- Neue Leitlinien zur Hypertonie-Diagnostik und -Therapie 2019
Die Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Hypertonie aus dem Jahr 2015 wurden im Lichte der neuen Europäischen Guidelines von ESC/ESH angepasst. Ziel der neuen Ausgabe von 2019 war eine Kürzung der Empfehlungen auf die für die Behandlung von Patienten mit Hypertonie notwendigen Informationen.
Les recommandations de la Société Suisse d’hypertension
artérielle à partir de 2015 ont été adaptées à la lumière des nouvelles lignes directrices européennes de l’ESC/ESH. L’objectif de la nouvelle édition 2019 était de réduire les recommandations aux informations nécessaires au traitement des patients hypertendus.
Im vergangenen Jahr 2018 hat die European Hypertension Society (ESH) neue Leitlinien für die Behandlung von Bluthochdruck (BD) herausgegeben. Eine kritische Neubewertung und Anpassung der europäischen Leitlinien für die Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Patienten mit Bluthochdruck wurde insbesondere notwendig nach der Veröffentlichung der neuen amerikanischen Leitlinien, die die arterielle Hypertonie als Werte > 130/80 mmHg definieren und ein therapeutisches BD-Ziel mit Werten < 130/80 mmHg vorschlagen.
Es ist zu beachten, dass die ESH die Definition der arteriellen Hypertonie nicht geändert hat. Sie bleibt definiert als ein in der Praxis nach den empfohlenen Standardregeln gemessener Druck > 140 und/oder > 90 mmHg (Sitzposition, geeignete Manschette, mindestens 5 Minuten Ruhezeit, 3 Messungen im Abstand von 1-2 Minuten) (Tab.1).
Was ist neu an diesen Leitlinien, die später zu möglichen Änderungen in den europäischen nationalen Leitlinien führen können?
1. Verstärkte Nutzung der ambulanten BD-Messung mit Schwergewicht auf die BD-Selbstmessung (HBPM) und 24St.-BD-Messung (ABPM) als notwendig zur Bestätigung der Diagnose von Bluthochdruck.
2. Weniger konservative Behandlung von Bluthochdruck bei älteren und sehr alten Patienten: niedrigere BD-Schwellenwerte und Behandlungsziele für ältere Patienten, wobei der Schwerpunkt auf dem biologischen und nicht auf dem chronologischen Alter liegt
3. BD-Ziele: unter Berücksichtigung des Alters und der Komorbiditäten des Patienten sind neue BD-Zielbereiche für behandelte Patienten festgelegt
4. Neue pharmakologische Behandlungsstrategie: bevorzugte An-wendung der Kombinationstherapie mit zwei Medikamenten zur Erstbehandlung der meisten Patienten mit Bluthochdruck
Auch die Schweizerische Gesellschaft für Hypertonie hat ihre Empfehlungen für Ärzte aus dem Jahre 2015 in diesem Jahr angepasst. Ziel der neuen Ausgabe 2019 ist es, die Empfehlungen zu kürzen und den Ärzten nur die Informationen zur Verfügung zu stellen, die sie für die Behandlung von Patienten mit Bluthochdruck benötigen. Auch das Layout der Broschüre wurde vereinfacht und lesbarer gestaltet (Abb. 1).
Neben den europäischen Richtlinien bestätigt die Schweizerische Gesellschaft für Bluthochdruck (SHG) die bereits bekannten Definitionen von Normalblutdruckwerten, Weisskittel-Hypertonie, maskierter Hypertonie und resistenter Hypertonie (Tab. 2).
Die Schweizer-Leitlinien bieten eine kurze Liste der am besten geeigneten klinischen Untersuchungen für die Evaluation des Hypertoniepatienten an (insbesondere zur Beurteilung des kardiovaskulären Risikos und zur Erkennung von Organschäden – auch unter Verwendung des Berechnungssystems des kardiovaskulären Risikos von AGLA oder ESH (SCORE). Sie schlagen jedoch vor, für komplizierte Fälle die Hilfe von Hypertoniespezialisten in Anspruch zu nehmen.
Die SHG übernimmt auch das Konzept von BD-Zielbereiche für alle Patienten, jedoch ohne eine besondere Unterscheidung für bestimmte Gruppen (ältere Menschen, Diabetiker oder Patienten mit Nierenkrankheit): Das grafische Bild ist sehr praktisch und stellt den optimalen «Bereich» für systolischen und diastolischen Blutdruck dar. (Tab. 3)
Was die Wahl der antihypertensiven Therapie betrifft, so ist die SHG ihrem bereits bekannten Schema treu geblieben, das immer noch eine Monotherapie als nützlichen Ausgangspunkt für die Behandlung der arteriellen Hypertonie vorschlägt. Auch die Indikationen für die Verwendung einzelner Stoffklassen sind unverändert geblieben, ebenso wie die Vorschläge für deren Kombinationen (Tab.4).
Neu und sehr nützlich ist das Schema, das vorschlägt, wie und wann die medikamentöse Therapie im Falle eines Scheiterns geändert werden kann (Tab. 5).
Die Empfehlungen für SHG-Ärzte sollen nur helfen: Der behandelnde Arzt hat die Freiheit, die Diagnose- und Behandlungsstrategien zu wählen, die er für den jeweiligen Patienten für am besten geeignet hält.
Società Svizzera di Ipertensione – membro di comitato
FMH medicina interna generale
Via ai platani 4, 6943 Vezia
fmuggli@bluewin.ch
Der Autor hat keine Interessenskonflikte im Zusammenhang mit diesem Beitrag deklariert.
Auf Anfrage beim Verfasser
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- Vol. 9
- Ausgabe 6
- November 2019