Patienten mit Diarrhoe sollten weder zu viel noch zu wenig abgeklärt werden. Dieser Artikel fokussiert pragmatisch auf einige Aspekte im klinischen Alltag und verzichtet auf akademisch-pathophysiologische Einteilungen.
Zunächst gilt es festzustellen, ob tatsächlich eine Diarrhoe bestehe. Da Patienten unter Durchfall oft nicht dasselbe wie der Arzt verstehen, sollten Sie nachfragen, was Ihr Patient unter Durchfall versteht (Lohnt sich eine Abklärung? Weist die Anamnese von Diarrhoe beim älteren Patienten allenfalls auf eine Stuhlinkontinenz hin?). Ein lesenswerter Übersichtsartikel zum Thema findet sich unter (1).
Akute Diarrhoe
Die häufigsten Diarrhoe-Auslöser sind selbstlimitierte virale Infekte. Ob es doch ein bakterieller Infekt ist, kann aber muss nicht relevant sein. Je kränker ein Patient ist, desto relevanter ist die Erregerdiagnose. Bakterielle Infekte sind meist Campylobacter-bedingt (2). Die Diagnose sollte nur bei therapeutischen Konsequenzen erzwungen werden (Beispiel: hat ein Patient mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung einen entzündlichen Schub oder eine infektiöse Diarrhoe?), wenn der Patient febril oder immunsupprimiert ist. Campylobacter werden nur bei schwer kranken Patienten, bei Fieber und bei blutiger Diarrhoe antibiotisch mit Azithromycin (500mg täglich für 3 Tage) behandelt. Bei stark kranken Patienten und starker Diarrhoe sollten (auch im ambulanten Setting!) zudem Clostridien gesucht werden. Rasche und breite Multi-PCR-Abklärungen sollten auch aus Kostengründen nicht Routine werden – diese klären mehrere virale und bakterielle Erreger ab und sind teuer, auch wenn der verlangte Preis kleiner ist als die Summe aller Einzelanalysen.
Protrahierte Diarrhoe
Im Zeitfenster zwischen akuter und chronischer Diarrhoe ist das Fingerspitzengefühl des Arztes gefragt. Bei «deutlicher Klinik» kann eine weitere Diagnostik sinnvoll sein (da jede chronische Diarrhoe irgendwann neu beginnt). Vor invasiven Abklärungen ist die Stuhldiagnostik sinnvoll bis zwingend, da endoskopisch Infekte genau gleich aussehen können wie entzündliche Darmkrankheiten oder Seltenheiten wie eine Vaskulitis. Cave: verzögert abgenommene Stuhlbakteriologien können negativ ausfallen! Denken Sie daran, dass das fäkale Calprotectin nicht zwischen Infekt oder Entzündungskrankheit unterscheidet (geringe Spezifität).
Chronische Diarrhoe
Bei chronischer Diarrhoe (mehr als vier Wochen) muss zuerst erfragt werden, ob tatsächlich eine eigentliche Diarrhoe vorliegt oder eine Fehleinschätzung des Patienten. Wenn unter chronischer Diarrhoe verstanden wird, dass man alle paar Tage oder nach scharfem Essen Durchfall hat, lohnt sich die Diagnostik nicht. Eine Hyperthyreose sollte immer ausgeschlossen werden. Auch eine Sprue-Serologie lohnt sich (wobei eine Zoeliakie meist keine schweren chronischen Durchfälle macht). Bei der Modeerkrankung Laktoseintoleranz darf die diagnostische Verantwortung auch an den Patienten zurückgegeben werden («schauen Sie, ob Sie nach einem Glas Milch Blähungen und Durchfälle haben»). Die LCT-Genetik ist teuer und nicht krankenkassenpflichtig und hat kaum Konsequenzen. Auch die bakterielle Überwucherung (small intestinal bacterial overgrowth, SIBO) ist nicht die erste Differentialdiagnose. Gleiches gilt für die trendige FODMAP-Unverträglichkeit. Pragmatismus darf sein, zumal auch diese Beratungen Zeit und Geld kosten und Diät-Änderungen einen Einfluss auf die Lebensqualität haben können.
Seien Sie sich bewusst, dass es für die mikroskopische Kolitis als Durchfallerkrankung der «mittelalten Frau» keine nicht-invasive Abklärung gibt. Das fäkale Calprotectin kann, aber muss bei dieser Erkrankung nicht erhöht sein. Wenn Sie die Krankheit in Erwägung ziehen, ist dies ein Grund für die Koloskopie zur Gewinnung von Histologien. Die Erkrankung tritt viel häufiger bei Frauen als Männern auf und fast immer im Alter über 50 Jahre («nicht-beeinflussbare Risikofaktoren»). Beeinflussbare Risikofaktoren sind Nikotinkonsum und die häufigen Medikamente PPI, Statine, nicht-steroidale Antirheumatika und Antidepressiva der Klasse SSRI. Die Klinik kann von störender Diarrhoe bis zu nächtlicher Inkontinenz und Hospitalisation bei schwerster Diarrhoe reichen.
Chronische Diarrhoe kann im Übrigen auch im Alter bedingt sein durch eine neue Colitis ulcerosa oder einen neu aufgetretenen Morbus Crohn. Diese Erkrankungen sind häufig, aber nicht ausschliesslich Erkrankungen junger Menschen.
Unverträglichkeitsabklärungen bei chronischen Durchfällen
Der Markt paramedizinischer Abklärungen von Unverträglichkeiten explodiert. Unstratifizierte Multitestungen von hunderten IgGs entbehren einer wissenschaftlichen Grundlage und sind statistischer Unsinn («wer viel misst, der misst Mist»). Nicht jeder Test, der technisch machbar ist, ist auch sinnhaft.
Schützten Sie als Arzt Ihre Patienten vor sinnloser Überabklärung (gerade durch nicht-krankenkassenpflichtige Tests) und empfehlen Sie nur, was Sie auch bei sich machen würden.
Sind Sie sich der Kosten der Abklärung bewusst?
