- Chronischer Husten muss immer abgeklärt werden
Bei akutem Husten handelt es sich fast immer um einen viralen Infekt der oberen Luftwege. Bei chronischem Husten müssen dagegen unterschiedliche Ursachen diskutiert werden. Das Spektrum reicht vom Asthma bronchiale über Refluxkrankheit bis hin zum Bronchialkarzinom. Aber auch an ACE-Hemmer sollte man denken.
Nach der aktuellen Leitlinie wird zwischen einem akuten (bis 2 Wochen anhaltend), einem subakuten (2 bis 6 Wochen anhaltend) und einem chronischen (länger als 8 Wochen anhaltend) Husten unterschieden. Dabei sind die Übergänge zwischen diesen Kategorien und Ursachen fliessend.
Akut meist viral
Die mit Abstand häufigste Ursache beim akuten Husten sind Infekte der oberen Luftwege, die in über 90% viral bedingt sind. «Es handelt sich in der Regel um eine selbstlimitierende Erkrankung, d.h. innerhalb von zwei Wochen sind die meisten Patienten wieder beschwerdefrei», so Privatdozent Christian Clarenbach, Zürich. Wenn es länger dauert, aber spontan abklingt, spricht man von einem subakuten Husten. Adenoviren und Mykoplasmen verursachen in der Regel 6 bis 8 Wochen Husten, bei einer Pertussis-Infektion husten die Patienten sogar noch länger. Eine postvirale Rhinosinusitis oder eine infektbedingte bronchiale Hyperreagibilität kann ebenfalls zögerlich verlaufen und einen länger anhaltenden, aber spontan abklingenden Husten verursachen.
Beim akuten und subakuten Husten ist in der Regel keine weitere Diagnostik erforderlich. Doch es gibt auch Situationen, die immer eine sofortige Diagnostik erfordern:
- Hämoptoe
- Ruhedyspnoe, Zyanose
- anhaltende Heiserkeit
- Fieber ≥ 38,50C
- Verdacht auf Tbc
- anamnestisch bekanntes Malignom
- Immundefizienz, HIV-Infektion
- extrem starker Raucher (> 35 pack-years)
- akute Herzinsuffizienz
- akute Intoxikation durch inhalative Noxen.
Chronischer Husten: Die Suche nach dem Trigger
Hält der Husten länger als acht Wochen an, so ist eine weitere diagnostische Abklärung zwingend erforderlich und zwar im Sinne einer rationalen und rationellen Stufendiagnostik. Als erstes sollte man nach einer ACE-Hemmer-Therapie fragen; eine solche führt bei 3% zu einem chronischen Husten. Diese Nebenwirkung ist nicht dosisabhängig und klingt nach Absetzen des Medikaments wieder ab. Aber es kann einen Monat dauern, bis der Patient beschwerdefrei wird.
Ansonsten ist bei Rauchern die COPD die häufigste Ursache für einen chronischen Husten, so dass zunächst eine Lungenfunktions-Untersuchung erfolgen sollte. Bei Nicht – Rauchern sind es der Post-nasale-Drip bei Sinusitis, die Refluxkrankheit und das Asthma bronchiale, die zusammen mehr als 95% der Fälle erklären. Im Allgemeinen wird man bei Patienten mit chronischem Husten eine Röntgen-Thoraxaufnahme bzw. ein CT anfertigen lassen, um auch seltenere Ursachen wie ein Bronchialkarzinom oder eine Lungenfibrose nicht zu übersehen. Bei Patienten, bei denen der Husten nach einem banalen Infekt anhält, sollte man immer an ein Asthma denken und eine weitere Abklärung mittels Metacholin-Provokationstest anstreben. Ein Drittel aller Asthma-Kinder und bis zu 50% aller Asthmatiker klagten über chronischen Husten, und dieser kann sogar das einzige Asthma-Symptom sein.
Endoskopie schliesst Reflux nicht aus
Bzgl. Refluxkrankheit sollte man wissen: Ein unauffälliger endokopischer Befund an der Speiseröhre schliesst eine Refluxkrankheit nicht aus, d.h. bei Verdacht sollte eine probatorische Therapie mit einem PPI oder pH-Metrie bzw. Manometrie durchgeführt werden. Der Post-nasale- Drip ist Ausdruck einer chronischen allergischen oder nicht-allergischen Sinusitis. Der Nachweis einer solchen erfordert ein CT der Nasennebenhöhlen. In ca. 20% finden sich keine Ursache und kein Trigger, man spricht von einem idiopathischen Husten. Bei solchen Patienten ist die Sensitivität des Hustenreflexes im Vergleich zu Normalpersonen peripher und/oder zentral erhöht.
Auf Begleitsymptome achten!
Wichtige Hinweise auf die Ursache liefern häufig Begleitsymptome. So spricht ein pfeifendes Atemgeräusch für ein Asthma bronchiale oder eine exazerbierte COPD. Eine Hämoptoe findet sich häufig bei einem Bronchialkarzinom oder infizierten Bronchiektasen oder einer infektinduzierten COPD-Exazerbation. Bei subfebrilen Temperaturen und Nachtschweiss sollte immer an eine Tuberkulose, bei rasch progredienter Atemnot an eine exogen allergische Alveolitis oder eine Sarkoidose gedacht werden. Und Thoraxschmerzen können Ausdruck einer Pleuritis, eines Pneumothorax oder einer Lungenembolie sein.