Gefässsteifigkeit - Wie erkennen? Wo behandeln?

Bedeutung von Weissdornextrakt WS 1442 (Cardiplant®450)

Am Satellitensymposium der Firma Schwabe Pharma anlässlich der Medidays stand die Bedeutung der Gefässsteifigkeit und die Möglichkeiten zu ihrer Beeinflussung unter besonderer Berücksichtigung des Extrakts WS 1442 aus Weissdorn (Cardiplant®450) im Vordergrund.



Der Ersatz von Elastin durch Kollagen im Zuge der Alterung führt zu einer Zunahme der Gefässsteifigkeit und damit des Blutdrucks. Die Gefässsteifigkeit ist ein unabhängiger und eigenständiger “Biomarker” der Gefässgesundheit und hat eine hohe prognostische Aussagekraft für das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, so Prof. Dr. Dr. h. c. Walter F. Riesen, Diessenhofen. Zur Messung der Gefässsteifigkeit wird die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Blutdruckwelle, die Pulswellengeschwindigkeit, herangezogen. Sie erlaubt eine Aussage bezüglich einer pathologischen Steifigkeit und gibt auch Auskunft über die Endothelfunktion. Ein Anstieg der Pulswellengeschwindigkeit von bereits 1 m/s wird mit einer erhöhten Mortalität und 10-39% in Verbindung gebracht. Die Pulswellengeschwindigkeit, auch mit dem “Gefässalter” gleichgesetzt, steigt mit dem kalendarischen Alter an. Das Gefässalter kann diesem entsprechen, kann aber auch wesentlich geringer oder höher sein. Die zunehmende Gefässsteifigkeit ist die Hauptursache für Bluthochdruck bei älteren Menschen, so der Referent.

Beeinflussung der Gefässsteifigkeit – Wirkung von WS 1442

Eine erhöhte Gefässsteifigkeit kann sowohl nicht-medikamentös als auch medikamentös behandelt werden. Zu den nicht-medikamentösen Optionen gehört die Vorbeugung durch gesunden Lebensstil, Training, Gewichtsreduktion, Alkoholreduktion und Nikotinkarenz. Die medikamentösen Optionen umfassen die Intervention bei anderen Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und Hyperlipidämie. Eine weitere medikamentöse Option ist der Weissdornextrakt WS 1442. WS 1442 wirkt positiv inotrop, antioxidativ und antiarrhythmisch. Es senkt die Herzbelastung um ein Drittel gegenüber Placebo und trägt zur Verbesserung der Durchblutung durch die Aktivierung der endothelialen NO-Synthase und eine entsprechende Erhöhung der NO-Konzentration bei. Ein Cochrane Review bescheinigt WS 1442 eine Verbesserung der Pumpleistung des Herzens sowie der Belastungstoleranz (1).
WS 1442 hat einen kardioprotektiven Effekt, wie die Verringerung des Infarktareals bei Ratten nach Okklusion der linken Koronararterie während 4 h und Behandlung mit WS 1442 während einer Woche gezeigt hat (2). Unter der Behandlung mit WS 1442 konnte das Infarktareal dosisabhängig um bis zu 50% verringert werden.
Bei Patienten mit linksventrikulärer Ejektionsfraktion ≥ 25% hat WS 1442 im SPICE Trial eine signifikante Senkung der Ereigniswahrscheinlichkeit für plötzlichen Herztod gegenüber Placebo ergeben (3). In der gleichen Studie konnte der 2km-Gehtest durch WS 1442 signifikant gesteigert werden.
Eine Metaanalyse über 4 Studien zur Wirkung von WS 1442 auf chronische Herzinsuffizienz zeigte eine signifikante Verbesserung der maximalen Workload (3). Die Behandlung mit WS 1442 während 8 Wochen zusätzlich zu einem körperlichen Training ergab ferner eine Verbesserung der Lebensqualität wie sich bei einer Befragung mit dem Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire, einem krankheitsspezifischen Messinstrument zur Erfassung der Lebensqualität bei chronischer Herzinsuffizienz, herausstellte (4). Eine weitere Untersuchung zur Frequenz und Intensität von Herzinsuffizienz-Symptomen entsprechend dem Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire zeigte eine Verbesserung der Knöchelschwellung, der Fatigue-Frequenz, und der Dyspnoe durch Behandlung mit WS 1442 zuzüglich zur körperlichen Aktivität (5). Die Wirkung von Weissdornextrakt 1442 beruht auf dem Gehalt an oligomeren Procyanidinen. Diese haben eine antioxidative Wirkung, verbessern die Endothelfunktion, haben eine vasorelaxierende Wirkung und senken die Inflammation (6). Die wissenschaftlich gesicherten Wirkmechanismen der Inhaltsstoffe von WS 1442 sind Steigerung der Kontraktionskraft des Herzens (positiv inotrope bzw. dromotrope Wirkung), Senkung der Nachlast (Senkung des peripheren Widerstands), Steigerung der Reizschwelle, Senkung der Erregbarkeit des Herzens (negativ bathmotrope Wirkung) und eine Steigerung der koronaren und myokardialen Durchblutung.

