Monte Bar

Zum Monte Bar in der Val Colla nördlich von Lugano führen viele Wege, die je nach Wetter und Jahreszeit ihren Charakter völlig ändern können. Eine häufige Konstante ist jedoch der Wind, dem der Bar schutzlos ausgesetzt ist, aus welcher Richtung auch immer er wehen mag, bei Nordföhn meist besonders heftig. Nur selten haben wir den Gipfel bei Windstille erlebt, sodass sich das Mitnehmen warmer winddichter Kleidung auf alle Fälle lohnt, kalt fühlt es sich dort oben bei Wind in jeder Jahreszeit an.

Eine herrliche Gratwanderung in der klaren Herbstluft ergibt sich von Borisio aus. In dieser Maiensiedlung finden sich für die Val Colla typische kleine, in den Hang hineingebaute, mit Steinplatten gedeckte Gebäude. Diese weisen in der Regel im Innern ein gemauertes Gewölbe auf und wurden über einer Quelfassung errichtet. Borisio erreicht man über das Fahrsträsschen, das von Somazzo zur Capanna Monte Bar hinaufführt. Wir nehmen den Weg, der die Gebäude gegen Südwesten zu verbindet bis zum letzten Haus, wo gegen Nordosten ein Weg zur Alpe Rompiago abzweigt. Diesem folgen wir bis zur Waldecke, wo wir uns in der Falllinie des Hanges gegen Nordwesten wenden. Über diesen Pfad erreichen wir schliesslich das weithin sichtbare Kreuz auf Motta della Croce, ein herrlicher Aussichtspunkt hoch über dem Luganese und der Val Colla.
Von hier aus ist der Weiterweg über den breiten Gratrücken der Caval Drossa in den Sattel oberhalb der Alpe Crocc und weiter hinauf zum Gipfel des Monte Bar vorgezeichnet. Von dort oben reicht der Blick vom Appenin über die Seealpen bis hin zum Monte Rosa, der Spitze des Matterhorns, der Mischabel- und Weissmiesgruppe, dem Finsteraarhorn und den Bündner Bergen des Bergells (Abb. 1 und 2). Gegen Süden ist es nun ein Katzensprung bis zur neuen Capanna Monte Bar, wo man sich kulinarisch verwöhnen lassen kann, im Winter allerdings nur an den Wochenenden ab Donnerstag.


Den Abstieg beginnen wir auf der Fahrstrasse gegen Nordwesten, bis nach dem dritten Bachgraben talwärts einer der alten Aufforstungswege abzweigt. Nach weiteren zwei Bachläufen wenden wir uns dem Pfad zu, der vorerst gegen Südosten und später mit einem Schlag gegen Westen zur Hütte von Tassera hinunterführt. Wunderschön ist das herbstliche Farbenspiel in diesem Bergwald. Über den gegen Westen abgehenden breiten Zuweg erreichen wir die Fahrstrasse und die Alpe Rompiago, wo herrlich mundender Alpkäse oder eine weitere Wegstärkung erhältlich ist. Gegen Südosten findet sich eine alte Wegspur, die eine Kurve der Fahrstrasse abkürzen lässt, auf der wir schliesslich wieder den Ausgangspunkt unserer Bergtour erreichen (Abb. 4).


Im Winter bietet sich für Schneeschuhgänger der Aufstieg von Albumo über Monte zum Gipfel des Monte Bar an. Die Route folgt vorerst dem Fahsträsschen bis nach der Spitzkehre nördlich von Monte, wobei sich bei der Kirche und später auf dem Maiensäss jeweils eine Strassenkehre ohne Mühe abkürzen lässt. Nach besagter Kurve zweigt bergwärts ein Pfad ab, der sich in mehreren Kehren bis zu einem Waldsträsschen hinaufwindet. Die Fortsetzung des Pfades findet sich wenige Meter westlich und führt weiter gegen Norden hangaufwärts, bis man zum Teil weglos zur weiten Weide von Piazza Grande gelangt. Hier vermögen die häufigen Winde die Schneeschicht in der Regel bis hinauf zum Gipfel des Monte Bar stark auszudünnen und zu gefrieren, was den weiteren Aufstieg wesentlich erleichtert. Faszinierend sind die z. T. bizarren Schneeskulpturen, die der Wind zu formen vermag. Den Gipfel erreicht man, indem man gegen Norden über die Weiden und an der Hütte vorbei zum breiten Südgrat aufsteigt. Unnötig zu erwähnen, dass die Rundsicht vom Monte Bar aus auch im Winter herrlich ist, diesmal, sofern auf diesem Gipfel Schnee liegt mit verschneiten, im Sonnenlicht gleissenden Tessiner Bergen (Abb. 3).
Auf dem Abstieg wenden wir uns von der Capanna Monte Bar gegen Süden zur Alpe Musgatina und weiter gegen Pian Sotto hinunter, bis der Weg gegen Osten zur Maiensiedlung Cozzo und weiter nach Piazza hinunter abzweigt. Von dort aus erreichen wir in Kürze auf einem Fahrsträsschen wieder das Dorf Albumo (Abb. 4).

Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo

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christian.besimo@bluewin.ch

Schneeschuhtour im Winterlicht der Birkenwälder

Diese Schneeschuhtour auf den Monte Bigorio entführt uns in eine glazial geprägte, vom Nordföhn oft umtoste Landschaft mit jungen Birkenwäldern, die die weiten ehemaligen Weide- und Anbauflächen der Capriasca allmählich zurückerobern. Ein Seitenarm des Tessingletschers hat nicht nur die Felsformationen am Monte Ceneri, sondern auch in der Val Capriasca glatt geschliffen und an der Gola di Lago einen glazialen Restsee hinterlassen, der mittlerweile zu einem kleinen Hochmoor verlandet ist. Der Westkamm der Val Capriasca stellte bis zum Ende des Kalten Krieges auch eine militärstrategisch wichtige Geländeformation am Passübergang des Monte Ceneri dar und wurde in den zwei Weltkriegen massiv befestigt, wie wir noch sehen werden.
Wir starten unsere Rundtour gleich beim Parkplatz auf der Passhöhe von Gola di Lago und überschreiten in westlicher Richtung den ersten Rundhöcker mit der Höhenquote 994 Meter. Wir durchqueren das kleine Tälchen jenseits des Hügels, vorbei an einem weiteren Parkplatz zum Nordhang der Cima di Lago hinüber. Über diese Flanke, die häufig dank des angreifenden Nordföhns eine eher wenig tiefe Schneedecke aufweist, gewinnen wir den Gipfel (Abb. 1).

Abb. 1: Im Aufstieg zur Cima di Lago mit Blick auf den Monte Bar und Caval Drossa

Auf der südlich des Gipfels gelegenen Felsformation steht ein Denkmal zu Ehren der Soldaten, die seit 1938 in der Grenzbrigade 9 zum Schutz der südlichen Grenze im Tessin gedient haben. Die Einheiten der Brigade und die Namen ihrer Kommandanten sind aufgeführt. Das Denkmal ist als nach Süden offene Schutzhütte mit schrägem Dach gestaltet, deren hoch aufragende Stütze zugleich als Kamin für eine offene Feuerstelle dient. Erst beim Umgehen des Felskopfes realisieren wir, dass das Denkmal auf dem zentralen Infanterieverteidigungswerk im Bereich von Gola di Lago errichtet worden ist. Es besteht aus zwei Kampfstellungen für Maschinengewehre und einem unterirdischen Unterstand mit Notausgang. Zur Sicherung dieses örtlich wichtigen Infanteriebunkers wurde im gegenüberliegenden Hügel ein Stützwerk mit zwei Maschinengewehrstellungen angelegt. Auch diese Anlage wurde mit einem allerdings kleineren Unterstand versehen. Ein Teil des Infanteriehindernisses aus Stacheldraht ist belassen worden, das das vermutlich auch zur Verminung vorgesehene Vorfeld zusätzlich sicherte.
Auf dem Weiterweg überschreiten wir den Matro di Stinche und umgehen im folgenden Sattel die Umzäunung der gleichnamigen Maiensiedlung gegen Westen (Abb. 2).

