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Colitis ulcerosa und Morbus Crohn: Stringente Therapieziele wie Mukosaheilung nun möglich



Colitis ulcerosa (UC, ulcerative colitis) und Morbus Crohn (CD, Crohn’s disease) gehören zu den häufigsten Formen von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (IBD, inflammatory bowel disease) (1, 2). Patient/-innen können heute auf eine klinische Remission hoffen, so dass sie im Alltag grösstenteils symptomfrei sind. Behandelnde Ärzt/-innen wollen darüber hinaus eine endoskopische Remission erreichen und somit die Entzündung langfristig kontrollieren. Die Doppelzulassung von Upadacitinib zur Behandlung der UC und des CD erweitert die Behandlungslandschaft in besagte Richtung, wie die Experten Prof. Dr. med. Luc Biedermann, Universitätsspital Zürich (USZ), und Prof. Dr. med. Alain Schöpfer, Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV), anlässlich des von AbbVie organisierten Medien-Round-Tables «IBD-Update: Kraftvoll gegen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn» zeigten (3-8).

Typische Symptome von IBD sind Durchfall mit Blut oder Schleim im Stuhl und heftige Bauchschmerzen (9). Die Heterogenität der Erkrankung macht die Therapie der IBD enorm anspruchsvoll, da Patient/-innen sich nicht nur im Krankheitsverlauf, sondern auch in der Schwere der Erkrankung sowie im Therapieansprechen stark unterscheiden können (10). Daher braucht es ein breites Angebot an wirksamen Medikamenten mit einem guten Sicherheitsprofil, um die unterschiedlichen Lebenslagen und Bedürfnisse abzudecken.

Langfristige Therapieziele auch bei vorherigem Therapieversagen

Das Erreichen von stringenteren Therapiezielen wie die Mukosaheilung führt zu einem besseren Outcome für die Patient/-innen, da es zu weniger Hospitalisationen, weniger Operationen und weniger Steroidgebrauch komme, so Prof. Biedermann während seines Vortrags. Die aktuellen STRIDE-II Leitlinien empfehlen daher einen «Treat-to-Target»-Algorithmus für das Erreichen ausgewählter kurz-, mittel- und langfristiger Behandlungsziele (11). Dafür brauche es aber Substanzklassen, die auch bei Patient/-innen wirken, die schon mehrere Therapielinien hinter sich haben. Mit Januskinase (JAK)-Inhibitoren konnte gezeigt werden, dass das schnelle Ansprechen sowie die langfristige Wirksamkeit bestehen bleibt, auch wenn die Patient/-innen vorher bereits auf eine oder sogar mehrere Biologika-Therapien unzureichend angesprochen haben (3-7). JAK-Inhibitoren wie Upadacitinib stellen einen vielversprechenden therapeutischen Ansatz zur Behandlung von UC und CD in diesen Situationen dar (12).

Mit JAK-Inhibitoren gegen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Upadacitinib ist ein oraler, selektiver, reversibler JAK-Inhibitor, welcher in vitro JAK1 stärker hemmt als JAK2, JAK3 und Tyrosinkinase 2 (13). Seit dem 07.06.2024 ist Upadacitinib für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer aktiver UC sowie mittelschwerem bis schwerem aktivem CD zugelassen – dies bei erwachsenen Patient:innen, die auf mindestens ein Biologikum unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder dieses nicht vertragen haben (bio-IR), oder bei denen eine solche Therapie kontraindiziert ist (8). Prof. Schöpfer zeigte in seinem Vortrag die Resultate der klinischen Zulassungsstudien mit Upadacitinib, wobei ein schnelles Ansprechen innert Tagen und eine anhaltende Remission über 52 Wochen bei beiden Indikationen möglich ist (3-8). Eine Mukosaheilung (endoskopische Verbesserung der Mukosa) wurde bei bis zu 59 % der bio-IR UC-Patient/-innen zu Woche 52 beobachtet (4). Bei CD wurde Mukosaheilung als ulkusfreie Endoskopie definiert – dieser stringente Endpunkt konnte bei bis zu 20 % der CD-Patient:innen zu Woche 52 erreicht werden (8). Zudem war Upadacitinib gut verträglich und es wurden keine neuen Sicherheitsrisiken beobachtet, verglichen zu den anderen zugelassenen Indikationen in der Rheumatologie und Dermatologie (4, 6, 8).