Die Abklärungen gerade von Infekten können sehr teuer sein! Sind Sie sich der Kosten für Ihren Patienten bewusst? (Es sei darauf hingewiesen, dass die Auftragspauschale von 24 Franken nicht im erwähnten Preis berücksichtigt ist). Die Preise stammen aus einer online-Recherche bei verschiedenen Labors; es finden sich substantielle Preisunterschiede (warum?).
PD Dr. med. Pascal Frei
Gemeinschaftspraxis Gastroenterologie Bethanien
pascal.frei@hin.ch
Der Autor hat in Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.
Bei der Abklärung der Diarrhoe ist wie in vielen anderen Abklärungen das Fingerspitzengefühl des Arztes gefragt, um nicht zu viel und zu wenig abzuklären.
Seien Sie kritisch gegenüber zwar innovativen, aber häufig nicht evidenz-belegten und teuren Abklärungsmethoden!
Seien Sie sich der Preise bewusst, bevor Sie eine Abklärung starten für neu aufgetretene Durchfälle, die in aller Regel spontan sistieren.
Teure Abklärungen sind bei schwer kranken Patienten gerechtfertigt und bei chronischen schweren Durchfällen.
Blähungen und ein geblähter Bauch sind ein sehr häufiges Symptom bei Patienten mit und ohne Reizdarmsyndrom. Blähungen und abdominelle Distension werden von bis zu 96% der Reizdarmpatienten (IBS) und 20–30% der Durchschnittsbevölkerung beklagt (1). Diese Beschwerden werden meist als sehr stark wahrgenommen und über 50% berichten von einer deutlichen Einschränkung ihrer Lebensqualität hierdurch (2). Für Reizdarmpatienten sind Blähungen häufig das dominierende Symptom. Abdominelle Distension tritt oft bei Obstipation oder einer Beckenbodendysfunktion auf (3). Die Umfangszunahme des Abdomens kann objektiviert werden und beträgt in einigen Studien bis zu 12cm.
Cloaked air (aerophagia) is a major cause of gas in the gastrointestinal tract. Several milliliters of air, especially nitrogen (N2), are swallowed. Smoking and chewing can increase this amount as well as having an anxiety disorder. Intestinal gas continues to be produced endogenously by fermentation of intestinal contents by bacteria. Above all, non-absorbable or non-split carbohydrates, such as lactulose, even in healthy subjects produce flatulence and a distended belly when they reach undigested in the colon and are fermented there. Gas formation leads to distention of the small and large intestine. The transport and excretion of intestinal gas continues to play a major role:Clearly, increase in colonic transit time in patients with flatulence was shown (4). Visceral hypersensitivity in irritable bowel patients is the cause of the increased perception of intestinal gas.
diagnostics
In addition to an irritable bowel syndrome, a variety of diseases and drugs can cause flatulence (Table 1).
Bei Alarmsymptomen wie Gewichtsverlust, Blutungen, Fieber, nächtlichen Symptomen sowie verändertem Stuhlverhalten bei über 50-Jährigen sollte immer eine endoskopische Abklärung (Koloskopie, Gastroskopie) durchgeführt werden. Einige organische Erkrankungen können Blähungen hervorrufen und sollten in die Differenzialdiagnose einbezogen werden (Tab. 1). Bei jungen Patienten ohne Alarmsymptome ist die Durchführung einer Zöliakieserologie empfohlen (5). Malabsorptionsparameter (u.a. Ferritin, Vitamin B12), TSH, Blutbild, CRP sind hilfreiche Laborparameter. Stuhltests auf Calprotectin und Parasiten (Giardia lamblia, Würmer) sind ebenso empfohlen. Patientinnen sollten zusätzlich eine gynäkologische Untersuchung durchführen lassen. Wasserstoff- und Methan- Atemtests zur Diagnose von Intoleranzen, wie z.B. einer Laktose- oder Fruktoseintoleranz, oder einer bakteriellen Überwucherung (SIBO) können hilfreich sein.
Therapie
Finden sich klare Ätiologien (Tab. 1) ist eine ursächliche Behandlung oft entscheidend. Lebensstilmodifikationen wie Sistieren von Nikotin und Kaugummikonsum, Meiden kohlensäurehaltiger Getränke und langsames Essen sind immer empfohlen. Liegt eine Obstipation vor können Blähungen meist durch die Behandlung der Obstipation beseitigt werden. Prosekretorische und motilitätsfördernde Laxativa, wie z.B. Linaclotid (Constella®), Prucaloprid (Resolor) und Lubiproston (Amitizia®) sind hierbei häufig erfolgreich einsetzbar. Ernährungsmedizinisch hat sich vor allem die Reduktion FODMAP-haltiger Lebensmittel etabliert. Das Akronym «FODMAP» steht für «fermentable oligosaccharides, disaccharides, monosaccharides, and polyols», ein Begriff unter dem Kohlenhydratsubtypen mit gleichen Eigenschaften vereint sind. Es handelt sich um kurzkettige Kohlenhydrate, welche schlecht absorbiert werden und daher in den unteren Abschnitten des Dünndarms und im Kolon von Bakterien fermentiert werden. Hierbei entsteht vermehrt Darmgas wie H2, CH4 und CO2. Eine Reduktion von Blähungen kann mit dieser Diät in bis zu 82% der Fälle erzielt werden (6). Der Einsatz von Prä- und Probiotika kann hilfreich sein, die Datenlage hierzu ist jedoch heterogen. Phytotherapeutisch kann STW 5 (Iberogast® Tinktur) eingesetzt werden, ebenso haben sich Kiwifrüchte/Kiwipulver insbesondere bei Obstipationstendenz als wirksam erwiesen (7). Biofeedback-Techniken zur Entspannung zeigten in kleinen Studien bei bis zu 70% der Patienten eine Reduktion von Blähungen, Blähbauch und Obstipation. Diese Effekte hielten bis zu 12 Monate an (8). Medizinische Hypnose zeigte in einigen Studien eine deutliche Reduktion von Beschwerden durch Blähungen mit einer Langzeitwirkung (9), sie wird daher aktuell empfohlen, wenn andere Therapieformen versagen.