Abb. 2: Im Birkenwald zwischen der Cima di Lago und dem Matro di Stinche, im Hintergrund der Monte Tamaro

Wir passieren den Sattel gegen Osten, wenden uns bei den ersten Häusern gleich wieder gegen Süden und steigen über den Nordhang des Monte Bigorio zu dessen lang gezogenem Grat hinauf. Auch hier profitieren wir wieder von der Vorarbeit des Nordwindes und erreichen schon kurz nach der Senke wieder eine dünnere, gut spurbare Schneedecke. Es lohnt sich, den höchsten Punkt des Monte Bigorio zu überschreiten und bis zum Geländepunkt 1167.2 Meter südlich der Hütten von Moschera zu queren, da sich dort der Blick auf das gesamte Umland von Lugano und bei klarer Sicht weit über den Ceresio hinaus bis zum Appenin und den Seealpen öffnet. In der Nähe umgibt uns ein verschneiter Kranz von Bergen, von Ost nach West Caval Drossa, Monte Bar, Cima di Fojorina, Denti della Vecchia, Monte Boglia, Sighignola, Monte Generoso, Monte S. Giorgio und die Krete vom Monte Lema bis zum Tamaro. Gegen Norden erheben sich jenseits des Ceneri die Berge um die Valle Verzasca (Abb. 3).

Abb. 3: Ausblick vom Geländepunkt 1167.2 m auf die Verzascheser Berge

Nach ausgiebiger Rast wenden wir uns gegen Norden und folgen der ersten Geländerippe östlich der Krete des Monte Bigorio in eine Bachrinne, auf deren Nordseite wir den Verbindungsweg von den Monti di Cima nach Stinche erreichen. Diesmal umgehen wir die weitläufige Einfriedung von Stinche gegen Osten und benutzen weiter die Trasse des breiten Weges zurück nach Gola di Lago, wobei sich nördlich eines kleinen Hügels mit Bank ein Schlenker des Pfades abkürzen lässt (Abb. 4). Herrlich ist auch hier, wie bereits auf der gesamten Route, das Spiel des warmen Lichts der tief stehenden Sonne und der Schatten der silbern schimmernden Birkenwälder, an dem wir uns nicht satt zu sehen vermögen. Noch lange klingen in uns die leuchtenden Bilder dieses herrlichen Tages nach.

Abb. 4: Routenverlauf

Aufgepasst

In dieser Rubrik werden Berg- und Schneeschuhwanderungen vorgestellt, die in der Regel wenig bekannt sind, zu aussergewöhnlichen Orten führen und die Genugtuung einer besonderen persönlichen Leistung bieten, sei es, dass man sich am Abend nach der Arbeit noch zu einer kleinen körperlichen Anstrengung überwindet, bzw. sich in ein oder zwei Tagen abseits breit getretener Wege unvergessliche Naturerlebnisse erschliesst. Zur besseren Beurteilbarkeit des Schwierigkeitsgrades der Tourenvorschläge wird jeweils eine Einschätzung anhand der SAC-Skala für Berg- (B, EB, BG) und für Schneeschuhwanderungen (WT 1–6) gegeben. Die schwierigste Wegstelle, unabhängig von ihrer Länge, bestimmt jeweils die Gesamtbewertung der Route. Letztendlich bleibt aber jeder selbst für die Beurteilung seiner Fähigkeiten und Eignung für die vorgestellte Wanderung verantwortlich. Die Gehzeiten sind Richtwerte und gelten für normal trainierte Wanderer. Sie müssen nicht zwingend mit den Angaben auf Wegweisern übereinstimmen.

Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo

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Im Reich der Steinböcke

Vor vielen Jahren wagten mein Vater und ich uns im Walliser Val d’Hérémence an eine Traversierung von Thyon zum Lac des Dix. Damals war diese Tour tatsächlich ein Wagnis, denn auf der Karte war kein durchgehender ­Höhenweg eingezeichnet und im Gelände höchstens eine Wegspur zu erkennen. Markierungen fehlten. Heute ist alles anders. Der Weg ist in einem ausgezeichneten Zustand und verläuft auf einer Höhe von durchschnittlich 2200 Metern. Wir wählen den Weg als Zustieg zur Cabane de Prafleuri, um am zweiten Tag über den gleichnamigen Pass in die Val de Nendaz abzusteigen.

