Ein 75-jähriger Mann stellte sich Ende Juni 2024 mit starken Kopfschmerzen, retrobulbären Augenschmerzen, orthostatischem Schwindel, Appetitlosigkeit, Nausea sowie Müdigkeit und Kraftlosigkeit auf unserer Notfallstation vor. Er berichtete, dass die Beschwerden vor etwa drei Tagen schleichend begonnen hätten. Vor zwei Tagen sei er mit seiner Partnerin von einer Reise aus Kuba zurückgekehrt, er habe sich in der Provinz Santiago de Cuba aufgehalten und sei von vielen Mücken gestochen worden. Zudem habe er vor etwa einer Woche für drei Tage ähnliche Symptome verspürt: Fieber, Nausea mit Emesis und Gliederschmerzen. Da die Symptome auf eine symptomatische Behandlung gut ansprachen, konnte er den Rückflug beschwerdefrei antreten.
Seine Partnerin erfuhr in der Vorwoche ähnliche Symptome (Fieber, Gliederschmerzen, Nausea), weitere Personen im nahen Umfeld sind nicht erkrankt. Die Partnerin des Patienten informierte uns im Verlauf über einen aktuellen Ausbruch des Oropouche-Fiebers in der bereisten Region in Kuba.
Nebendiagnostisch seien ein intermittierendes Vorhofflimmern und eine Prostatahyperplasie bekannt, regelmässig nehme er ASS Cardio und Tamsulin ein.
Status
Klinisch präsentierte sich der Patient hämodynamisch stabil, subfebril mit 37.5 °C. Er war zu allen Qualitäten orientiert und kooperativ, jedoch objektiv verlangsamt und mit einer Konzentrationsschwäche. Die Herz- und Lungenauskultation ergaben keine pathologischen Befunde. Es bestanden weder Meningismus noch fokal-neurologische Auffälligkeiten. An den Unterschenkeln hatte er viele reizlose Mückenstiche.
Befunde
Laborchemisch bestand bei Eintritt eine Thrombozytopenie 73 10E3/μl (Norm: 150–370 10E3/μl), normale Leukozyten 4.85 10E3/μl (3.6–10.5 10E3/μl), mit tiefen Lymphozyten 0.85 10E3/μl (1.1–4 10E3/μl) bzw. 17.5 % (20–44 %) und prozentual erhöhten Monozyten von 16.7 % (2–9.5 %). Das C-reaktive Protein (CRP) war 1.3mg/l (≤ 5 mg/l), die Alanin-Aminotransferase (ALT) leicht erhöht mit 91 U/l (≤ 35 U/l), die Aspartat-Aminotransferase (AST) normwertig.
In der durchgeführten Lumbalpunktion zeigte sich der Liquor klar mit erhöhten Leukozyten von 36/μl (≤ 5/μl), davon 25/μl mononukleäre und 11/μl polynukleäre. Die Multiplex-PCR-Analyse für neuroinvasive Erreger fiel negativ aus.
Differenzialdiagnostische Überlegungen
Aufgrund der Reiseanamnese veranlassten wir Serologien für das Dengue- (inklusive Dengue-NS1-Antigen), Zika- und Chikungunya-Virus. Kuba gilt als malariafrei. Für eine spezifische rt-PCR-Untersuchung auf das Oropouche-Virus wurde EDTA-Blut und Liquor an die Virologie des Unispitals Genf (HUG) gesandt.
Verlauf
Auf der Notfallstation begannen wir mit einer symptomatischen und empirischen intravenösen antibiotischen Therapie mit Amoxicillin und Ceftriaxon. Das Amoxicillin sistierten wir nach Erhalt des negativen Befundes für Listerien in der Multiplex-PCR aus dem Liquor. Nach Erhalt der positiven PCR-Serologie für das Oropouche-Virus am dritten Hospitalisationstag sistierten wir noch vor Erhalt des negativen Liquor-Serum-Indexes für Borrelien auch die Therapie mit Ceftriaxon. Im Verlauf bestätigte sich das Oropouche-Virus ebenfalls im Liquor. Die weitere
Behandlung erfolgte symptomatisch.
Bis zum Austritt persistierten Kopfschmerzen, eine starke Müdigkeit und rezidivierende Fieberschübe bis 38.5 °C. Die neurologischen Untersuchungen waren weitgehend unauffällig. Wegen passagerer Wortfindungsstörungen wurde eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels veranlasst, welche keine entzündlichen Veränderungen meningoenzephal und keine akute Ischämie zeigte. Die Thrombopenie persistierte bis zum Spitalaustritt, mit leicht steigender Tendenz auf 88 10E3/μl (150–370 10E3/μl). Bei anhaltender Erschöpfung wurde eine Neurorehabilitation aufgegleist, wobei sich der Patient gut erholen konnte. Zehn Tage nach dessen Austritt berichtete der Patient subjektiv, ca. 80 % der vorbestehenden Leistungsfähigkeit wiedererlangt zu haben.
Detaillierte Diagnose
Unseres Wissens ist es der erste gemeldete Fall einer Oropouche-Virus-Infektion in der Schweiz. Zwei weitere Fälle wurden Ende Mai / Anfang Juni 2024 in Italien bei Reiserückkehrern aus Kuba diagnostiziert (1). Gern unterstreichen wir die Wichtigkeit der Reiseanamnese sowie das Verbreitungsgebiet des Oropouche-Virus auf Mittel-/Südamerika, Kuba und andere karibische Länder auszuweiten.
Das Oropouche-Virus wird durch Mückenstiche auf den Menschen übertragen. Am 27. Mai 2024 meldete das Gesundheitsministerium Kubas Ausbrüche des Oropouche-Virus-Fiebers in zwei Provinzen: Santiago de Cuba und Cienfuegos (Abb. 1) (2). Das Virus ist in vielen südamerikanischen Ländern, sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten, endemisch. Periodische Ausbrüche werden in Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Französisch-Guayana, Panama, Peru und Trinidad und Tobago gemeldet (Abb. 2) (3).
Die Inkubationszeit der Oropouche-Virus-Infektion beträgt nach dem infektiösen Stich zwischen drei und zehn Tagen. Die Krankheit äussert sich meistens durch Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, seltener mit anhaltender Übelkeit und Erbrechen, einem Hautausschlag und dauert in der Regel drei bis sechs Tage. Ein Rückfall der Symptome tritt nach sieben bis vierzehn Tagen bei bis zu 60 % der Fälle auf (2, 4, 5). Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) entwickeln bis zu 4 % der Patienten neurologische Symptome wie Meningitis/Enzephalitis nach der initialen fieberhaften Erkrankung (4). Die genauen Mechanismen des biphasischen Verlaufs sind noch nicht vollständig verstanden. Einerseits könnte das Oropouche-Virus in immunprivilegierten Geweben oder solchen mit schlechter Virusclearance persistieren und eine zweite Freisetzung von Viruspartikeln bewirken. Ferner könnte eine überschiessende Reaktion der entzündungsfördernden Zytokine die zweite Krankheitsphase auslösen.
Die klinische Diagnose des Oropouche-Fiebers ist aufgrund der Ähnlichkeit der Krankheitssymptome, die durch andere mückenübertragene Viren wie Dengue, Zika und Chikungunya verursacht werden, nicht möglich. Der Nachweis des Virus kann in Serumproben während der ersten Infektionswoche erfolgen. Das Virus lässt sich in den ersten Tagen der Infektion leicht kultivieren und wird in der Regel nach dem fünften Tag nicht mehr nachgewiesen. Allerdings kann virale RNA noch einige Tage lang nachgewiesen werden, nachdem das Virus nicht mehr vorhanden ist. Gegen Ende der ersten Krankheitswoche bilden sich IgM-Antikörper, gefolgt von IgG-Antikörpern. Wobei es unseres Wissens nach zurzeit keine kommerzielle Serologie gibt. Ebenso gibt es keine spezifische antivirale Behandlung oder Impfung zur Verhinderung der Oropouche-Virus-Infektion (4, 5).
