- 70 Jahre Schweizerische Gesellschaft für Allergie und Immunologie
Mit dieser kurzen geschichtlichen Würdigung der Geschichte der Fachgebiete Allergologie und Immunologie soll deren herausragende Bedeutung im klinischen Alltag und auch im Zusammenhang mit der Entwicklung neuester Therapieansätze in Erinnerung gerufen werden.
Nach den schrecklichen Ereignissen des 2. Weltkriegs hatte sich die wissenschaftliche Forschung in Europa nur allmählich erholt. Die Allergologie und die Immunologie waren noch nicht als eigenständige Disziplinen etabliert und anerkannt, obwohl vor dem Krieg verschiedene ausgezeichnete Forscher auf diesem Gebiet tätig waren. Es seien nur die Namen von Carl Prausnitz (geboren am 11. Oktober 1876 in Hamburg; gestorben am 21. April 1963 in Ventnor, Isle of Wight), und Paul Kallos (geboren 1902 in Budapest; gestorben 1988 in Stockholm), erwähnt. Das Feld der Allergologie, sowohl aus Sicht der experimentellen Forschung als auch der klinischen Praxis, erhielt ab den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts Auftrieb durch die Gründung verschiedener nationaler und internationaler Gesellschaften, die sich als «Gesellschaft für Allergie, für Allergologie, für Allergie und Klinische Immunologie, für Allergie und Immunitätsforschung» u. a. nannten.
Es wurde das Ziel einer engeren europäischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Allergie verfolgt, und 1950 fand in Paris der 1. Europäische Kongress für Allergie statt. Im Jahre 1951 wurde die «International Association of Allergy and Clinical Immunology» (IAACI) gegründet und kurz danach die «European Academy of Allergology (heute European Academy of Allergology and Clinical Immunology» [EAACI]) (1).
Die Schweizerische Gesellschaft für Allergie
Eine Gruppe renommierter Ärzte aus unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen, wie der Inneren Medizin (Wilhelm Löffler, Werner Hadorn), der Mikrobiologie (Arthur Grumbach), der Dermatologie (Guido Miescher, Hans Storck, Werner Jadassohn) sowie weitere Repräsentanten der Fächer Pneumologie und Innere Medizin gründeten am 25. Februar 1950 die «Schweizerische Gesellschaft für Allergie» und hielten innerhalb von 2 Tagen ihre erste Jahresversammlung ab. Präsident der SGA wurde Arthur Grumbach, Professor für Mikrobiologie in Zürich (Abb. 1).
Nebst Einzelvorträgen wurden drei Hauptreferate gehalten, und zwar von Manfred Curry, Chicago/USA über «Klimatologische Aspekte der Allergie», vom in der Schweiz geborenen italienischen Forscher Daniele Bovet (Abb. 2), Direktor des Istituto Superiore di Sanità in Rom, Entdecker der Antihistaminika 1944, über «Aspects pharmacodynamiques de l’ allergie» und von Alexander Mitscherlich, Heidelberg über «Psychosomatische Aspekte der Allergie», alles noch aktuelle Themen. Die Vorträge und die freien Mitteilungen wurden 1951 publiziert (2). In diesem Band finden sich auch die Namen der 130 Einzelmitglieder der SAG, darunter die späteren Nobelpreisträger Paul Karrer und T. Reichstein. Hans Storck (Abb. 3) hatte 1946 an der Dermatologischen Universitätsklinik Zürich als Privatdozent die erste Allergiepoliklinik (Allergiestation) in Europa gegründet, nachdem er nach dem Krieg in den USA verschiedene Allergiezentren besucht hatte. Er führte zur Testung und Desensibilisierungstherapie die Allergenextrakte von Hollister-Stier (Spokane, USA) ein. Die SGA wurde 1972 in «Schweizerische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie» (SGAI) umbenannt, da die Allergologie, die klinische Immunologie und die Grundlagenimmunologie in einer Gesellschaft vereint wurden.
Der erste Europäische Kongress für Allergie
Auf Initiative von Louis-Pasteur Vallery Radot, Bernhard N. Halpern und Pierre Blamoutier wurde vom 31. Mai bis 1. Juni 1950 in Paris der erste Kongress auf europäischer Ebene organisiert. Bei diesem Anlass wurde ein «European Council» gegründet mit der Aufgabe, künftige Kongresse zu organisieren und eine europäische Gesellschaft ins Leben zu rufen.
Der erste Internationale Kongress für Allergie
Der «First International Congress for Allergy» wurde vom 20. – 23. September 1951 in Zürich gehalten, wo auch die IAACI gegründet wurde – ein Meilenstein für die Entwicklung der Allergologie.
Präsident des Kongresses und der Gesellschaft war Prof. Fred W. Wittich, Minnesota (USA), als Organisatoren fungierten der Internist Prof. Ch. W. Löffler und der Hygieniker und Mikrobiologe Prof. A. S. Grumbach, beide von der Universität Zürich. Der Kongressbericht erschien 1952 im S. Karger-Verlag, Basel – New York und umfasst 1 143 Seiten (3). Als Ehrengäste werden Prof. Arthur F. Coca (Oradell N.J.), Sir Henry Dale (London), Prof. Robert Dörr (Basel), Prof. Michael Heidelberger (New York), Prof. R. Otto (Frankfurt), Prof. Paul Portier (Paris), Prof. Bela Schick (New York) und Prof. Arne Tiselius (Uppsala) aufgeführt.
Auf diesem Kongress waren 13 Nationale Europäische Allergie Gesellschaften anwesend, wie aus den Proceedings hervorgeht.
Teile dieses Artikels hat der Autor entnommen aus: Wüthrich B. Die Allergologie in Europa nach dem 2.Weltkrieg. Allergologie 2018; 41: 203-213 entnommen. Die Genehmigung des Dustri-Verlags Dr. Karl Feistle (www.dustri.de) für die Publikation liegt vor.
Copyright bei Aerzteverlag medinfo AG
Facharzt FMH für Allergologie und Immunologie
Facharzt FMH für Dermatologie
Langjähriger Leiter der Allergiestation am Universitätsspital Zürich
8125 Zollikerberg
bs.wuethrich@bluewin.ch
Der Autor hat in Zusammenhang mit diesem Artikel keine Interessenskonflikte deklariert.
1. European Academy of Allergology and Clinical Immunology. History. https://www.eaaci.org/attachments/1283_eaaci%20history%20booklet.pdf
2. Schweizerische Allergie-Gesellschaft. 1. Jahresversammlung in Zürich, 25. – 26. Februar 1950. Int. Archs Allergy appl Immun. 1950; 1: 1-2.
3. Grumbach AS, Rivkine A. Erster Internationaler Allergie Kongress, Kongressbericht. Basel – New York: S. Karger; 1952.
der informierte @rzt
- Vol. 10
- Ausgabe 10
- Oktober 2020