So rasch wie möglich verlassen wir die Retortensiedlung Thyon 2000 auf einem Fahrsträsschen gegen Südosten. Gleich in der ersten Haarnadelkurve zweigt der Höhenweg gegen Süden ab und steigt langsam zu den Seen von Les Gouilles an. In kurzem Abstieg erreichen wir die neuen Alphütten von Essertse, die 1971 in Betrieb genommen wurden. Etwas tiefer liegt die sehenswerte alte Alpsiedlung, die vom Ski-Club Hérémence zur Schutzhütte umgebaut wurde und jeweils von Juni bis Ende August bewirtet ist. Danach folgen der Pas de la Lé sowie die Alphütten von Chaulué, Orchèra und Métail, bevor unterhalb der Alp Allèves unser Pfad in die Combe de Prafleuri abzweigt. Nach dem langen Höhenweg mag es sein, dass der letzte Anstieg zur Hütte von gut 300 Höhenmetern etwas zu beissen gibt, doch ist dieser nur von kurzer Dauer. Vor einiger Zeit hat ein Felssturz am Mont Blava den alten, direkten Hüttenzugang vom Barrage de la Grande Dixence verschüttet. Es ist eine neue Trasse mit Schutzmauer angelegt worden, in die wir auf dem letzten Stück einschwenken. Die mächtigen Blöcke des Felssturzes sind dank ihrer frischen Bruchstellen noch immer gut zu erkennen.

Beim Abendessen in der Hütte haben dann alle den Tourenführen Chamonix – Zermatt vor sich liegen. Und alle scheinen auch in dieselbe Richtung zu gehen – von West nach Ost. Warum eigentlich, insbesondere die vielen Amerikaner? Ritt nicht der einsame Cowboy stets nach Westen in die untergehende Sonne? Was würde wohl geschehen, wenn man die Beschreibung dieser Allerweltsroute in umgekehrter Richtung herausgäbe? Würde sich die Bewegungsrichtung der Masse von Hikern ebenfalls ändern? Beim Blick in die Augen meiner Frau weiss ich, dass sie dasselbe denkt: wie gut, dass wir quer denken und auch quer gehen.

Der nächste Morgen sieht uns entsprechend einsam die Grashänge im Südosten der Pointes des Autans zum Col de Prafleuri erklimmen. Begleitet werden wir nur von einem grossen Rudel Steinböcke, das wir aus nächster Nähe beobachten können. Leider sind die Wunden, die die riesige Baustelle für die Staumauer von Grande Dixence geschlagen hat, noch längst nicht verheilt. Das abgebaute Moränenmaterial wurde auf Fliessbändern durch einen Tunnel zur Baustelle der Mauer geleitet. Dieser Tunnel dient heute dem Hüttenwart als Zufahrt. Mit jedem Schritt höher weitet sich dafür der Blick, der auf dem Pass schliesslich von der Mischabelkette bis hin zum Montblanc reicht. Die Rosablanche mit ihrem Gletscher hat man unmittelbar vor sich.

Der Abstieg bis zur Abzweigung Richtung Refuge de St. Laurent bei der Geländequote 2826 Meter am Ufer eines kleinen Sees verläuft zwischen Grand Mont Calme und dem nordwestlich von diesem gelegenen Felsriegel. Hier liegt längst kein Eis mehr, im Frühsommer aber noch viel Schnee, der am Morgen hart gefroren sein kann. Entsprechend lohnt es sich, Steigeisen und Pickel für die steileren Stellen zur Hand zu haben. Das Refuge de St. Laurent erreichen wir auf einem Pfad, der gegen Nordnordwesten am Lac du Grand Desert vorbeiführt, eine herrliche glaziale Landschaft mit vielen, in allen Farben leuchtenden Pionierpflanzen.

Für den Abstieg nach Siviez (Super Nendaz), ein weiteres Retortendorf, wählen wir nochmals einen Leckerbissen, nämlich die Trasse der ehemaligen Bisse de Chervé, die ihre Wasserfassung, noch heute sichtbar, in der La Printse hatte und bis Thyon führte! Diesen wunderschönen Höhenweg in der Kampfzone der Arvenwälder erreichen wir über einen kurzen Gegenanstieg unmittelbar nach der Brücke über die Printse bei der Alphütte von La Gouille. So ersparen wir unseren Gelenken einen steinigen Abstieg und lassen uns am Schluss mit dem Sessellift von Combatseline nach Siviez hinuntertragen.