Dr Martin Wilhelmi
Gastroenterologie Praxis
8032 Zürich
martin.wilhelmi@bluewin.ch
Der Autor hat in Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.
Über Blähungen klagen bis zu 96% aller Reizdarmpatienten und 20-30% der Durchschnittsbevölkerung.
Neben einer Aerophagie spielt ursächlich die Fermentation von Darminhalt sowie eine Veränderung von Transport und Ausscheidung von Gas eine wesentliche Rolle. Viele organische Erkrankungen gehen mit Blähungen einher.
Die Therapie basiert auf dem Vermeiden von Aerophagie, der Reduktion von fermentierbaren Nahrungsbestandteilen, der Behandlung einer allfälligen Obstipation, Phytotherapeutika und Biofeedback-Techniken sowie bei deren Versagen allenfalls auf medizinischer Hypnose.
Literatur
1. Talley NJ et al: Identification of distinct upper and lower gastrointestinal symptom groupings in an urban population. Gut 1998; 42(5): 690-695
2. Sandler RS et al: Abdominal pain, bloating, and diarrhea in the United States: prevalence and impact. Dig Dis Sci 2000; 45(6): 1166-1171
3. Chang L et al: Sensation of bloating and visible abdominal distension in patients with irritable bowel syndrome. Am J Gastroenterol 2001; 96(12): 3341-3347
4. Agrawal A et al: Bloating and distension in irritable bowel syndrome: the role of gastrointestinal transit. Am J Gastroenterol 2009; 104(8): 1998-2004
5. Rubio-Tapia A et al: American College of Gastroenterology: ACG clinical guidelines: diagnosis and management of celiac disease. Am J Gastro- enterol 2013; 108(5): 656-676; quiz 677
6. Halmos EP et al: A diet low in FODMAPs reduces symptoms of irritable bowel syndrome. Gastroenterology 2014; 146(1): 67-75.e5
7. Udani JK, Bloom DW: Effects of Kivia powder on gut health in patients with occasional constipation: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Nutr J 2013; 12(1): 78
8. Wang J et al: Prospective study of biofeedback retrain- ing in patients with chronic idiopathic functional constipation. World J Gastroenterol 2003; 9(9): 2109-2113 9. Palsson OS et al .: Hypnosis treatment for severe irritable bowel syndrome: investigation of mechanism and effects on symptoms. Dig Dis Sci 2002; 47 (11): 2605-2614
Die gastrointestinale Blutung (GI-Blutung) stellt eine potentiell lebensbedrohliche Situation dar, die der unverzüglichen Diagnostik und Behandlung bedarf. Die Grundzüge davon sind in diesem Artikel resümiert.
Rund 80% der Blutungsquellen sind proximal des Treitz-Bandes lokalisiert und werden somit als obere GI-Blutung klassifiziert, rund 5% treten im Dünndarm als sogenannte mittlere GI-Blutung auf und rund 15% der GI-Blutungen haben ihre Ursache im unteren GI-Trakt (1, 2). Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einer overten, also klinisch sichtbaren Blutung, sowie einer okkulten, also klinisch nicht sichtbaren Blutung. Von einer obskuren GI-Blutung spricht man, wenn auch nach endoskopischer Untersuchung keine Blutungsquelle identifiziert werden konnte. Dies ist oftmals bei Dünndarmblutungen der Fall (1). Die Inzidenz der GI-Blutungen ist insgesamt sinkend, wobei insbesondere bei den oberen GI-Blutungen aufgrund des PPI Gebrauchs und der Eradikation von Helicobacter pylori eine deutliche Abnahme zu beobachten ist (rund 40-150/100 000 Personen), während die unteren GI-Blutungen aufgrund der Alterung der Population mit zunehmender Multimorbidität, zunehmendem Gebrauch von NSARs und zunehmender Verwendung von Antikoagulantien leicht zunehmen (rund 33/100 000 Personen). Die Mortalität der GI-Blutung liegt bei knapp unter 3% (2).
Die häufigste Blutungsursache ist in rund 50% aller Fälle ein Ulcus ventriculi oder Ulcus duodeni. Weiterhin sind als Ursache der oberen GI-Blutung Ösophagusvarizen, (Reflux-)Ösophagitis, Angiodysplasien, Tumorblutungen sowie das Mallory-Weiss Syndrom zu nennen. Bei der unteren GI-Blutung kommen insbesondere Hämorrhoiden, Angiodysplasien, Tumoren, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Divertikelblutungen als Ursache in Betracht (1). Die Leitsymptome der GI-Blutung sind Hämatemesis, Meläna oder Hämatochezie. Zu beachten ist, dass eine Hämatochezie bei rund 11% der Patienten mit massiver oberer GI-Blutung auftritt (1). Eine Risikoeinschätzung ist mittels Glasgow-Blatchford-Score (Endoskopie-Notwendigkeit), Rockall-Score oder AIMS-65 (Mortalität) möglich.
Bei Verdacht auf eine obere GI-Blutung sollte vor der Endoskopie eine Therapie mit PPI etabliert werden. Idealerweise werden hierbei 80 mg als Bolus appliziert, gefolgt von einer Perfusor-Therapie mit 8 mg/h PPI. Bei einem Hämoglobin-Wert von 7.0 g/dl oder darunter sollten Erythrozytenkonzentrate transfundiert werden. Bei Patienten, welche zudem an ischämie-bedingten Erkrankungen leiden sollte diese Grenze etwas höher liegen. Bei Hinweisen auf eine andauernde obere GI.-Blutung sollten zudem Prokinetika verabreicht werden, wie etwas 250 mg Erythromycin als Einmaldosis 30 Minuten vor der Endoskopie. Alle Patienten mit Hinweisen auf eine obere GI-Blutung sollen innert 24 h endoskopiert werden, bei Vorliegen von Hochrisikofaktoren, wie etwa hämodynamischer Instabilität, sollte die Endoskopie innert 12 h erfolgen (2).