Abkürzungen: ALT Alanin-Aminotransferase ASS Acetylsalicylsäure AST Aspartat-Aminotransferase CRP C-reaktives Protein EDTA Ethylendiamintetraazetat HUG Hôpitaux Universitaire Genève MRT Magnetresonanztomographie (rt-)PCR (Reverse Transkriptase) polymerase chain reaction
Historie
Manuskript eingegangen: 02.09.2024
Angenommen nach Revision: 26.02.2025
Danksagung
Wir bedanken uns bei PD Dr. med. A. Neumayr, Leiter des Zentrums für Tropen- und Reisemedizin Basel, für die akademische Unterstützung sowie bei Alissa Schneller und Riccarda Capaul des Zentrallabors des KSGRs sowie Dr. Francisco Perez Rodriguez der Virologie des Unispitals Genf für deren Unterstützung bezüglich des Oropouche-Nachweises für den ersten Schweizer Fall.
PD Dr. med. Alexia Cusini
Leitende Ärztin für Infektiologie
Kantonsspital Graubünden
Loëstrasse 170
7000 Chur
alexia.cusini@ksgr.ch
Die Autorenschaft hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.
• Eine Infektion mit dem Oropouche-Virus präsentiert sich mir Fieber/Schüttelfrost, häufig retrobulbären Kopfschmerzen, Muskel-/Gliederschmerzen und mittels Exanthem oder Nausea/Emesis. Etwa die Hälfte der Patienten zeigt nach ein bis zwei Wochen einen zweigipfligen Krankheitsverlauf.
• Wir empfehlen, an diese (noch) seltene virale Infektion bei Reiserückkehrern aus den Endemiegebieten mit Fieber zu denken, falls die Diagnostik für die Viren Dengue (Serologie und Dengue-NS1-Antigen) und die Serologie für Zika und Chikungunya negativ ausfällt. Die entsprechende Diagnostik für das Oropouche-Virus erfolgt mittels PCR aus dem Blut. Eine kommerzielle Serologie gibt es zurzeit (noch) nicht.
• Es gibt keine spezifische antivirale Behandlung oder Impfung zur Verhinderung der Oropouche-Virus-Erkrankung.
• Reisende in die Tropen sollen über Präventionsmassnahmen aufgeklärt werden: Mückenschutzmittel und -netze verwenden, helle und langärmlige Kleidung tragen.
1. Castilletti C, Mori A, Matucci A, Ronzoni N, Van Duffel L, Rossini G, et al. Oropouche fever cases diagnosed in Italy in two epidemiologically non-related travellers from Cuba, late May to early June 2024. Euro Surveill. 2024;29(26).
2. World Health Organization. Disease Outbreak News; Oropouche virus disease in Cuba [Internet]. 2024 June 11. Available from: https://www.who.int/emergencies/disease-outbreak-news/item/2024-DON521
3. World Health Organization. Epidemiological alert: Oropouche in the Region of the Americas. Geneva: World Health Organization; 2024 May 9. Available from: https://www.paho.org/en/documents/epidemiological-alert-oropouche-region-americas-9-may-2024
4. Centers for Disease Control and Prevention. Oropouche virus disease: Clinical overview [Internet]. Atlanta (GA): CDC; [cited 2025 Jan 14]. Available from: https://www.cdc.gov/oropouche/hcp/clinical-overview/index.html
5. Zhang Y, Liu X, Wu Z, Feng S, Lu K, Zhu W, et al. Oropouche virus: A neglected global arboviral threat. Virus Res. 2024;341:199318.
In der Schweiz wird Patient/-innen mit chronischen Lungenerkrankungen die Impfung gegen Influenza, COVID-19, S. pneumoniae und Varizella-Zoster-Virus (VZV) empfohlen. Trotz wirksamer Pneumokokken-Impfstoffe sind die Impfraten niedrig. Die Influenza-Impfraten sind höher und hochdosierte Impfstoffe steigern die Wirksamkeit in Jahren mit geringer Stammübereinstimmung. Die COVID-19-Mortalität ist zurückgegangen, doch ohne variantenangepasste Impfstoffe haben Patient/-innen mit Lungenerkrankungen weiterhin ein erhöhtes Exazerbationsrisiko. VZV- und Pertussis-Impfungen konnten die Reaktivierungs- bzw. Infektionsraten senken, jedoch ist die Pertussis-Impfung durch ihren raschen Wirkverlust limitiert. Ein Blick in die Zukunft lässt vermuten, dass breitere Impfungen gegen S. pneumoniae eingeführt werden, während erste Impfstoffe gegen das Respiratorische Synzytial Virus (RSV) auf den Schweizer Markt kommen. Dieser Artikel fasst die Impfempfehlungen für Patient/-innen mit chronischen Lungenerkrankungen zusammen.
In Switzerland, vaccinations against influenza, COVID-19, S. pneumoniae, and varicella zoster virus (VZV) are recommended for patients with chronic lung diseases. High-valency S. pneumoniae vaccines have been developed, but vaccination rates remain low. Influenza vaccination rates are higher, with high-dose vaccines improving efficacy in years of low strain matching. COVID-19 mortality has decreased, but patients with chronic lung disease remain at increased risk for exacerbation, unless vaccinated with variant-adjusted vaccines. VZV and pertussis vaccinations have reduced reactivation and infection rates, respectively. However, pertussis vaccination is still limited by its fast waning. A glimpse into the future presumes the introduction of new higher-valence vaccinations against S. pneumoniae, and several types of Respiratory Syncytial Virus (RSV) vaccines are currently entering the Swiss market. This review aims to summarize recommended vaccinations for patients with chronic lung diseases. Key words: Vaccine efficacy, chronic lung diseases, viral infections, exacerbation prevention
Einleitung
Chronische Lungenerkrankungen stellen eine erhebliche gesundheitliche und wirtschaftliche Belastung dar. Die Inzidenz chronischer Lungenkrankheiten wie Asthma und COPD nimmt zu, während COPD bereits die vierthäufigste Todesursache in der Schweiz ist (1–3). Exazerbationen dieser chronischen Erkrankungen bergen ein hohes Risiko, da sie zu Funktionseinschränkungen, schweren Pneumonien und Krankenhausaufenthalten bis hin zum Tod führen können (3). Ein Grossteil der akuten Exazerbationen wird durch Infektionen verursacht, insbesondere durch Viren, mit Virusnachweisraten von 22–64 % (4–6). Rhinoviren sind die am häufigsten nachgewiesenen viralen Auslöser (bis zu 60 %), gefolgt von Influenza (bis zu 36 %) und Respiratorischem Synzytial-Virus (RSV; bis zu 28 %) (6). Die Vorbeugung von Infektionen durch Impfungen ist daher eine tragende Säule zur Reduktion akuter infektionsbedingter Exazerbationen und der damit verbundenen Verschlechterung chronischer Lungenerkrankungen (7). Aktuelle internationale Richtlinien sowie der Schweizer Impfplan empfehlen für diese Patientengruppe bereits Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken und SARS-CoV-2 (7–9). Da auch RSV zu Exazerbationen beitragen kann und ähnliche oder sogar höhere Sterblichkeitsraten als die Influenza aufweist, empfiehlt die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) und seit Kurzem auch das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Impfung gegen RSV bei Patient/-innen mit COPD (9–12). Dieser Artikel fasst Daten zur Impfeffizienz (vaccine efficacy, VE) verfügbarer Impfstoffe zusammen und gibt einen Ausblick auf künftige Impfmöglichkeiten für Risikopersonen.