Übernachtung und Verpflegung
Cab. d’Essertze: Tel. 079 862 67 33, www.essertze.ch
Cab. de Prafleuri: Tel. 027 281 17 80, www.prafleuri.ch
Ref. de St. Laurent: Tel. 027 288 50 05, www.arpettaz.ch

Sessellift Combatseline
Nendaz Tourisme: Tel. 027 289 55 89, www.nendaz.ch

In dieser Rubrik werden Berg- und Schneeschuhwanderungen vorgestellt, die in der Regel wenig bekannt sind, zu aussergewöhnlichen Orten führen und die Genugtuung einer besonderen persönlichen Leistung bieten, sei es, dass man sich am Abend nach der Arbeit noch zu einer kleinen körperlichen Anstrengung überwindet, bzw. sich in ein oder zwei Tagen abseits breit getretener Wege unvergessliche Naturerlebnisse erschliesst. Zur besseren Beurteilbarkeit des Schwierigkeitsgrades der Tourenvorschläge wird jeweils eine Einschätzung anhand der SAC-Skala für Berg- (T1-6) und für Schneeschuhwanderungen (WT 1 – 6) gegeben. Die schwierigste Wegstelle, unabhängig von ihrer Länge, bestimmt jeweils die Gesamtbewertung der Route. Letztendlich bleibt aber jeder selbst für die Beurteilung seiner Fähigkeiten und Eignung für die vorgestellte Wanderung verantwortlich. Die Gehzeiten sind Richtwerte und gelten für normal trainierte Wanderer. Sie müssen nicht zwingend mit den Angaben auf Wegweisern übereinstimmen.

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Kleine Wanderung zum Hochmoor am Pilatus

Die gedeckte Holzbrücke über den Ränggbach zwischen Oberrodel südwestlich von Kriens bei Luzern und Hergiswald wurde 1791 von Josef Ritter erbaut. Diese historische Druckbogenbrücke musste im Lauf der Zeit mehrfach den sich wandelnden Erfordernissen des Verkehrs angepasst werden. So wurde neben anderen Massnahmen das Dach angehoben, bis die Brücke den wachsenden Fahrzeugdimensionen und Belastungen endgültig nicht mehr gewachsen war. 2012 erfolgte deshalb flussabwärts ein neue, filigranere Brückenkonstruktion in Zugbogenbauweise. Die alte Hergiswaldbrücke wurde durch feine Zimmermannsarbeit in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt und gilt heute als älteste erhaltene Holzbogenbrücke der Schweiz. Dieses gelungene Nebeneinander von Alt und Neu zeigt die faszinierende Weiterentwicklung des modernen Holzbaus.


Wir beginnen unsere gemütliche Rundwanderung beim Parkplatz gleich neben den Holzbrücken. Wir benutzen den Weg zwischen Ränggbach und Hergiswaldstrasse bergwärts bis zum Zufluss des Rotbachs. Durch dessen stotziges Tobel steigen wir nun zum Hochmoor südwestlich der Krienseregg hinauf. Kurz vor Erreichen der ersten Ebene überwinden wir auf einer sehr steilen Steintreppe die letzte Felsstufe des Tobels (Abb. 1).

Wir queren das Fahrsträsschen gleich nach der Schlucht und durchsteigen auch noch den Hang im Wald östlich der Gibelegg bis zur Ricketschwendistrasse. Dieser folgen wir nach Osten bis zur Einmündung in die Kreuzstrasse. Dort liegt das heimelige Naturfreundehaus Krienseregg, wo wir im Anblick des verschneiten Pilatus einkehren und währschaft zu Mittag essen (Abb. 2).

Mit vollem Magen wenden wir uns nach Norden, überschreiten nach wenigen Metern den hier noch harmlosen Rotbach und durchqueren auf dem Kriensereggweg das Foremoss bis zum ersten nach Norden abgehenden Weg. Dieser führt uns nach kurzem Anstieg durch den Wald von Schärersrüti zum Chäsgade hinunter. Hier öffnet sich der Blick auf die Kirche von Hergiswald sowie über den Sempachersee hinaus bis zum Jura (Abb. 3).