Gemäss den ESGE Guidelines werden Ulzera Forrest I und IIa+b mittels endoskopischer Blutstillung behandelt. Bei Ulzera Forrest IIb ist eine Entfernung des bedeckenden Koagels indiziert. Ulzera Forrest IIc und III können gut konservativ behandelt werden (2).
Prof. Dr. med. Michael Scharl
Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
michael.scharl@usz.ch
Der Autor hat keine Interessenskonflikte deklariert
Die häufigsten Blutungsquellen liegen oberhalb des Treitz-Bandes
Die unteren GI-Blutungen weisen eine leicht steigende Inzidenz auf
Bei Verdacht auf eine obere GI-Blutung ist eine (parenterale) PPI-Therapie indiziert gefolgt von einer Endoskopie in Blutstillungsbereitschaft.
Literatur:
1. Strate LL, Gralnek IM. ACG Clinical Guideline: Management of Patients With Acute Lower Gastrointestinal Bleeding. Am J Gastroenterol. 2016;111:459-474
2. Gralnek IM, Dumonceau JM, Kuipers EJ, et al. Diagnosis and management of nonvariceal upper gastrointestinal hemorrhage: European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) Guideline. Endoscopy. 2015;47:a1-46
Bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) handelt es sich um ein indolentes non-Hodgkin Lymphom (1), welches durch einen leukämischen Verlauf charakterisiert ist. Das Bild der Erkrankung ist heterogen und reicht von langsamen, asymptomatischen Verläufen bis hin zu schnell voranschreitenden Verläufen, die schnell einer Therapie bedürfen.
Zur Diagnosestellung der CLL muss eine klonale Lymphozytenzahl von 5 G/l im peripheren Blut vorliegen. Durch den Nachweis der kappa oder lambda Leichtkettenrestriktion kann die Monoklonalität der Zellen nachgewiesen werden. Zellen einer CLL weisen eine Koexpression der B-Zell-Antigene CD19, CD20, und CD23 mit dem T Zell-Antigen CD5 in der Immunphänotypisierung auf. Dieses charakteristische Markerprofil erlaubt eine sichere Diagnosestellung.
Die klinische Stadieneinteilung erfolgt nach Rai und Binet. Hier fliessen die Anzahl und das Ausmass der Zytopenien ein, sowie die Anzahl der betroffenen Lymphknotenregionen bzw. Organomegalie. Es existieren eine Vielzahl von molekularen Markern, die die Prognose der Erkrankung bestimmen (2). Die wichtigsten Prognosefaktoren sind der Mutationsstatus des Immunglobulingens (IGHV) und die TP53 Mutation / Deletion (17p).
Therapieindikation
Ob eine Therapie erfolgen sollte, richtet sich nach dem Vorliegen von Krankheitssymptomen («active disease») (3). Die Höhe der absoluten Lymphozytenzahl stellt dabei keinen alleinigen Parameter für die Indikation zur Therapie dar.
Gemäss der IWCLL Guidelines ist eine Therapieindikation gegeben bei Vorliegen von mindestens einem der folgenden Kriterien:
Zunehmende Knochenmarkinsuffizienz mit progredienter Thrombozytopenie und/oder Anämie
Ausgeprägte oder zunehmende und/ oder Anämie symptomatische Splenomegalie
Massiv zunehmende oder symptomatische Lymphadenopathie
Zunehmende Lymphozytose mit 50%-iger Zunahme innerhalb von 2 Monaten oder eine Verdopplungszeit von weniger als 6 Monaten unter Berücksichtigung der absoluten Lymphozytenzahl (relative Indikation)
Paraneoplastische Syndrome wie AIHA (Autoimmunhämolytische Anämie) oder ITP (Immunthrombozytopenie), welche schlecht auf Kortikosteroide ansprechen
Signifikante, durch die Krankheit verursachte Symptome (Nachtschweiss, Fieber, Fatigue, Gewichtsverlust).
Mit neueren Therapieverfahren, die das Überleben von Patienten mit CLL verlängern, ist eine Behandlung bei Erfüllung eines der oben genannten Kriterien sinnvoll und eine Therapie sollte nicht vermieden werden.
Therapieansätze
Bisher bestand die Erstlinientherapie in der Regel aus einer kombinierten Immuno-Chemotherapie (2). Für die Auswahl des Therapieregimes spielt insbesondere das Alter, der Fitnessstatus sowie Genveränderungen (TP53 Mutation, IGHV Mutationsstatus) eine Rolle. Bei jungen, fitten Patienten war die Therapie mit FCR (Fludarabin, Cyclophosphamid, Rituximab) weiterhin ein Standard, während bei älteren fitten Patienten die Kombination aus Rituximab und Bendamustin empfohlen wird. Bei unfitten Patienten empfehlen aktuelle Leitlinien eine Chemoimmuntherapie mit Obinutuzumab (Ofatumomab) Chlorambucil oder mit Rituximab Bendamustin, wobei zuletzt eine Überlegenheit von Obinutuzumab gegenüber Rituximab gezeigt werden konnte (4). Basierend auf der Entwicklung einer Reihe zielgerichteter Medikamente (z.B. BTK Inhibitoren, BCL2 Antagonisten) ist aber zurzeit eine Umbruchphase in der Therapie der CLL zu beobachten:
Eine neue Option in der Erstlinientherapie von Patienten mit CLL ist die Therapie mit dem oralen Tyrosinkinase-Inhibitor Ibrutinib. Im Vergleich mit einer Chlorambucil Monotherapie führte Ibrutinib zu einer signifikanten Verlängerung sowohl des progressionsfreien Überlebens als auch des Gesamtüberlebens und deutlich höheren Remissionsraten (86 vs. 35%). Neueste Ergebnisse legen auch eine Überlegenheit von Ibrutinib (oder Ibrutinib mit Rituximab) gegen eine Chemoimmuntherapie mit BR oder FCR nahe (https://ash.confex.com/ash/2018/webprogram/Paper120779.html) (5).