Pneumokokken-Impfung
S. pneumoniae verursacht Infektionen des Lungenparenchyms und der unteren Atemwege und ist eine der Hauptursachen für die ambulant erworbene Pneumonie (13). Zwei Drittel der Pneumokokken-Erkrankungen treten bei 25 % der Bevölkerung mit hohem Risiko auf (13, 14). Dies ist besorgniserregend, da eine gleichzeitige Pneumonie bei Exazerbation einer chronischen Lungenerkrankung ein schlechteres Outcome für Patient/-innen birgt (15). Dennoch sind die Pneumokokken-Impfraten in der Schweiz immer noch niedrig: bei Personen mit chronischen Lungenerkrankungen wurde sie für 2020 auf etwa 14.8 % geschätzt, und erreichte bei den 65- bis 85-Jährigen nur 9.6 % (16).
Seit 2023 wird die Impfung mit einem Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff (PCV) für alle Personen ≥ 65 Jahre (zusätzlich zu Kindern und Erwachsenen mit Risikofaktoren) vom BAG und von internationalen Richtlinien empfohlen (VE siehe Tab. 1A) (8, 9, 17). Höhervalente Impfstoffe wie PCV15 (Vaxneuvance®) (18) und PCV20 (Prevenar 20®) (19) wurden kürzlich in der Schweiz eingeführt und für die Anwendung bei Personen ≥ 65 Jahre zugelassen (17). Die höhere Serotypenabdeckung ist wichtig, da das sogenannte Serotypen-Replacement durch nicht in den Impfstoffen enthaltene Serotypen in den letzten Jahren zu einer zunehmenden Häufigkeit von Pneumokokken-Infektionen geführt hat (20). In der Tat variierte im Jahr 2023 die Serotypen-Abdeckung der verfügbaren Impfstoffe stark: 31 % für PCV13, 40 % für PCV15 und 68 % für PCV20 (21). Die Kosten für die Impfung werden derzeit nur für Risikopersonen < 5 Jahre und für Erwachsene > 65 Jahre rückerstattet (17).
Influenza-Impfung
Das Influenzavirus infiziert jedes Jahr etwa 10–20 % der Weltbevölkerung, verursacht jährlich 3–5 Millionen Krankenhausaufenthalte und birgt eine hohe Mortalität vor allem bei Risikopersonen (22). Für Patient/-innen mit COPD zeigte eine Influenzaimpfung langfristige Vorteile in Bezug auf influenzabedingte Atemwegsinfektionen, Anzahl der Exazerbationen, Hospitalisierungsrate, Gesamtmortalität und Mortalität durch Atemwegserkrankungen (23). Zudem reduzierte sie die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Pneumonie und Influenza bei Personen ≥ 65 Jahre um 8.5 % und bei Personen im Alter von 50–64 Jahren um 12.4 % (24, 25). Aktuelle Studien aus den USA verzeichneten VEs von 37–38 % gegen influenzabedingte Krankenhausaufenthalte (Tab. 1B) (26, 27). Eine prospektive Studie berichtete sogar von einer VE von 63.1 %. Bei Personen mit Herzinsuffizienz oder COPD war die VE mit 68.2 % hinsichtlich Krankenhausaufenthalten aufgrund von Exazerbation oder akuter Atemwegsinfektion sogar noch höher (28). Die aktuellen Schweizer Empfehlungen betonen die Relevanz der Influenzaimpfung bei Risikopersonen, einschliesslich solcher mit chronischen Lungenkrankheiten (29). In der Schweiz sind die quadrivalenten inaktivierten Impfstoffe (quadrivalent inactivated vaccine, QIV) Fluarix Tetra® (30) und Vaxigrip Tetra® (31) für Personen ≥ 65 Jahre und für alle mit mindestens einem Risikofaktor verfügbar und werden erstattet (29). Aufgrund der höheren VE ist die hochdosierte Efluelda® Impfung (32) in der Schweiz für Personen ≥ 65 Jahre verfügbar und wird für alle Personen ≥ 75 Jahre oder ≥ 65 Jahre mit mindestens einem Risikofaktor erstattet (29). Die Influenza-Impfquote bei Personen mit chronischen Lungenkrankheiten in der Schweiz liegt bei 21.6 % in allen Altersgruppen und bei 49.85 % in der Altersgruppe ≥ 65 Jahre (33). Für die Influenzasaison 2024/2025 haben die USA beschlossen, auf einen trivalenten Impfstoff umzusteigen, da der in QIVs enthaltene B/Yamagata-Stamm nicht mehr zirkuliert (34).
SARS-CoV-2-Impfung
Trotz gesunkenem Medieninteresse an SARS-CoV-2 sind die Raten des zirkulierenden Virus im Jahr 2024 immer noch hoch (35). Schwere COVID-19-Fälle sind in der Omikron-Ära zurückgegangen, aber Studien zeigen, dass Personen mit Asthma und COPD noch immer ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben (HR: 1.31 bzw. HR: 1.36) (36). Die Verabreichung von ≥ 3 Impfdosen kann dieses Risiko jedoch reduzieren (OR: 0.35) (37).
Im Allgemeinen zeigten XBB.1.5-Impfstoffe gegen Omikron-Subvarianten eine begrenzte Dauer zur Verhinderung von Infektionen, mit einer VE von 52.2 % nach 4 Wochen und 32.6 % nach 10 Wochen (Tab. 1C). Die Wirksamkeit bezüglich der Reduktion von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen blieb jedoch über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten (38). Entsprechend empfiehlt das BAG eine SARS-CoV-2-Impfung für alle Risikopersonen, und derzeit sind die mRNA-Impfstoffe Comirnaty® (39) und Spikevax® (40) in der Schweiz verfügbar und zugelassen (8). Die Verwendung eines mRNA-Impfstoffs, der auf aktuelle SARS-CoV-2-Varianten abzielt, wird unabhängig von früheren Impfungen empfohlen (41).
VZV-Impfung
VZV verursacht Windpocken, die sich typischerweise als hoch ansteckender Ausschlag in der Kindheit manifestieren, und Herpes zoster, das durch Reaktivierung latenter VZV auftritt (42, 43). Weltweit sind jährlich fast 84 Millionen Menschen betroffen und leiden unter der hohen Krankheitslast des Virus (43). Das Risiko, an Herpes zoster zu erkranken, ist bei Patient/-innen mit Asthma um 24 % und bei COPD um 41 % erhöht (44). Eine Exazerbation der COPD scheint zudem mit dem Auftreten von Herpes zoster einherzugehen, und das Risiko für assoziierte Komplikationen ist bei COPD ebenfalls erhöht (44). Dank der Impfung mit Subunit-Impfstoffen hat sich die Krankheitslast stetig verringert (43, 45). Aus klinischen Studien geht hervor, dass zur Vorbeugung einer Reaktivierung bei ≥ 70-jährigen Patient/-innen 35 Individuen geimpft werden müssen (number needed to vaccinate, NNV), und bei ≥ 50-jährigen 32 Individuen (Tab. 1D) (46). Ein 7-Jahres-Follow-up der Kohorte von ≥ 50-Jährigen ergab eine NNV von 51 (47). Im Gegensatz dazu nahm der Schutz des abgeschwächten Lebendimpfstoffs in diesem Zeitraum ab (48). In der Schweiz wird die Impfung mit dem rekombinanten Subunit-Impfstoff Shingrix® (49) für Personen ≥ 65 Jahre, für Personen ≥ 50 Jahre mit schwerem Asthma, COPD oder Immundefizienz sowie für Personen ≥ 18 Jahre mit schwerer Immunsuppression empfohlen (8).