Vergleich der Wirkungen von Betablockern und WS 1442

Betablocker sind negativ chronotrop, negativ inotrop, negativ dromotrop und negativ bathmotrop. WS 1443 ist chronotrop neutral, positiv inotrop, positiv dromotrop und negatic bathmotrop. Nebenwirkungen von Betablockern können Müdigkeit, kalte Extremitäten und Potenzprobleme sein. Für WS 1442 sind bei bestimmungsgemässem Gebrauch ausser Schwindel keine Nebenwirkung beobachtet worden.

Schlüsselpunkte zu Weissdornextrakt WS 1442

  • Wirksamkeit: Chronische Herzinsuffizienz Klasse I bis III: wirksam in Bezug auf Symptomkontrolle, basierend auff Kurzzeitstudien, kein Hinweis auf Mortalität
  • Unerwünschte Wirkungen: Allgemein gute Verträglichkeit, Schwindel ist die häufigste unerwünschte Wirkung
  • Interaktionen: Theoretisch Interaktionen mit Antiarrhythmika, Antihypertensiva und lipidsenkenden Medikamenten
  • Kontraindikationen: Bekannte Überempfindlichkeit aus Weissdornprodukte; ungenügende Information über die Verwendung bei Kindern, Schwangeren oder stillenden Müttern

Fazit

  • WS 1442 hat sich als wirksam in der Reduzierung von Symptomen, der Erhöhung der Funktionsfähigkeit und der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten mit NYHA Klasse II und III Herzinsuffizienz erwiesen.
  • WS 1442 hemmt kardiale Umbauprozesse bei chronischer Druck- und Volumenbelastung und unterstützt so die Herzfunktion. Der Extrakt verbessert die Gefässfunktion, indem er die endotheliale NO Synthase aktiviert, oxidativen Stress reduziert und die Endothelalterung bremst.
  • Therapieindikation für WS 1442 ist nach derzeitiger Auffassung leichte Herzinsuffizienz (NYHA II und III).

Quelle: Satellitensymposium “Gefässsteifigkeit – Wie erkennen? Wie behandeln?” der Firma Schwabe Pharma anlässlich der Medidays Zürich 7.9.2018.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

riesen@medinfo-verlag.ch

Literatur:
1. Pittler MH et al. Cochrane Database Syst. Rev. 2008;1:CD005312
2. Koch E et al. Pharmazie in unserer Zeit 2005;34:52-7
3. Pittler MH et al. Am J Med 2003;114:665-74
4. Westphal E, Bös K. Der Hausarzt 2008;15 Supplement 1/08
5. Härtel S et al. Sports 2014;2:59-75
6. Zarniak M et al J Phys. Pharmacol 2017;68:521-6

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  • Vol. 8
  • Ausgabe 9
  • September 2018