nehmen wir den in nördlicher Richtung abzweigenden Pfad (Abb. 1). Dieser leitet uns, vorerst leicht ansteigend am Chalberloch vorbei, zum Stafel am Pragelpass zurück (Abb. 4).
Der Ortsname Chalberloch weist auf die vielen abgrundtiefen Schründe und Einsturzdolinen des Silberengebietes hin, in die nicht nur Vieh, sondern auch Menschen gestürzt und für immer verschwunden sind. Es ist und bleibt ein wildes Gebiet, das noch heute den Menschen in seinen Bann zu ziehen vermag, ganz besonders an Tagen wie heute, vor den Wolken des aufkommenden Sturmtiefs.
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