Pertussis-Impfung
Jedes Jahr erkranken etwa 50 Millionen Menschen an Keuchhusten, wobei jährlich 300 000 Menschen daran sterben (50). Die Inzidenz bei gesunden Menschen liegt bei 0.5 pro 100 000 und ist bei Patient/-innen mit COPD und Asthma deutlich erhöht (2.47 und 3.35 pro 100 000) (50). Es gibt immer noch Ausbrüche der Krankheit (51), was möglicherweise auf den schnell abnehmenden Schutz der azellulären Dreifachimpfstoffe (Tetanus, Diphtherie, Pertussis) Boostrix® (52) und Adacel® (53) zurückzuführen ist. Während die VE im ersten Jahr bei 75.3 % liegt, sinkt sie innerhalb von 4–5 Jahren auf 11.9 % (54).
Das BAG empfiehlt eine Grundimmunisierung gegen Pertussis bei Säuglingen und Auffrischungen im Kindes- und Jugendalter. Darüber hinaus wird eine Auffrischungsimpfung mit Boostrix® (52) oder Adacel® (53) für Erwachsene empfohlen, die mit Säuglingen und Schwangeren in Kontakt kommen. Es gibt jedoch keine spezielle Empfehlung für Patient/-innen mit chronischen Lungenerkrankungen (8). (Tab. 1)
Zukunftsaussichten in der Schweiz
Neue Pneumokokkenimpfungen
Derzeit wird in der Schweiz der Einsatz von PCV15 und PCV20 empfohlen (17). Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration, FDA) hat kürzlich PCV21 für Menschen im Alter von ≥ 65 Jahren zugelassen, welches bis zu 85 % der Serotypen in dieser Altersgruppe abdeckt (55, 56). Diese Zulassung basiert auf kürzlich veröffentlichten Daten, die ein gutes Sicherheitsprofil von PCV21 bewiesen, während die Reaktogenität auf alle eingeschlossenen Serotypen im Vergleich zu niedrigen valenten PCV-Impfungen nicht unterlegen war (57). Darüber hinaus laufen Studien zu einem 24-valenten PCV, mit dem die Abdeckung der Serotypen noch weiter erhöht werden soll (58).
RSV-Impfungen
RSV ist ein RNA-Virus, das Atemwegsinfektionen bis hin zur Pneumonie verursachen kann. Schwere Fälle betreffen vor allem Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen, und RSV ist im Vergleich zu Influenza oder SARS-CoV-2 mit schwereren Krankheitsverläufen verbunden (59–61). Darüber hinaus wurde ein 2- bis 4-fach erhöhtes Risiko für RSV-bedingte Krankenhausaufenthalte bei Erwachsenen mit COPD und ein 1.5- bis 3-fach erhöhtes Risiko bei Erwachsenen mit Asthma festgestellt (62).
In den letzten Jahren wurden Impfungen gegen das RSV-Fusionsprotein F in klinischen Studien untersucht (63). Die NNVs für den AS01E-adjuvanten RSV-Impfstoff, den bivalenten und den mRNA-Impfstoff betrugen 379, 772 und 381, um eine RSV-bedingte Erkrankung der unteren Atemwege zu verhindern (Tab. 1E) (64–66). Die Wirksamkeit der Impfung liess sich über einen Zeitraum von mindestens zwei bis drei Saisonen aufrechterhalten, aber die Daten hinsichtlich der Verhinderung von Krankenhausaufenthalten sind noch begrenzt (67, 68). In den USA sind jeweils ein Impfstoff mit Adjuvans, ein bivalenter und ein mRNA-Impfstoff für Erwachsene ≥ 60 Jahre zugelassen, und kürzlich wurden die ersten Sicherheitsdaten vorgelegt: Die geschätzten Raten für das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) waren für den bivalenten Impfstoff höher (4.4 pro 1 Million verabreichter Dosen) als für den Impfstoff mit Adjuvans (1.8 pro 1 Million verabreichter Dosen) (69). In der Schweiz sind die beiden Protein-basierten RSV-Impfstoffe Abrysvo® und Arexvy® (70, 71) zugelassen, und ein mRNA-basierter Impfstoff befindet sich derzeit im Zulassungsverfahren. Kürzlich hat das BAG Impfempfehlungen für ältere Menschen und Patient/-innen mit hohem Komplikationsrisiko, darunter solche mit chronischen Lungenerkrankungen, veröffentlicht (72).
Diskussion
Der schweizerische Impfplan enthält spezifische Empfehlungen für die Impfung von Risikopersonen, darunter Patient/-innen mit chronischen Lungenkrankheiten (8). Dennoch sind die Impfraten, insbesondere gegen S. pneumoniae, in der Schweiz nach wie vor niedrig und Empfehlungen zur Impfung mit höhervalenten Impfstoffen sollten Einzug finden (16, 20). In der Schweiz wurden kürzlich zwei RSV-Impfstoffe für Erwachsene ≥ 60 Jahre auf den Markt gebracht (72). Während die GOLD-Leitlinien bereits früher RSV- und Pertussis-Impfungen für Patient/-innen mit COPD empfohlen haben, wurden die Empfehlungen bezüglich RSV erst kürzlich auch in der Schweiz verankert (8, 9, 12). Im Zusammenhang mit der RSV-Impfung sind noch einige wichtige Fragen offen, wie z.B. die Dauer des Impfschutzes, die Notwendigkeit einer wiederholten Impfung, und vor allem die Wirksamkeit in Bevölkerungsgruppen mit Komorbiditäten (73). Darüber hinaus werden Sicherheit und Immunogenität der gleichzeitigen Verabreichung mit z.B. Influenzaimpfstoffen derzeit noch untersucht (74). Auch wenn die RSV-Impfung mit bestimmten Risiken wie GBS verbunden ist, werden diese durch die erfolgreiche Prävention von Exazerbationen und kardiovaskulären Ereignissen bei Risikopersonen aufgewogen (75).
Bei diesem Artikel handelt es sich nicht um eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse, da lediglich ausgewählte Studien zur Bewertung des NNV und VE verschiedener Impfstoffe (empfohlen für Patient/-innen mit chronischen Lungenerkrankungen) einbezogen wurden. Ausserdem wurden die meisten dieser Impfstudien nicht explizit bei Personen mit chronischen Lungenerkrankungen durchgeführt. Im Allgemeinen konzentrieren sich viele Impfempfehlungen für chronische Lungenkrankheiten auf die COPD (9). Zwar gibt es einige Studien über die Rolle infektionsbedingter Exazerbationen bei Asthma, doch es liegen nur wenige Daten über die Auswirkungen von Atemwegsinfektionen auf interstitielle Lungenerkrankungen vor (76).
Zusammenfassend ist eine höhere Impfrate bei Personen mit chronischen Lungenerkrankungen entscheidend, um Exazerbationen und damit Morbidität und Mortalität in dieser gefährdeten Bevölkerungsgruppe zu verhindern. Daher wird die Einführung neuer und wirksamerer Impfstoffe in der Schweiz mit ständigen Variantenanpassungen von zentraler Bedeutung sein. Zu den Strategien zur Verbesserung der Impfraten gehören die Ermittlung von Faktoren und Hindernissen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können, sowie die Aufklärung der Patient/-innen und die Schulung von Gesundheitsdienstleistern und nationalen Behörden (77).