Die Dampfsäulen der Kernkraftwerke von Leibstadt und Gösgen helfen bei der Orientierung. An der Wegkreuzung beim Geländepunkt 973 Meter wenden wir uns weiter talwärts Richtung Westen und gelangen so bald einmal an den Rand des Rotbachtobels, dem wir bis zum Bauernhof von Oberschwendi folgen. Auf dem Fahrsträsschen Richtung Vorderschwendi erreichen wir den Waldstreifen, in dem der Chrienbach verläuft. Diesem entlang gelangen wir zur Zufahrtsstrasse von Hinterschwendi, wo ein Weg beginnt, der Richtung Nordwesten zum nächst tieferen Waldrand hinunterführt. Bei der Weggabelung wenden wir uns dem linken, exakt nach Norden weisenden Hohlweg zu, über den wir steil abwärts an den unteren Waldrand bei den Häusern von Oberrodel gelangen. Nun sind es nur noch ein paar Schritte bis zur alten Hergiswaldbrücke und dem Ausgangspunkt unserer kurzen Wanderung zurück, der südwestlich liegt (Abb. 4).

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Eine Zweitagestour fern touristischer Hektik

Diese herrliche Zweitagestour hoch über der Piano di Magadino ist in der vorliegenden Form erst aus einer Improvisation heraus entstanden, zu der uns der unerwartet viele Neuschnee in den Bergen gezwungen hat. Am Ende der Zweitagestour hat uns aber die angepasste Routenwahl überzeugt, weshalb wir dieser einen speziellen Namen gegeben haben – die Via alta Magadinese VAM.

Die erste Tagesetappe beginnt in Monte Carasso bei der Bushaltestelle Cunvént. 150 Meter südwestlich zweigt bergwärts eine Strasse ab, die uns zum Beginn des Saumpfades führt, über den wir, an der Chiesa Santa Trinità vorbei, nach rund einer Stunde jene von San Bernardo erreichen. Wer die Kirche betritt, wird von einem unerwartet farbigen und stilreichen Bilderzyklus überrascht, der vom späten Mittelalter über die Renaissance bis in die Barockzeit reicht (Kirche in der Hauptsaison tagsüber geöffnet, übrige Zeit Schlüssel im nahe gelegenen Ristorante Ostello Curzútt erhältlich). Uns haben die Fresken über eine Stunde lang in ihren Bann gezogen, deren Beschreibung würde aber den Rahmen dieses Tourenberichts bei weitem sprengen. Bergwärts der mehrfach umgebauten und erweiterten Kirche sind noch das Pfarr- und Beinhaus erhalten. Im Gegensatz zu heute lagen die Dauersiedlungen früher nicht in der von Malaria verseuchten und wiederkehrend von Hochwassern heimgesuchten Piano di Magadino, sondern im unteren Teil der vor allem nach Süden ausgerichteten Berghänge. In Curzútt lebten bis zu 900 Personen, deren Siedlungsspuren noch heute im Wald deutlich zu erkennen sind. Die frühere Grösse und somit Bedeutung dieser Siedlung dürften die prunkvollen Fresken erklären, die zum Teil der berühmten Malerfamilie der Seregnesi aus Lugano zugeschrieben werden.

Gegen Osten vorerst an-, dann absteigend erreichen wir nach kurzer Zeit den Ponte Tibetano, eine weit gespannte Hängebrücke über die Valle di Sementina. Diese stabile Stahlkonstruktion bietet zwar einen atemberaubenden Tiefblick in das tief eingeschnittene Tal, vermag aber nicht den Nervenkitzel zu verursachen, den wir vor vielen Jahren auf Hängebrücken in Nepal erlebten, die auf das absolut Notwendige reduziert waren und erbärmlich schaukelten.