Ibrutinib ist in der Schweiz zugelassen als Erstlinientherapie für Patienten mit einer CLL, bei denen eine del(17p13) bzw. eine TP53-Mutation vorliegt und als Zweitlinientherapie bei Patienten mit einem Frührezidiv oder die für eine Chemoimmuntherapie nicht geeignet sind.
Patienten mit Nachweis einer del(17p13) bzw. einer TP53-Mutation haben eine niedrigere Ansprechrate und ein kürzeres Gesamtüberleben nach einer Chemoimmuntherapie. Entsprechend muss der TP53 Status vor Beginn einer Therapie untersucht werden (6).
Unabhängig vom Fitnessstatus dieser Patienten ist bei einer TP53 Mutation die Therapie mit dem Brutontyrosinkinase Inhibitor Ibrutinib indiziert. Bei Vorliegen von Kontraindikationen gegen Ibrutinib können auch der BCL2-Inhibitor Venetoclax oder der PI3-K-Inhibitor Idelalisib eingesetzt werden. In der Abbildung sind die Wirkungsmechanismen neuer Therapieansätze dargestellt.
Neue Therapieansätze – Studien
Die Chemoimmuntherapien gehen mit Zytopenien und Infektionsrisiken, sowie mit weiteren Chemotherapie induzierten Nebenwirkungen einher. Entsprechend ist der Bedarf an neuen zielgerichteten und Chemotherapie-freien Therapieoptionen gross. Die Entwicklung geht dabei in Richtung von sehr effektiven Kombinationstherapien.
In der MURANO Studie konnte gezeigt werden, dass Patienten mit einer rezidivierten und refraktären CLL, die mit der Kombination aus Venetoclax und Rituximab behandelt wurden, eine höhere Rate an MRD Negativität (Fehlen einer minimale Resterkrankung definiert als < 1 detektierbare CLL Zelle auf 10 000 Leukozyten) erreichten (62% vs. 13% undetektierbare MRD) (7). Daher ist die Hoffnung gross, bei Patienten mit CLL auch in der Erstlinientherapie und ohne den Einsatz von Chemotherapie MRD Negativität zu erreichen.
Um Patienten so früh wie möglich Zugang zu diesen neuen zielgerichteten Therapien zu verschaffen, sollte die Therapie wann immer möglich in Studien erfolgen. An einer Reihe von Zentren in der Schweiz können aktuell Patienten mit einer bisher unbehandelten CLL, welche keine Deletion 17p oder Mutation von TP53 aufweisen, in die CLL13 Studie eingeschlossen werden. In dieser Studie wird randomisiert die Standardtherapie (FCR/BR) mit drei chemotherapiefreien Schemata (Rituximab/Venetoclax, Obinutuzumab/Venetoclax und Obinutuzumab/Venetoclax/Ibrutinib) verglichen. Somit bietet die Studie die Möglichkeit frühzeitig wirksame, aber chemotherapiefreie Kombinationen zu erhalten.
Zuweisung ans Zentrum
Die Frage ist nun, wann Patienten mit einer CLL an ein Zentrum zugewiesen werden sollten? Generell sollte die Zuweisung dann erfolgen, wenn durch einen Studieneinschluss sehr wirksame, aber noch nicht im Rahmen der Zulassung erhältliche Medikamente verabreicht werden können (z.B. Ibrutinib, Venetoclax Kombinationen). Weiterhin können insbesondere junge Patienten mit einer CLL und Patienten mit Mutationen von TP53 einem Zentrum zugewiesen werden. Auch bei Patienten, die sich bereits resistent auf neue Medikamente zeigen, ist eine Zuweisung ans Zentrum angezeigt, da basierend auf der Vielzahl neuer Therapieoptionen das Feld in einer grossen Umbruchphase ist.
Ausblick
Aktuell wird die Indikation für eine Therapie vor allem durch das Vorliegen von Krankheitssymptomen (z.B. Zytopenien) bestimmt. Es ist jedoch abzusehen, dass es bald auch für asymptomatische Patienten Studien geben wird, in denen neue Therapeutika hinsichtlich ihres Benefits auf das Gesamt- und das Progressionsfreie Überleben randomisiert untersucht werden. Dies begründet sich auf den immer besser verträglichen Therapien, welche zielgerichtet und hoch effektiv wirken und dabei mit einem geringeren Nebenwirkungsspektrum einhergehen. Auch diesbezüglich ist es sinnvoll, sich zu der Studienaktivität an Zentren zu informieren.
Dipl. Ärztin. Nadija Wegener
Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
Dr. med. Anouk Widmer
Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
Prof. Dr. Thorsten Zenz
Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
thorsten.zenz@usz.ch
Prof. Th. Zenz hat Honorare erhalten für Vorträge und Beratungen von Roche, Abbvie, Janssen, Gilead und Celgene. Dr. A. Widmer für Kongress/ Advisory Bords von AbbVie, Janssen, Celgene und Gilead. Dipl. Ärztin N. Wegener für Kongress von Celgene.
Bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) handelt es sich um ein indolentes non-Hodgkin Lymphom.
Zur Doagnosestellung der CLL muss eine klonale Lymphozytenzahl von 5 G/l im peripheren Blut, sowie ein charakteristisches Markerprofil vorliegen. Die wichtigsten Prognosefaktoren sind der Mutationsstatus des Immunglobulingens (IGHV) und die Anwesenheit von TP53 Mutation / Deletion.
Die Indikation ob eine Therapie erfolgen sollte, richtet sich jedoch nach dem Vorliegen von Krankheitssymptomen (“active disease”).
Bisher bestand die Erstlinientherapie in der Regel aus einer kombinierten Immuno-Chemotherapie.
Basierend auf der Entwicklung einer Reihe zielgerichteter Medikamente (z.B. BTK Inhibitoren, BCL2 Antagonisten) ist aber zurzeit eine Umbruchphase in der Therapie der CLL zu beobachten.
Um Patienten so früh wie mögliche Zugang zu diesen neuen zielgerichteten Therapien zu verschaffen, sollte daher die Therapie wann immer möglich in Studien erfolgen.