VZV-Impfung
VZV verursacht Windpocken, die sich typischerweise als hoch ansteckender Ausschlag in der Kindheit manifestieren, und Herpes zoster, das durch Reaktivierung latenter VZV auftritt (42, 43). Weltweit sind jährlich fast 84 Millionen Menschen betroffen und leiden unter der hohen Krankheitslast des Virus (43). Das Risiko, an Herpes zoster zu erkranken, ist bei Patient/-innen mit Asthma um 24 % und bei COPD um 41 % erhöht (44). Eine Exazerbation der COPD scheint zudem mit dem Auftreten von Herpes zoster einherzugehen, und das Risiko für assoziierte Komplikationen ist bei COPD ebenfalls erhöht (44). Dank der Impfung mit Subunit-Impfstoffen hat sich die Krankheitslast stetig verringert (43, 45). Aus klinischen Studien geht hervor, dass zur Vorbeugung einer Reaktivierung bei ≥ 70-jährigen Patient/-innen 35 Individuen geimpft werden müssen (number needed to vaccinate, NNV), und bei ≥ 50-jährigen 32 Individuen (Tab. 1D) (46). Ein 7-Jahres-Follow-up der Kohorte von ≥ 50-Jährigen ergab eine NNV von 51 (47). Im Gegensatz dazu nahm der Schutz des abgeschwächten Lebendimpfstoffs in diesem Zeitraum ab (48). In der Schweiz wird die Impfung mit dem rekombinanten Subunit-Impfstoff Shingrix® (49) für Personen ≥ 65 Jahre, für Personen ≥ 50 Jahre mit schwerem Asthma, COPD oder Immundefizienz sowie für Personen ≥ 18 Jahre mit schwerer Immunsuppression empfohlen (8).
Dr. med. Maria Bösing 1,2 Prof. Dr. med. Werner Albrich 3 Prof. Dr. med. Pierre-Olivier Bridevaux 4,5 Dr. med. Florian Charbonnier 6 Prof. Dr. med. Christian Clarenbach 7 Prof. Dr. med. Jean-Marc Fellrath 8 Dr. med. Pietro Gianella 9 Dr. med. Lukas Kern 10 PD Dr. med. Tsogyal Latshang 11 Dr. med. Nikolay Pavlov 12 Prof. Dr. med. Michael Osthoff 13 Prof. Dr. med. Claudia Steurer-Stey 14 Prof. Dr. med. Christophe von Garnier 15 Prof. Dr. med. Jörg D. Leuppi 1,2
1 Universitäres Zentrum Innere Medizin, Kantonsspital Baselland, Liestal 2 Medizinische Fakultät, Universität Basel, Basel 3 Abteilung für Infektiologie, Infektionsprävention und Reisemedizin, HOCH Health Ostschweiz, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen 4 Service de pneumologie, Centre Hospitalier du Valais Romand, Hôpital du Valais, Sitten 5 Faculté de médecine, Université de Genève, Genf 6 Service de pneumologie, Hôpitaux universitaires de Genève, Genf 7 Abteilung für Pneumologie, Universitätsspital Zürich, Zürich 8 Service de pneumologie, Réseau hospitalier neuchâtelois, Neuenburg 9 Ente Ospedaliero Cantonale, Lugano 10 Abteilung für Pneumologie, Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen 11 Abteilung für Pneumologie, Kantonsspital Graubünden, Chur 12 Universitätsklinik für Pneumologie, Allergologie und klinische Immunologie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Universität Bern 13 Abteilung für Innere Medizin, Kantonsspital Winterthur, Winterthur 14 Universität Zürich, Zürich 15 Abteilung für Pneumologie, Department Medizin, Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV) und Universität Lausanne (UNIL), Lausanne
Abkürzungen ARI akute Atemwegserkrankung BAG Bundesamt für Gesundheit CHF kongestive Herzinsuffizienz COPD chronisch obstruktive Lungenerkrankung COVID-19 Coronavirus Erkrankung 2019 FDA Food and Drug Administration GOLD Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease HD hohe Dosis HR Hazard Ratio (Risikoverhältnis) IRR Inzidenzratenverhältnis KI Konfidenzintervall LRTD Erkrankung der unteren Atemwege mRNA-1345 mRNA-basierter RSV-Impfstoff, der das stabilisierte RSV-Präfusions-F-Glykoprotein kodiert NC nicht berechenbar NE nicht schätzbar NEDSS Nebraska Electronic Disease Surveillance System NESIIS Nebraska State Immunization Information System NNV number needed to vaccinate (Zahl der erforderlichen Impfungen, auf Einheit gerundet) NS keine Angabe OR Odds Ratio (Chancenverhältnis) PBO Placebo PCV Pneumokokken-Konjugatimpfstoff PY Personenjahre QIV quadrivalenter Grippeimpfstoff RCT randomisierte kontrollierte Studie RSV Respiratorisches Synzytialvirus RSVpreF bivalenter RSV-Präfusionsimpfstoff auf F-Protein-Basis RSVPreF3 OA AS01E-adjuvierter RSV-Präfusionsimpfstoff auf F-Protein-Basis RZV Glykoprotein E (gE)-basierter adjuvanter rekombinanter Zoster-Impfstoff SARS-CoV-2 Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 SD Standarddosis VE vaccine efficacy (Impfeffizienz) VZV Varizella-Zoster-Virus
Finanzierung
Das Manuskript wurde finanziell von GSK AG Schweiz und Moderna AG Schweiz unterstützt. Die Sponsoren hatten keinen Einfluss auf den Inhalt der wissenschaftlichen Übersichtsarbeit.
Copyright
Aerzteverlag medinfo AG
Dr. med. Maria Bösing
– Universitäres Zentrum Innere Medizin, Kantonsspital Baselland, Liestal
– Medizinische Fakultät, Universität Basel, Basel
Jörg D. Leuppi hat nicht zweckgebundene Förderungen von AstraZeneca Schweiz, GSK Schweiz, OM Pharma Schweiz und Sanofi Schweiz erhalten. Werner Albrich erhielt Förderungen von der Swiss National Science Foundation (33IC30_201300), dem Kantonsspital St. Gallen, OM Pharma, FUNGINOS, Gilead, und erhielt Zahlungen an seine Institution für Vorträge und Präsentationen von Pfizer, GSK, MSD, Gilead. Zudem erhielt er Zahlungen für Reisen zu Tagungen, die an seine Institution gezahlt wurden, von Pfizer, GSK und Gilead, und war Mitglied in den Beiräten von MSD, Sanofi, Pfizer, GSK, OM Pharma, Moderna, Aurovir Pharma und Janssen.
1. Bundesamt für Gesundheit (BAG). Chronische Atemwegserkrankungen. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/chronische-atemwegserkrankungen.html#-876619191; letzter Zugriff Januar 2025.
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Dans une mise en scène désormais bien rôdée, le nouveau président Donald Trump s’ est appliqué, dès son investiture, à signer toutes sortes de décrets, dans plusieurs domaines et bien sûr en matière de santé et de recherche.
Petit inventaire (incomplet):
retrait de l’ Organisation Mondiale de la Santé en janvier 2026, gel de 3000 milliards de dollars sur les subventions et prêts fédéraux, ce qui met en danger le fonctionnement de Medicaid (prise en charge des soins médicaux des plus pauvres), fermeture de l’ Agence des États-Unis pour le développement international (USAID)*. Par ailleurs, suppression d’ environ 1300 postes, soit 10 % des effectifs, au Centre pour le contrôle et la prévention des maladies (CDC), et jusqu’ à 1 500 employés des National Institutes of Health (NIH). Pour finir, validation par le congrès américain du vaccinosceptique Robert Francis Kennedy Jr. comme nouveau ministre de la Santé des États-Unis.