Auf der gegenüberliegenden Talseite erreichen wir die südwestliche Talkante und die verstreut in Waldlichtungen liegenden Monti della Costa. Über weite Kehren durch lichten Birkenwald und vorbei an den Maiensiedlungen Gana, Cantìr Marsc, Ghiringhelli und Canva gewinnen wir schliesslich den Sattel westlich des Mött. Nun bleibt noch ein letzter Hang mit Buchenwald zu überwinden, bevor wir aus dessen kühlendem Schatten auf die Breite Hangschulter mit der ehemaligen Alp und der Capanna Mognone hinaustreten. Hier weitet sich der Blick weit über die im Dunst liegende Piano di Magadino hinaus, ein herrlicher Ort zum Übernachten. Die Selbstversorgerhütte bietet allen notwendigen Komfort vom Gas- und Holzkochherd, Schlafraum mit Decken bis hin zur Toilette und Dusche. Nur eben den Proviant muss er oder sie selbst hochtragen. Noch luftiger liegt die Alpe Morisciolo, deren malerischen Anblick man sich auf einem kleinen Abendspaziergang auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Zudem gewinnt man von der nahe gelegenen Cimetta d’ Orino aus einen eindrücklichen Blick auf die Siedlungen der Alpe di Ruscada.

Der zweite Tag beginnt gemütlich mit einer Traverse zur etwas tiefer gelegenen Alpe Orino im Westen, wo eine weitere Selbstversorgerhütte liegt. Über eine weite Kehre gegen Nordosten gelangen wir zu einer Carbonera, einer Stelle, wo früher Kohlenmeiler betrieben wurden. Noch heute finden sich an diesen Stellen Holzkohlestücke in der schwarzen Erde. Hier zweigt nach Westen der schmale Pfad zum Corte di Mezzo der Alpe di Ruscada ab. Dieser Wegabschnitt ist in seinem ersten Teil exponiert und erfordert Trittsicherheit. Nach Erreichen der Alphütten verlassen wir diesen obersten Teil der Valle di Cugnasco gleich wieder in westlicher Richtung zur Forcola hinauf, da uns der viele Schnee den Übergang zur Capanna Borgna verwehrt. Die Forcola gewährt einen wunderbaren Blick in die Val della Porta mit seinen diversen Alpsiedlungen und auf den Pizzo di Vogorno.

In südwestlicher Richtung steigen wir zu den Monti di Colla und Monti della Gana ab, bei deren untersten Häusern der Verbindungsweg zu den gleich hoch gelegenen Monti di Gola Secca nach Westen abzweigt. Auf den Monti di Gola Secca beginnt bei der obersten Ruine der Weg zur Alpe di Foppiana hinauf, den wir aber kurz nach einer Wasserfassung eben aus wieder verlassen, um die Gratschulter am Ausgang der Valle Verzasca zu erreichen, die uns über die Monti della Scesa zu den Monti di Motti hinunterleitet. Das kurze Stück Fahrstrasse ist zwar lästig, dafür braucht man sich auf diesem Abschnitt für einmal nicht darauf zu konzentrieren, wohin man seine Füsse stellt. Zudem entschädigt die Sicht auf die Verzascheser Berge für die Unbequemlichkeit des Hartbelags. Nach kurzer Einkehr im Grotto steigen wir über die immer gleiche Talkante und die Monti di Metri nach Gordemo ab, einem Dorfteil von Gordola. Hier führen viele Wege zu den an der Strasse in die Valle Verzasca gelegenen Häusern von Scalate hinunter, wo, ‚nomen est omen‘, uns ein steiler Treppenweg erwartet. Dieser lässt uns nochmals die vielen überwundenen Höhenmeter spüren und bringt uns zur Strassenbrücke über die Verzasca hinunter. Beim Dorfplatz von Tenero wenden wir uns gegen Süden und erreichen nach wenigen Minuten den Bahnhof (Abb. 4).

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Adlerhorst hoch über dem Glacier du Trient

Diese aussichtsreiche Bergtour beginnt auf dem Col de la Forclaz im Unterwallis und führt auf den Bonhomme, einem Gipfel der Arête de la Lys, die neben anderen Gipfeln die Täler von Champex und Trient voneinander trennt. Der Name des Gipfels ist auf der Landeskarte 1:25000 nicht aufgeführt. Es handelt sich um den Geländepunkt 2700 Meter südöstlich der Pointe Ronde. Wie häufig in diesem Sommer herrscht schon am Morgen eine Gewitter versprechende Schwüle. Deshalb brechen wir schon zeitig auf und verlassen den Col de la Forclaz gegen Osten auf dem Weg nach Champex, der Teil des Rundweges um den Mont Blanc ist. Doch zu so früher Stunde ist die solchen Wegen folgende Masse von Touristen noch nicht unterwegs und haben wir den Aufstieg für uns alleine.