Fazit

Die Erweiterung der Therapielandschaft führt zu neuen Langzeitperspektiven für die Behandlung von UC und CD. Somit dürfen sich Ärzt/-innen und Patient/-innen in Zukunft hohe Therapieziele setzen, denn das Erreichen stringenter Ziele wie die Mukosaheilung rückt näher.

Quelle
Medien-Round-Table «IBD-Update: Kraftvoll gegen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn», AbbVie AG, 25. Juni 2024, Zürich.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

riesen@medinfo-verlag.ch

1. Crohn Colitis. Leben mit der Krankheit. https://www.crohn-colitis.ch/leben-mit-der-krankheit. Letzter Zugriff: Juni 2024.
2. Jairath, V. and B.G. Feagan, Global burden of inflammatory bowel disease. Lancet Gastroenterol Hepatol, 2020. 5(1): p. 2-3.
3. Danese, S., et al., Upadacitinib as induction and maintenance therapy for moderately to severely active ulcerative colitis: results from three phase 3, multicentre, double-blind, randomised trials. Lancet, 2022. 399(10341): p. 2113-2128. Incl. Suppl.
4. Vermeire, S., et al., Efficacy and safety of upadacitinib maintenance therapy for moderately to severely active ulcerative colitis in patients responding to 8 week induction therapy (U-ACHIEVE Maintenance): overall results from the randomised, placebo-controlled, double-blind, phase 3 maintenance study. Lancet Gastroenterol Hepatol, 2023. 8(11): p. 976-989. Incl. Suppl.
5. Loftus, E.V., Jr., et al., Upadacitinib Therapy Reduces Ulcerative Colitis Symptoms as Early as Day 1 of Induction Treatment. Clin Gastroenterol Hepatol, 2023. 21(9): p. 2347-2358 e6.
6. Loftus, E.V., Jr., et al., Upadacitinib Induction and Maintenance Therapy for Crohn‘s Disease. N Engl J Med, 2023. 388(21): p. 1966-1980. Incl. Suppl.
7. Colombel, J.F., et al., Upadacitinib Reduces Crohn‘s Disease Symptoms Within the First Week of Induction Therapy. Clin Gastroenterol Hepatol, 2024.
8. Aktuelle Fachinformation von RINVOQ® (Upadacitinib) auf www.swissmedicinfo.ch.
9. The global, regional, and national burden of inflammatory bowel disease in 195 countries and territories, 1990-2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. Lancet Gastroenterol Hepatol, 2020. 5(1): p. 17-30.
10. Colombel, J.F., N. Narula, and L. Peyrin-Biroulet, Management Strategies to Improve Outcomes of Patients With Inflammatory Bowel Diseases. Gastroenterology, 2017. 152(2): p. 351-361.e5.
11. Turner, D., et al., STRIDE-II: An Update on the Selecting Therapeutic Targets in Inflammatory Bowel Disease (STRIDE) Initiative of the International Organization for the Study of IBD (IOIBD): Determining Therapeutic Goals for Treat-to-Target strategies in IBD. Gastroenterology, 2021. 160(5): p. 1570-1583.
12. Salas, A., et al., JAK-STAT pathway targeting for the treatment of inflammatory bowel disease. Nat Rev Gastroenterol Hepatol, 2020. 17(6): p. 323-337.
13. Parmentier, J.M., et al., In vitro and in vivo characterization of the JAK1 selectivity of upadacitinib (ABT-494). BMC Rheumatol, 2018. 2: p. 23.

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  • Vol. 14
  • Ausgabe 10
  • Oktober 2024