L’ impact réel de ces décisions ne peut être vraiment apprécié, vu les recours déposés. Mais les réactions de nombreux scientifiques laissent supposer que les conséquences seront désastreuses. La revue médicale britannique The Lancet, dans un récent éditorial, dénonce des « mesures intérieures et extérieures qui ne constituent pas une juste reconsidération des priorités des États-Unis, mais une attaque rapide et dangereuse contre la santé des américains et de tous ceux qui dépendent de l’ aide américaine ».
«Les trois semaines qui viennent de s’ écouler ont provoqué de la colère, de la peur et de la tristesse, mais ce n’ est pas le moment de paniquer. Nous avons besoin de rester concentrés, d’ être stratégiques et bien sûr d’ espérer. La communauté médicale et scientifique a un rôle vital à jouer dans la défense des patients».
«C’ est dans cet esprit que The Lancet sera particulièrement vigilant ces quatre prochaines années et examinera toutes les actions que prendra le gouvernement américain et les conséquences de ses décisions sur la santé» conclut l’ éditorial.
L’ analyse est correcte, mais les solutions semblent bien chétives. Que peut faire le corps médical pour éviter le chaos qui semble se préparer ? Le coup porté aux différentes institutions publiques semble pour l’ instant bien éloigné de notre Suisse, mais, à terme, les conséquences sur notre pratique quotidienne se feront irrémédiablement sentir…
Dr Jérôme Morisod
* La Cour suprême américaine a rétabli le 5 mars une décision de justice sommant l’ administration Trump de reprendre les versements dus à des organisations d’ aide internationale, d’ un montant estimé entre 1,5 et 2 milliards de dollars.
Source: American chaos: standing up for health and medicine, The Lancet, Editorial, Volume 405, Issue 10477, p439, February 08, 2025
Risque d’apparition de mélanomes chez les personnes atteintes de lymphocytose monoclonale à cellules B
Contexte: La lymphocytose monoclonale à cellules B (LMB) de phénotype leucémique lymphoïde chronique (LLC) est une maladie prémaligne qui est environ 500 fois plus fréquente que la LLC. On ne sait pas si le risque deux fois plus élevé de développer un mélanome en cas de LLC s’applique également aux personnes atteintes de MBL.
Méthodes: La biobanque de la Mayo Clinic a été utilisée pour identifier les participants âgés de 40 ans ou plus qui n’avaient pas d’antécédents d’hémopathies malignes, qui résidaient dans les 27 districts autour de la Mayo Clinic et qui disposaient d’échantillons biologiques disponibles pour le dépistage. Une cytométrie en flux à huit couleurs a été utilisée pour dépister une MBL. Les personnes atteintes de MBL ont été classées en tant que MBL à faible nombre de leucocytes/lymphocytes (LC-MBL) ou à nombre élevé de leucocytes/lymphocytes (High-Count-MBL) selon le pourcentage de cellules B clonales. Les mélanomes survenus ont été identifiés en utilisant les codes de la Classification internationale des maladies et confirmés par l’examen des dossiers médicaux.
Résultats: Sur les 7334 participants examinés, 1151 ont été identifiés comme ayant une MBL CD5-positive et 1098 comme ayant une LC-MBL. Après un suivi médian de 3,2 ans, 131 participants ont développé un mélanome, dont 36 personnes étaient MBL-positives. L’incidence cumulée estimée du mélanome sur 5 ans était de 3,4% chez les participants avec MBL et de 2,0% chez les participants sans MBL. Après ajustement de l’âge, du sexe et des antécédents de mélanome, les personnes atteintes de MBL présentaient un risque de mélanome multiplié par 1,86 (IC 95%, 1,25 à 2,78). Ce risque accru a persisté lorsque l’analyse a été limitée aux personnes sans antécédents de mélanome (HR, 2,05 [IC 95%, 1,30 à 3,23]). Les personnes atteintes de LC-MBL présentaient un risque 1,92 fois (IC 95%, 1,29 à 2,87) plus élevé de développer un mélanome en général et un risque 2,74 fois (IC 95%, 1,50 à 5,03) plus élevé de développer un mélanome in situ par rapport aux personnes sans MBL.
Conclusion: la détection d’une LC-MBL est associée à un risque environ deux fois plus élevé de mélanome global et à un risque 2,74 fois plus élevé de mélanome in situ.
Points de discussion
Dans cette cohorte, la plus grande de dépistage pour MBL, les participants de la biobanque de la Mayo Clinic positifs pour MBL lors de l’examen de base présentaient un risque environ deux fois plus élevé de développer un mélanome par rapport aux participants sans MBL.
Le risque de mélanome est donc similaire à celui observé chez les patients atteints de LLC.
Ces résultats indiquent que le risque accru de développer un mélanome semble être due à l’apparition de MBL plutôt que de CLL. Si ces données se confirment, elles devraient avoir un impact sur les stratégies de dépistage et de surveillance des patients
atteints de MBL.
Pr Christoph Renner
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Étude Cette étude a utilisé les ressources du Rochester Epidemiology Project (REP), qui est soutenu par le National Institute on Aging (NIA ; AG 058738).
Le lien entre la stéatose hépatique non alcoolique, les maladies cardiovasculaires et le diabète de type 2
La stéatose hépatique non alcoolique (MASLD) associée à un dysfonctionnement métabolique est un nouveau problème de santé mondial. Elle n’ est pas seulement le principal stade préliminaire d’ une éventuelle morbidité hépatique, mais elle expose également les patients à un risque cardiovasculaire considérablement plus élevé, qui reste l’ une des principales causes de décès chez ces patients. Les principaux mécanismes physiopathologiques communs à ces maladies sont principalement liés à l’ insulinorésistance, à l’ inflammation chronique et au stress oxydatif. La présence de MASLD associée à des maladies cardiovasculaires et au diabète sucré de type 2 (T2DM) augmente le risque de mauvais résultats. Compte tenu de l’ interdépendance entre le MASLD, le T2DM et les MCV, il est urgent de mettre en place des stratégies thérapeutiques qui tiennent compte de ces trois maladies. Bien que les changements de mode de vie soient importants pour le traitement, les médicaments jouent un rôle décisif dans le contrôle de l’ hyperglycémie, l’ amélioration de la fonction hépatique et la réduction du risque cardiovasculaire. L’ apparition et la progression de la MASLD devraient être abordées par une approche thérapeutique polyvalente qui, en plus des stratégies de traitement du DT2, cible également les voies inflammatoires, immunitaires, métaboliques, du stress oxydatif, hormonales et digestives. Une étude récente a examiné les effets des antidiabétiques sur les valeurs hépatiques et le risque cardiovasculaire chez les patients atteints de MASLD, de T2DM et de CDV (1). L’ inhibition de la SGLT2 est abordée ci-dessous.