Zu Beginn verläuft der Weg fast eben aus und beginnt nur allmählich anzusteigen, bis er sich in mehreren steilen Kehren durch den Bergwald bis zur Alp La Giète hinaufwindet. Diese liegt im engen Kessel von La Lui unterhalb des Gratrückens, den wir später auf dem Weg zum Gipfel des Bonhomme begehen werden. Glockengeläute empfängt uns auf der Alplichtung und die Eringerkühe sprenkeln schwarz die kargen Weiden oberhalb der Alphütten.

Der Weg durch den immer steiler gegen Martigny abfallenden Wald nach der Alp wird wesentlich steiler und eröffnet eine atemberaubende Aussicht das Rhonetal aufwärts und hinaus in Richtung Genfersee. Dort, wo wir den Wald kurz vor der Alpage de Bovine verlassen, wenden wir uns, der Einkehr vorerst einmal entsagend, gegen Süden und folgen den stellenweise spärlichen Wegspuren hangaufwärts entlang des Gratrückens, der nach La Giète abfällt.

Auf dem Buckel, der die Höhenquote 2259 Meter trägt, orientieren wir uns erneut (Abb. 1). Der Gipfel scheint kein bisschen näher gekommen zu sein. Doch der Schein trügt etwas und man sollte sich keinesfalls entmutigen lassen. Am einfachsten benutzt man die Pfadspuren, die vom kleinen Sattel im Süden durch das Tälchen von Les Combés hinaufführt. Sobald das Gelände unterhalb der Kuppe mit der Höhenquote 2528,0 Meter steiler wird, weichen wir gegen Westen zum Grat aus und gelangen so zu diesem Geländepunkt oberhalb der Senke mit dem kleinen Lac de Bovine. Hier oben weidet, dem Ortsnamen entsprechend, eine Reihe von Rindern und scheint auch rege den See zu benutzen, wie die bräunliche Brühe vermuten lässt. Wir vermeiden Pfadspuren, die in den steilen Wiesenhang hineinführen und erreichen entlang dem Grat den Gipfel des Bonhomme.

Atemberaubend ist nun der Tiefblick in das Tal von Trient und auf den zerschrundenen, in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangenen Glacier du Trient. An den steilen Hängen der gegenüberliegenden Talseite kleben die Alphütten von Les Petoudes und Les Grands, wo die gleichnamige Schutzhütte der SAC-Sektion Les Diablerets liegt. Ein herrlicher Höhenweg, den wir bereits früher einmal beschrieben haben, verbindet diese Hütte mit jener auf dem Col de Balme.

Nur schweren Herzens können wir uns von dieser herrlichen Rundsicht trennen, die von den Dents du Midi, über die Aiguille du Tour, Aiguille d‘Argentière, Aiguilles Dorées, bis hin zur Ruinette, dem Mont Blanc de Cheilon und zur Dent Blanche reicht. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rhonetals dominieren die Dent de Morcle, Grand Chavalard, Haut de Cry, Les Diablerets und das Wildhorn (Abb. 3).

Bis in den kleinen Sattel vor der Kuppe 2259 Meter halten wir uns an die Aufstiegsroute. Wir queren deren Südosthang bis zum Kreuz auf 2098 Meter Höhe. Von da weg folgen wir vorerst dem Gratrücken gegen Nordosten bis zum nächsten Sattel und steigen dann direkt zu den Alphütten von Bovine ab, die zwischen Juni und September offen ist und Unterkunft sowie Verpflegung anbietet (Abb. 2).

Hier erfrischen wir uns mit einem kalten Getränk, bevor wir auf gleichem Weg zum Col de la Forclaz zurückkehren (Abb. 4). Rasch aufziehende Gewitterwolken bewahren uns auch jetzt vor einer grösseren Völkerwanderung. Auf dem Bonhomme braucht man sich dafür kaum vor einer grösseren Menschenansammlung zu fürchten. In der Regel hat man diesen Gipfel für sich oder teilt ihn mit Gleichgesinnten.

Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo

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