Literatur:
1. Swerdlow, S.H., et al., The 2016 revision of the World Health Organization classification of lymphoid neoplasms. Blood, 2016. 127(20): p. 2375-90.
2. Zenz, T., et al., From pathogenesis to treatment of chronic lymphocytic leukaemia. Nat Rev Cancer, 2010. 10(1): p. 37-50.
3. Hallek, M., et al., iwCLL guidelines for diagnosis, indications for treatment, response assessment, and supportive management of CLL. Blood, 2018. 131(25):
p. 2745-2760.
4. Goede, V. et al., Overall survival benefit of obinutuzumab over rituximab when combined with chlorambucil in patients with chronic laymphocytic leukemia and comorbidities: final survival analysis of the cll11 study. Learning Center. Jun 15, 2018; 215923
5. Woyach, J.A., et al., Ibrutinib Regimens versus Chemoimmunotherapy in Older Patients with Untreated CLL. N Engl J Med, 2018;379:2517-28.
6. Zenz, T. et al., TP53 Mutation and Survival in Chronic Lymphocytic Leukemia. JCO 2010
7. Seymour, J.F., et al., Venetoclax-Rituximab in Relapsed or Refractory Chronic Lymphocytic Leukemia. N Engl J Med, 2018. 378(12): p. 1107-1120.
Junge Frauen erleben in der heutigen Zeit im Durchschnitt mit 17 Jahren ihren ersten Geschlechtsverkehr (1). Im Vergleich dazu bringt eine Frau heutzutage durchschnittlich mit 30 Jahren ihr erstes Kind zur Welt (2).
Die Verhütung spielt somit eine wichtige Rolle für eine selbstbestimmte Sexualität und Familienplanung im Leben einer Frau. Dieser Artikel soll Ihnen kurz und knapp die verschiedenen Arten der Kontrazeption sowie die wichtigsten Themen im Zusammenhang mit hormoneller Verhütung darlegen.
Die Arten der Kontrazeption sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
CHC – combined hormonal contraception
Darunter werden die kombinierten oralen Kontrazeptiva (COC), der Vaginalring und das Hormonpflaster zusammengefasst. CHC enthalten zwei hormonale Wirkstoffe, Oestrogen und Gestagen. Sie vermindern über die Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse die Ausschüttung von LH und FSH und körpereigenem Oestrogen (3). Die kontrazeptive Wirkung erfolgt über das Gestagen. Es gibt unterschiedliche Gestagene mit unterschiedlicher Partialwirkung, die bei der Wahl des Kontrazeptivums eine Rolle spielt.
COC
Bei den gebräuchlichen monophasischen Pillen finden sich in einer Packung 21 oder 24 Verumpillen, manche haben zusätzlich 7 bzw. 4 Placebopillen.
Anwendung: Pilleneinnahme für 21 bzw. 24 Tage gefolgt von einer 7 bzw. 4 tägigen Pillenpause, respektive Placeboeinnahme. Im hormonfreien Intervall erfolgt aufgrund des Hormonentzugs eine Abbruchblutung (5a).
Vaginalring
Es erfolgt eine kontinuierliche Abgabe von 15 μg EE und 120 μg Progesteron innerhalb 24 Stunden.
Anwendung: Vaginales Einführen des Ringes, Belassen für 21 Tage gefolgt von einem 7 tägigen ringfreien Intervall mit Abbruchblutung (5b).
Hormonpflaster
Es erfolgt eine kontinuierliche Abgabe von 20 μg EE und 150 μg Progesteron innerhalb 24h über die Haut.
Anwendung: Wöchentlicher Wechsel des Pflasters, nach 3 Wochen folgt ein 7 Tage pflasterfreies Intervall mit Abbruchblutung (5c).
POC – progesteron only contraception
Unter dem Begriff POC werden die progesteron only pill (POP), das Hormonstäbchen und die Hormoninjektion zusammengefasst. Die kontrazeptive Wirkung dieser Methoden erfolgt ebenfalls über die Hemmung der Ovulation. Zusätzlich bewirken sie eine Veränderung des Zervikalschleims mit Verhinderung der Spermienaszension, eine Atrophisierung des Endometriums mit konsekutiver Implantationsstörung sowie der Herabsetzung der Motilität der Tubenzilien (4).
POP
In der Schweiz gibt es nur die Minipille mit 75 μg Desogestrel. Eine Packung enthält 28 Pillen.
Anwendung: kontinuierliche tägliche Einnahme ohne Pause (5d).
Hormonstäbchen
Enthält 68mg Desogestrel. Es erfolgt eine kontinuierliche Abgabe von 30-70 μg innerhalb 24h über das subkutane Fettgewebe. Anwendung: Implantation am Oberarm, Wechsel alle 3 Jahre (5e).
Hormoninjektion
Enthält 150 bzw. 104 mg Medroxyprogesteron acetat, welches kontinuierlich aus dem Gewebe absorbiert wird.
Anwendung: Injektion i.m. bzw. s.c. alle 12 Wochen (5f).
Unter dem Begriff IUC werden alle Spiralen – mit Hormonen oder ohne – zusammengefasst. Die kontrazeptive Wirkung dieser Methoden erfolgt über lokale Effekte, ein Eisprung wird nicht verhindert (6).
Hormonspirale
Die Hormonspiralen enthalten das Progesteron Levonorgestrel in Dosierungen zwischen 13.5 – 52 mg. Die Freisetzung erfolgt kontinuierlich lokal und bewirkt eine Veränderung des Zervikalschleims mit Verhinderung der Spermienaszension sowie eine Supprimierung der Proliferation des Endometriums (5g / 6). Anwendung: Intrauterine Insertion, Lagedauer 3 – 5 Jahre.
Speziell zu erwähnen ist die Mirena, welche zur Therapie der idiopathischen Hypermenorrhoe sowie als Schutz vor Endometriumhyperplasie bei der Hormonersatztherapie medizinisch indiziert ist (5g).