Les inhibiteurs de SGLT2 se sont avérés être des traitements importants pour différentes maladies métaboliques, dont la stéatose hépatique non alcoolique (MASLD), le diabète de type 2 (T2DM) et les maladies cardiovasculaires (2). Ces principes actifs inhibent la réabsorption du glucose dans les tubules rénaux proximaux et facilitent ainsi l’ élimination du glucose dans l’ urine. Ce bon contrôle de la glycémie, associé à des effets positifs supplémentaires sur le poids corporel et le système cardiovasculaire, a conduit à ce que ces principes actifs aient une importance indispensable dans le cadre de nos stratégies de traitement chez les patients confrontés à ce trio mortel de maladies interdépendantes (3). Les effets physiopathologiques des inhibiteurs du SGLT2 sur le MASLD sont multiples et complexes. L’ un des plus importants est qu’ ils améliorent la sensibilité à l’ insuline. Étant donné que le MAFLD est associé à une résistance à l’ insuline (4, 5), leur capacité à améliorer la sensibilité à l’ insuline signifie également que les inhibiteurs du SGLT2 peuvent réduire la production hépatique de glucose et abaisser les taux d’ acides gras libres circulants (6). Cette réduction est importante, car un excès d’ acides gras libres entraîne un excès considérable de graisse hépatique et des inflammations (7). La prise d’ inhibiteurs du SGLT2 peut également avoir des effets anti-inflammatoires extra-hépatiques considérables sur le foie. Dans les études cliniques sur les cytokines pro-inflammatoires et les marqueurs systémiques de l’ inflammation, l’ inflammation est également fortement réduite (8).
Conclusions
Le traitement des patients atteints de MASLD, de MCV et de DT2 nécessite une stratégie polyvalente et holistique qui englobe des interventions sur le mode de vie, une pharmacothérapie et une surveillance attentive des facteurs de risque cardiovasculaire. En tenant compte des liens entre ces maladies, les prestataires de soins de santé peuvent améliorer considérablement les résultats pour les patients, réduire le risque de complications et améliorer la qualité de vie des personnes qui souffrent de ces maladies chroniques. Dans le monde en constante évolution de ces processus de santé étroitement liés, il est de la plus haute importance que nous maintenions notre vigilance en ce qui concerne le développement de parcours de soins intégrés optimaux afin de prendre en charge et de gérer la nature complexe de notre population de patients. Des études sont justifiées car ces maladies présentent un nombre considérable de similitudes en ce qui concerne les changements structurels sous-jacents et les voies inflammatoires communes. Les défis posés par la MASLD, les MCV et le DT2 étant très importants et exigeants, une stratégie multidisciplinaire et intersectorielle est nécessaire pour prendre des mesures qui apporteraient des changements en vue d’ améliorer la santé à long terme des patients.
Pr Walter F. Riesen
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Source Michalopoulu E et al. The Triad of Risk: Linking MASLD, Cardiovascular Disease and Type 2 Diabetes; From Pathophysiology to Treatment. J Clin Med 2025;14:428. doi: 10.3390/jcm14020428
Die Zukunft der Medizin? Oder längst Gegenwart? Oder doch nur Populismus?
Wer Netflix schaut oder in sozialen Medien stöbert, kommt nicht daran vorbei: Anti-Aging, Verjüngung, «Don’t Die». Auch sehen die Hollywood Stars von Jahr zu Jahr jünger aus – zum Teil so sehr, dass es gespenstisch wirkt. Nun ja, gewisse übertreiben es. Doch die Tendenz ist eindeutig: Altern war früher.
Da wäre zum Beispiel Bryan Johnson. Auf Netflix sieht man ihn in seiner Dokumentation «Don’t Die». Sein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet, dem Alter zu trotzen. 120 Pillen am Tag, eine Stunde Sport, Lichttherapien, vegetarische Ernährung – aber nur bis 11 Uhr morgens, danach fastet er bis zum nächsten Tag. Er geht um 20 Uhr schlafen, steht um 4.30 Uhr auf, schläft auf einer temperaturregulierenden Matratze und investiert anscheinend jährlich zwei Millionen Dollar in seinen Kampf gegen die Vergänglichkeit. Ende 2024 hat er sogar eine unerprobte Gentherapie, die Follistatin freisetzt, an sich selbst getestet. Wohin das führt? Wir werden sehen.
Doch im Grunde begann diese Entwicklung lange vor Bryan Johnson – mit der modernen Medizin. Der Tod wurde aus unserem Alltag verbannt. Verstorbene werden diskret aus Heimen und Spitälern abtransportiert , wir sprechen nicht über das Sterben. Wir schieben es mit aller Wissenschaft hinaus, verstecken und verdrängen es. Sterben ist tabu. Und Altern damit ebenso.
Wieso erstaunt es da, dass die Medizin immer teurer wird, wenn man erstens älter wird und zweitens alles macht, um jung zu bleiben oder zumindest jünger auszusehen? Was wäre, wenn Werbung und Filme nicht mehr von makellosen Models, sondern von ganz normalen Menschen bevölkert wären – von Dir und mir, von uns allen? Dann hätten wir andere Ideale als heute. Nämlich die Realität.
Kardiovaskuläre Sicherheit von CGRP-monoklonalen Antikörper zur Migräneprophylaxe
Fragestellung
Ziel der retrospektiven, sequentiellen Kohortenstudie war es, in einem «Real-World-Setting» zu prüfen, ob die Anwendung von monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor zur Migräneprophylaxe mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden ist.
Monoklonale Antikörper gegen CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) oder den CGRP-Rezeptor werden zunehmend zur Migräneprophylaxe eingesetzt. Dennoch gab es bisher Bedenken bezüglich der Sicherheit, insbesondere bei Risikopatienten, da eine Blockade von CGRP möglicherweise das kardiovaskuläre Risiko steigern könnte.
Diese Bedenken stützen sich auf Ergebnisse aus tierexperimentellen Studien. Metaanalysen früherer randomisierter Studien zeigten jedoch keinen negativen Effekt der CGRP-Blockade. Allerdings wurden in diesen Studien häufig ältere Patienten sowie solche mit schweren kardiovaskulären Vorerkrankungen ausgeschlossen, sodass eine «Real-World»-Evidenz bislang fehlte.
Studiendesign
Eine retrospektive Kohortenstudie aus den USA schließt nun diese Lücke. Zwischen Mai 2018 und Dezember 2020 wurden Patienten (über 18 Jahre) mit Migräne untersucht, die entweder Anti-CGRP-Antikörper oder Onabotulinumtoxin A erhielten. Patienten mit einer Vorgeschichte von Myokardinfarkt (MI), Schlaganfall, Clusterkopfschmerz, bösartigem Krebs oder Hospizdienst innerhalb eines 1-Jahres-Zeitraums vor Behandlungsbeginn wurden ausgeschlossen. Der primäre Endpunkt war das Auftreten von Myokardinfarkten oder Schlaganfällen. Sekundäre Endpunkte umfassten hypertensive Krisen, periphere Revaskularisationen und das Raynaud-Syndrom.
Ergebnisse
Von insgesamt 266 848 Migränepatienten erhielten 5153 Patienten (Durchschnittsalter 57.8 Jahre, 83.6 % weiblich) Anti-CGRP-Antikörper, während 4000 Patienten (Durchschnittsalter 61.9 Jahre, 83.8 % weiblich) Onabotulinumtoxin A erhielten.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Behandlung mit Anti-CGRP-Antikörpern nicht mit einer höheren Rate schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse assoziiert war (bereinigte Hazard Ratio [aHR], 0.88; 95 % CI, 0.044–1.77). Zudem führte die Therapie nicht zu einer höheren Inzidenz hypertensiver Krisen.
Auch Subanalysen nach Alter (über und unter 65 Jahre) oder vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen zeigten kein erhöhtes Risiko.
Die Autoren betonen, dass diese Ergebnisse wichtige Hinweise für die klinische Praxis liefern, jedoch auch mehrere Limitationen bestehen, insbesondere die insgesamt geringe Anzahl kardiovaskuläre Ereignisse und die relativ kurze nach Beobachtungszeit.
