Journal Watch

Die multifaktorielle Intervention hat eine signifikante Wirkung auf die diabetische Nierenerkrankung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes

  • Die multifaktorielle Intervention hat eine signifikante Wirkung auf die diabetische Nierenerkrankung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes


Typ-2-Diabetes geht mit vaskulären Komplikationen einher, die die Lebenserwartung verringern und die Lebensqualität beeinträchtigen. Die Senkung des Blutzuckerspiegels verringert das Risiko mikrovaskulärer Komplikationen wie diabetische Nierenerkrankung und diabetische Augenerkrankung.

Die Inzidenz von diabetischer Nierenerkrankung im Endstadium und die damit verbundene Sterblichkeit sind zwar rückläufig, was vermutlich auf die Fortschritte bei der Behandlung der Hyperglykämie zurückzuführen ist, trotzdem muss sich nach wie vor eine grosse Zahl von Patienten mit Diabetes einer Hämodialyse oder Nierentransplantation unterziehen. Andererseits hat sich gezeigt, dass die Kontrolle des Blutdrucks für die Prävention der diabetischen Nierenerkrankung wichtig ist und dass eine statinbasierte Behandlung von LDL-Cholesterin nachweislich das kardiovaskuläre Risiko und auch das Risiko einer Albuminurie senkt. In der Steno-2-Studie (1) führte eine multifaktorielle Intervention hinsichtlich Blutzucker, Blutdruck und LDL-C zu einer Verringerung der Zahl der Patienten mit Diabetes und Mikroalbuminurie, die eine Nephropathie entwickelten. Allerdings war die Studiengrösse gering und die einzelnen Parameter wurden im Vergleich zu den in den aktuellen Leitlinien empfohlenen Werten unzureichend kontrolliert. Darüber hinaus blieb unklar, wie wirksam eine multifaktorielle Intervention das Fortschreiten der diabetischen Nierenerkrankung bei Personen ohne vorbestehende Nierenerkrankung verhindern kann.

Zur Bewertung der Wirkung einer multifaktoriellen Intervention auf den Beginn und das Fortschreiten der diabetischen Nephropathie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes wurden in einer kürzlich veröffentlichten Studie (2) die Auswirkungen einer intensivierten multifaktoriellen Intervention durch schrittweise Intensivierung von Medikamenten und Lebensstilmodifikationen im Vergleich zur leitliniengestützten Standardbehandlung untersucht.

Behandlungsziele unter intensivierter Therapie: HbA1c unter 6.2%, Blutdruck unter 120/75mmHg, LDL-Cholesterin unter 2.0mmol/l. Behandlungsziele unter Standardtherapie: HbA1c unter 6.9%, Blutdruck unter 130/80mmHg, LDL-Cholesterin unter 3.0mmol/l).

Ergebnisse

Die japanischen Studie J-DOIT3 untersuchte eine optimal integrierte Behandlung der drei Hauptrisikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen bei Diabetes-Patienten. Dazu wurden insgesamt 2540 in Frage kommende Patienten randomisiert einer Intensivtherapie (1269) und einer konventionellen Therapie (1271) zugeteilt und im Median 8,5 Jahre lang behandelt. Die vordefinierte Nieren-Ergebnis-Messung war ein Kompositum aus Progression von Normoalbuminurie zu Mikroalbuminurie oder Fortschreiten von Normoalbuminurie zu Makroalbuminurie, Erhöhung der Serumkreatininwerte um das Zweifache oder mehr im Vergleich zum Ausgangswert oder Nierenversagen. Die primäre Analyse wurde an der Intention-to-treat-Population durchgeführt. Änderungen der geschätzten glomerulären Filtrationsrate und Albuminurie wurden ebenfalls analysiert. Insgesamt traten 438 Nierenereignisse auf , 181 in der Intensivtherapie-Gruppe und 257 in der Gruppe mit konventioneller Therapie. Die intensive Therapie war mit einer signifikanten 32%igen Verringerung der Nierenereignisse im Vergleich zur konventionellen Therapie und einer Veränderung des HbA1c-Wertes ein Jahr nach Studienbeginn verbunden. Die Resultate von HbA1c, Blutdruck, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und BMI sind in der Tabelle 1 wiedergegeben.

Schlussfolgerungen

Die vorspezifizierte Analyse zeigt, dass eine intensivierte, multifaktorielle Intervention das Auftreten und Fortschreiten der diabetischen Nierenerkrankung im Vergleich zur derzeit empfohlenen Behandlung vermindert. Zudem wird das Profil der kardiovaskulären Risikofaktoren signifikant verbessert.

Quelle: Ueki K et al. Multifactorial intervention has a significant effect on diabetic kidney disease in patients with type 2 diabetes Kidney Int 2021;99:256-266. doi: 10.1016/j.kint.2020.08.012. Epub 2020 Sep 4.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

riesen@medinfo-verlag.ch

1. Gaede P et al. Multifactorial intervention and cardiovascular disease in patients with type 2 diabetes. N Engl J Med. 2003 ;348 :383-393
2. Ueki K et al. Multifactorial intervention has a significant effect on diabetic kidney disease in patients with type 2 diabetes. Kidney Int. 2021 ;99 :256-266

der informierte @rzt

  • Vol. 12
  • Ausgabe 3
  • März 2022