Kupferspirale
Das in der Spirale enthaltene Kupfer wirkt auf mehrere Arten kontrazeptiv. Die Wirkung auf Spermatozoen-Enzyme verhindert eine Fertilisation, die Veränderung des Kupfergehalts im Zervikalschleim erschwert die Spermienaszension und eine Inflammation des Endometriums erschwert die Implantation eines bereits befruchteten Ovums (6). Anwendung: Intrauterine Insertion, Lagedauer 5 – 10 Jahre je nach Kupfergehalt.
NHC – Non hormonal contraception
Nicht hormonelle Kontrazeptiva beinhalten diverse Methoden wie z.B. das Kondom, das Diaphragma, Temperaturmethode oder Zykluscomputer (Cyclotest myway). Sie wirken durch Barrieremethoden mit Verhinderung der Spermienaszension oder durch genaues Beobachten des weiblichen Zyklus und Abstinenz an fertilen Tagen. Das Kondom schützt als einziges Kontrazeptivum vor sexuell übertragbaren Erkrankungen. Anwendung: Je nach Methode.
Wichtiges im Zusammenhang mit Kontrazeption
Adherence
Die Effektivität der Kontrazeption ist stark abhängig von der Adherence. Vor allem orale Kontrazeptiva müssen regelmässig und korrekt eingenommen werden, um die kontrazeptive Wirkung zu gewährleisten. Nicht korrekt oder inkonsistent angewandt, steigt die Anzahl an nicht gewollten Schwangerschaften erheblich (Tabelle 2). Ausgenommen davon oder weniger gefährdet sind nicht anwendungsabhängige Methoden: die Spiralen, die Hormoninjektion und das Hormonstäbchen (7).
Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, vor jeder Verschreibung einer Antikonzeption ein ausführliches Beratungsgespräch zu führen mit Eruierung der Adherence sowie ausführlicher Aufklärung über die korrekte Anwendung der jeweiligen Methode.
Thromboserisiko bei CHC
Das Risiko eines venösen thromboembolischen Ereignisses (VTE) bei Frauen im reproduktiven Alter ohne Anwendung einer hormonellen Kontrazeption liegt bei ca. 4-5 / 10 000 Frauenjahren. Unter Anwendung einer CHC ist das Risiko ungefähr doppelt so gross und liegt bei ca. 7-9 / 10 000 Frauenjahren. Bei Pillen mit Gestagenen der 3. und 4. Generation ist das Thromboserisiko etwas höher als bei denjenigen der 2. Generation. In den ersten Monaten nach Beginn einer CHC ist das Risiko am höchsten und sinkt im Laufe der Anwendungszeit (3).
Vor Verschreiben einer neuen CHC ist es deshalb unumgänglich die individuellen Risikofaktoren zu erheben. Anhand einer Checkliste (Link 1) können absolute und relative Kontraindikationen erfragt werden und die Patientin über ihr individuelles Risiko aufgeklärt werden. Bei Vorliegen einer absoluten oder mehr als einer relativen Kontraindikation soll eine alternative Methode angewandt werden. Zum Beispiel bei einer Patientin, die raucht und ≥ 35 jährig ist, ist eine CHC kontraindiziert (8).
Flugreisen unter CHC
Flugreisen mit einer Dauer von mehr als 3 Stunden sind ein moderater Risikofaktor für die Entwicklung eines VTE. Frauen unter hormonaler Kontrazeption mit CHC haben ein generell erhöhtes Risiko für VTE, welches durch die Flugreise weiter erhöht werden kann. Bei Flugreisen über 3 Stunden sollte die Patientin angewiesen werden, längere Zeiten der Immobilität zu vermeiden. Eine generelle Empfehlung des Tragens von Kompressionsstrümpfen oder Antikoagulation ist nicht indiziert und soll bei Frauen mit zusätzlichen Risikofaktoren individuell angewendet werden (3).
Interaktionen
Der Serumspiegel hormoneller Kontrazeptiva kann durch gleichzeitig eingenommene Medikamente verändert und folglich die kontrazeptive Wirkung herabgesetzt oder unerwünschte Nebenwirkungen induziert werden. Ausgenommen davon sind IUC, der Vaginalring sowie die Hormoninjektion.
Medikamente, die den pH der Magensäure erhöhen und solche, die Diarrhoe oder Erbrechen induzieren, können die Absorption der Sexualhormone verringern. Auch Patientinnen nach Magenbypass sollten in den ersten zwei Jahren keine perorale Kontrazeption benützen.
Enzyminduktoren v.a. von Cytochrom P - 450 Enzymen (z.B. Antiepileptika, Antibiotika, Antidepressiva) können die Clearance der Sexualhormone erhöhen und folglich die Wirkung verringern. Enzyminhibitoren (z.B. Antibiotika, Immunsuppressiva) können die Plasmaspiegel der Sexualhormone erhöhen und dadurch mehr unerwünschte Nebenwirkungen verursachen.
Im Gegenzug dazu können hormonelle Kontrazeptiva den Serumspiegel von gewissen Medikamenten verändern und deren Wirkung verstärken oder abschwächen.
In solchen Fällen sollte die Patientin auf das Interaktionsrisiko aufmerksam gemacht werden und während der Einnahmezeit sowie über 28 Tage nach Beendigung der Therapie zusätzlich eine nicht-hormonelle Verhütungsmethode angewandt werden. Bei Langzeitbehandlung mit solchen Medikamenten sollte eine alternative Kontrazeptionsmethode angewandt werden (3, 5a, 9).
Nützliche Informationsquellen
• FSRH – UK Medical Elegibility Critera for contraceptive use, 2017 – In welcher gesundheitlichen Situation kann welche Kontrazeption sicher angewendet werden.
• Link 1: https://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/3_Fachinformationen/1_Expertenbriefe/De/CHECKLISTE_CHC_fuer_Erst-_oder_Neuverschreibung_2013.pdf – Checkliste zur Neuverschreibung von CHC
• swissmedic.ch – Übersicht der in der Schweiz zugelassenen hormonalen Verhütungsmitteln (Stand 30.06.2017)
• FSRH – Clinical Guidance: Drug Interactions with Hormonal Contraception
Die Autoren haben keine finanziellen oder persönlichen Verbindungen im Zusammenhang mit diesem Beitrag deklariert.