Dr. med. Roland Backhaus
Quelle:
Yang S, Orlova Y, Park H et al. Cardiovascular Safety of Anti-CGRP Monoclonal Antibodies in Older Adults or Adults with Disability With Migraine. JAMA Neurol. 2025 Jan 6.
https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/article-abstract/2828333
Der Zusammenhang zwischen MASLD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes
Die mit metabolischer Dysfunktion assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD) ist ein neues globales Gesundheitsproblem, und sie ist nicht nur die wichtigste Vorstufe einer möglichen leberbedingten Morbidität, sondern setzt die Patienten auch einem erheblich höheren kardiovaskulären Risiko aus, das nach wie vor eine der Haupttodesursachen bei diesen Patienten ist. Die wichtigsten gemeinsamen pathophysiologischen Mechanismen, die diesen Erkrankungen zugrunde liegen, hängen in erster Linie mit Insulinresistenz, chronischer Entzündung und oxidativem Stress zusammen. Das Vorhandensein von MASLD mit kardiovaskulären Erkrankungen und Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) erhöht das Risiko für schlechte Ergebnisse. Angesichts der Verflechtung von MASLD, T2DM und CVD besteht ein dringender Bedarf an therapeutischen Strategien, die alle drei Erkrankungen berücksichtigen. Obwohl Änderungen des Lebensstils für die Behandlung wichtig sind, spielen Medikamente eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle der Hyperglykämie, der Verbesserung der Leberfunktion und der Senkung des kardiovaskulären Risikos. Die Entstehung und das Fortschreiten von MASLD sollte durch einen vielseitigen therapeutischen Ansatz angegangen werden, der neben den Behandlungstrategien für T2DM auch auf Entzündungs-, Immun-, Stoffwechsel-, oxidativen Stress-, Hormon- und Darmaxis-Wege abzielt. In einer kürzlich veröffentlichten Übersicht wurden die Auswirkungen von Antidiabetika auf die Leberwerte und das kardiovaskuläre Risiko bei Patienten mit MASLD, T2DM und CDV diskutiert (1). Im Folgenden wird auf die Inhibition von SGLT2 eingegangen.
SGLT2-Inhibitoren haben sich als wichtige Therapeutika für die Behandlung verschiedener Stoffwechselkrankheiten erwiesen, darunter die mit metabolischer Dysfunktion assoziierte steatotische Lebererkrankung (MASLD), Typ-2-Diabetes mellitus (T2DM) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (2). Diese Wirkstoffe hemmen die Rückresorption von Glukose in den proximalen Nierentubuli und erleichtern so die Glukoseausscheidung im Urin. Diese gute Kontrolle des Blutzuckerspiegels in Verbindung mit zusätzlichen positiven Effekten auf das Körpergewicht und das Herz-Kreislauf-System haben dazu geführt, dass diese Wirkstoffe als Teil unserer Behandlungsstrategien bei Patienten, die mit diesem tödlichen Dreigestirn von miteinander verbundenen Erkrankungen konfrontiert sind, eine unverzichtbare Bedeutung haben (3). Die pathophysiologischen Wirkungen der SGLT2-Inhibitoren auf MASLD sind vielfältig und komplex. Einer der wichtigsten ist, dass sie die Insulinempfindlichkeit verbessern. Da MAFLD mit Insulinresistenz verbunden ist (4,5), bedeutet ihre Fähigkeit, die Insulinsensitivität zu verbessern, auch, dass SGLT2-Inhibitoren die hepatische Glukoseproduktion verringern und die zirkulierenden freien Fettsäurespiegel senken können (6). Diese Senkung ist wichtig, da ein Übermaß an freien Fettsäuren zu einem erheblichen hepatischen Fettüberschuss und zu Entzündungen führt (7). Die Einnahme von SGLT2-Inhibitoren kann auch erhebliche extrahepatische entzündungshemmende Wirkungen auf die Leber haben. In klinischen Studien zu pro-inflammatorischen Zytokinen und systemischen Entzündungsmarkern wird die Entzündung ebenfalls stark reduziert (8).
Schlussfolgerungen Die Behandlung von Patienten mit MASLD, CVD und T2DM erfordert eine vielseitige und ganzheitliche Strategie, die Lebensstilinterventionen, Pharmakotherapie und eine sorgfältige Überwachung der kardiovaskulären Risikofaktoren umfasst. Indem sie die Zusammenhänge zwischen diesen Erkrankungen berücksichtigen, können Gesundheitsdienstleister die Ergebnisse für die Patienten deutlich verbessern, das Risiko von Komplikationen verringern und die Lebensqualität der Menschen verbessern, die mit diesen chronischen Krankheiten zu kämpfen haben. In der sich ständig weiterentwickelnden Welt dieser eng miteinander verflochtenen Gesundheitsprozesse ist es von größter Bedeutung, dass wir unsere Wachsamkeit im Hinblick auf die Entwicklung optimaler integrierter Versorgungspfade aufrechterhalten, um die vielschichtige Natur unserer Patientenpopulation anzugehen und zu verwalten. Entsprechende Studien sind gerechtfertigt, da diese Krankheiten hinsichtlich der ihnen zugrunde liegenden strukturellen Veränderungen und der gemeinsamen Entzündungswege eine beträchtliche Anzahl von Ähnlichkeiten aufweisen. Da die Herausforderungen, die MASLD, CVD und T2DM mit sich bringen, sehr groß und anspruchsvoll sind, ist eine multidisziplinäre und sektorübergreifende Strategie erforderlich, um Vorkehrungen zu treffen, die Veränderungen für eine bessere langfristige Gesundheit der Patienten mit sich bringen würden.
Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Riesen
Quelle: Michalopoulu E et al. The Triad of Risk: Linking MASLD, Cardiovascular Disease and Type 2 Diabetes; From Pathophysiology to Treatment. J Clin Med 2025;14:428. doi: 10.3390/jcm14020428
Literatur:
1. Michalopoulu E et al. The Triad of Risk: Linking MASLD, Cardiovascular Disease and Type 2 Diabetes; From Pathophysiology to Treatment. J Clin Med 2025;14:428. doi: 10.3390/jcm14020428
2. Umemura A et al. Potential Therapeutic Targets and Promising Agents for Combating NAFLD. Biomedicines. 2022;10:901. doi: 10.3390/biomedicines10040901. [
3. Li Bet al. Effects of Canagliflozin on Fatty Liver Indexes in Patients with Type 2 Diabetes: A Meta-analysis of Randomized Controlled Trials. J. Pharm. Pharm. Sci. 2018;21:222–235. doi: 10.18433/jpps29831.
4. Mo M et al. The safety and efficacy evaluation of sodium-glucose co-transporter 2 inhibitors for patients with non-alcoholic fatty liver disease: An updated meta-analysis. Dig. Liver Dis. 2022;54:461–468. doi: 10.1016/j.dld.2021.08.017. [
5. Chino Y et al. SGLT2 inhibitor lowers serum uric acid through alteration of uric acid transport activity in renal tubule by increased glycosuria. Biopharm. Drug Dispos. 2014;35:391–404. doi: 10.1002/bdd.1909
6. Khaznadar F et al. Biomarkers for Assessing Non-Alcoholic Fatty Liver Disease in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus on Sodium-Glucose Cotransporter 2 Inhibitor Therapy. J. Clin. Med. 2023;12:6561. doi: 10.3390/jcm12206561
7. Androutsakos T et al. SGLT-2 Inhibitors in NAFLD: Expanding Their Role beyond Diabetes and Cardioprotection. Int. J. Mol. Sci. 2022;23:3107. doi: 10.3390/ijms23063107.
8. Amjad W.et al. Sodium-glucose cotransporter-2 inhibitors improve liver enzymes in patients with co-existing non-alcoholic fatty liver disease: A systematic review and meta-analysis. Prz. Gastroenterol. 2022;17:288–300. doi: 10.5114/pg.2021.112365.