Fortbildung AIM

Akute myeloische Leukämie

Fortschritte auch bei älteren Patienten

Viele ältere vulnerable bzw. gebrechliche Patienten mit einer AML kommen für eine intensive Chemotherapie nicht in Frage. Doch weniger intensive Therapien mit neuen Optionen incl. zielgerichteter Substanzen sind für solche Patienten ein grosser Fortschritt, d.h. sie verlängern das Überleben.



Die AML ist das Ergebnis einer klonalen Evolution, d.h. sie entsteht aus einem präleukämischen Klon. Klinisch imponiert dies zunächst als myelodysplastisches Syndrom. «Wenn die Blastenzahl auf 20% ansteigt, spricht man von einer AML», so Professor Jakob R. Passweg. Die klonale Evolution sei bei älteren Menschen besonders häufig, so dass das Risiko für eine AML mit dem Alter ansteigt.
Die klinische Präsentation der AML ist sehr heterogen. Vor allem bei Pilzinfektionen und/oder einer Blutungsneigung sollte man an eine AML denken. Auf molekularer Ebene finden sich verschiedene Mutationen/Transformationen, die die Tellteilung und Zellreifung betreffen. Die Analyse der genetischen Veränderungen ist für die Therapie relevant.

Die Standardtherapie bei jüngeren Patienten ist eine intensive Chemotherapie mit Cytarabine plus Anthracycline nach dem 7 + 3 Schema. Diese Therapie ist aber sehr belastend und sollte vor allem bei Hochrisikopatienten durchgeführt werden. Doch bei älteren Patienten erfordert eine solche Therapie eine individuelle Abwägung und strenge Indikationsstellung. Nach einem Assessment erfolgt die Zuordnung des Patienten in fit, vulnerabel und frailty. Nur fitte Patienten profitieren von der intensiven Chemotherapie, wobei Remissionsraten von 60-70% erzielt werden.

Neue Optionen sind schonender

Ein Fortschritt gerade für ältere vulnerable bzw. gebrechliche Patienten ist HMA Azacitidine. Mit dieser Substanz können auch bei älteren Patienten Remissionsraten von bis zu 30% erreicht werden und dies geht mit einem Überlebensvorteil einher. Eine weitere vielversprechende Innovation sind die BCL2-Hemmer wie Venetoclax, die die Apoptose der malignen Zellen wiederherstellen. In einer randomisierten Studie konnte ein überlebensvorteil der Kombination Azacitidine plus Venetoclax im Vergleich zu einer Azacitidine-Monotherapie nachgewiesen werden. Fortschritte gibt es auch bei der allogenen Knochenmarktransplantation bei älteren Patienten.

Dr. med.Peter Stiefelhagen

der informierte @rzt

  • Vol. 12
  • Ausgabe 1
  • Januar 2022