Die Verhütung spielt eine wichtige Rolle für eine selbstbestimmte Sexualität und Familienplanung der Frau
Die Auswahl an Kontrazeptiva ist vielfältig und Bedarf eines ausführlichen Beratungsgesprächs zur korrekten Verschreibung und zur Verhinderung von Nebenwirkungen
Anwenderinnen von CHC haben ein erhöhtes Risiko für VTE, eine
Verschreibung sollte nicht ohne Erhebung der Risikofaktoren erfolgen
Keine CHC bei Raucherinnen ab 35 Jahren
Medikamenteninteraktionen sind häufig, vor Verschreibung einer
neuen Medikation soll die angewandte hormonelle Kontrazeption erfragt werden
Ohne Risiko kann eine hormonelle Kontrazeption bis in die Wechseljahre benutzt werden.
Referenzen
1. Bodmer, Nancy: Das «erste Mal». In: UNI NOVA Wissenschaftsmagazin der Universität Basel 112/2009. S. 15f (06/2009)
2. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung/geburten-todesfaelle/fruchtbarkeit.html (Aufrufdatum 21.01.2019)
3. Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare. Combined Hormonal Contraception 2019. https://www.fsrh.org/standards-and-guidance/documents/ceuguidanceintrauterinecontraception/ (Aufrufdatum 20.01.2019)
4. Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare. Progestogen-only Pills. 2015. https://www.fsrh.org/standards-and-guidance/documents/cec-ceu-guidance-pop-mar-2015/ (Aufrufdatum 20.01.2019)
5. www.compendium.ch
– 5a. https://compendium.ch/mpro/mnr/22068/html/de (Aufrufdatum 20.01.2019)
– 5b. https://compendium.ch/mpro/mnr/28015/html/de (Aufrufdatum 20.10.2019)
– 5c. https://compendium.ch/mpro/mnr/10116/html/de (Aufrufdatum 20.01.2019)
– 5d. https://compendium.ch/mpro/mnr/22680/html/de (Aufrufdatum 20.01.2019)
– 5e. https://compendium.ch/mpro/mnr/23288/html/de (Aufrufdatum 20.10.2019)
– 5f. https://compendium.ch/mpro/mnr/2872/html/de (Aufrufdatum 20.01.2019)
– 5g. https://compendium.ch/mpro/mnr/20714/html/de (Aufrufdatum 22.01.2019)
6. Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare. Intrauterine Contraception 2015. https://www.fsrh.org/standards-and-guidance/documents/ceuguidanceintrauterinecontraception/ (Aufrufdatum 20.01.2019)
7. Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare. UK Medical Eligibility Criteria for Contraceptive Use (UKMEC 2017). https://www.fsrh.org/standards-and-guidance/documents/ukmec-2016/ (Aufrufdatum 21.01.2019)
8. https://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/3_Fachinformationen/1_Expertenbriefe/De/CHECKLISTE_CHC_fuer_Erst-_oder_Neuverschreibung_2013.pdf (Aufrufdatum 22.01.2019)
9. Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare. Drug Interactions with Hormonal Contraception. 2017. https://www.fsrh.org/standards-and-guidance/documents/ceu-clinical-guidance-drug-interactions-with-hormonal/ (Aufrufdatum 21.01.2019)
10 swissmedic.ch – Übersicht der in der Schweiz zugelassenen hormonalen Verhütungsmitteln (Stand 30.06.2017) https://www.swissmedic.ch/swissmedic/de/home/suche.html#verhütungsmittel (Aufrufdatum 21.01.2018).
1. Ersatz von Metformin/DPP4-Hemmer durch Metformin + SGLT2-Hemmer, z.B. Empagliflozin. Für den Patienten kann es einfacher sein, ein Kombinationspräparat einzunehmen, Jardiance Met®.
Mögliche NW: Balanitis, ev. Pollakisurie (Urinvolumen nimmt zu, Cave obstruktives Prostatasyndrom).
Positive Effekte kardiovaskulär und renal sowie Gewichtsabnahme (Abb. 1.).
2. GLP-1-RA zusätzlich zu Metformin.
Positive Effekte kardiovaskulär und renal sowie Gewichtsabnahme (Abb. 2, 3).
Semaglutid (Ozempic®) einfach, nur einmal pro Woche. Ideal für die Geschäftsreisen.
3. Basalinsulin zusätzlich zu Metformin.
Nachteil: Notwendige BZ-Messungen, was der Patient nicht will. Gewichtszunahme, keine positiven kardiovaskulären Effekte, geringe Hypoglykämiegefahr.
Täglich applizieren (Abb. 2).
Eine tabellarische Zusammenstellung der Leitlinien der SGED zu antidiabetischen
Therapeutika findet sich in (Abb. 1).
Leitlinien der SGED zu antidiabetischen Therapeutika
Medikamente in Rot haben bessere Evidenz zur Reduktion der Mortalität und von mikro- und makrovaskulären Komplikationen. Sie sollten deshalb bevorzugt werden. Zu Substanzen in Blau gibt es kardiovaskuläre Endpunktstudien
RL: Teilnahme an Advisory Boards und Referentenhonorare von Novo Nordisk, Sanofi, MSD, Boehringer Ingelheim, Servier und Astra Zeneca.
ME: Reise- und Kongressspesen von Eli Lilly und Ipsen.
Lifestyle ist primäre Therapie
Ohne Herzinsuffizienz ist GLP1 bei Adipositas und Prostatasyndrom erste Wahl
Primärer Einsatz von GLP1-RA und SGLT-2 Blocker vor allfälliger Insulin-Therapie
An alle Medikamentenklassen denken und die Substanz oder das Kombinationspräparat mit der besten Evidenz anhand der Prioritäten des Patienten wählen.