- Herpes Zoster: Der bleibende Schmerz ist die gefürchtete Komplikation
Einen Herpes Zoster erkennt man oft auf den ersten Blick. Deutlich schwieriger gestaltet sich hingegen das Schmerzmanagement, besonders bei älteren und komorbiden Erkrankten. Der Allgemeinmediziner Prof. Dr. Jörg Schelling, München, äusserte sich über die therapeutischen Herausforderungen bei Herpes Zoster und erklärte, warum rechtzeitiges Impfen von Risikogruppen –vor allem über, aber auch unter 60 Jahren – so wichtig ist.
Herpes Zoster ist grundsätzlich eine Erkrankung, die in die Allgemeinmedizin gehört. Sie wird beim Hausarzt diagnostiziert und auch primär behandelt. Sie kann aber auch die Fachdisziplinen Dermatologie (wenn Hautprobleme persistieren) oder Neurologie (bei neurologischen Komplikationen) oder den Schmerztherapeuten involvieren. Die Übertragung findet über die Windpocken statt, die fast jedermann im Kindesalter durchgemacht hat oder man hat einen Lebendimpfstoff erhalten, der zwar das Risiko für die Gürtelrose senkt, sie aber nicht ausschliesst. Dann vergehen oft Jahrzehnte bis das Virus, das in den Ganglien persistiert, zurückkehrt. Das kann mit 40-45 Jahren, wenn man entsprechende Vorerkrankungen hat, passieren. Ab 60 Jahren steigt das Risiko von Jahr zu Jahr stark an. Bei den Hochbetagten ist das Risiko sehr hoch, dass das Virus wieder zum Vorschein kommt, und eine erneute Erkrankung auslöst, dann nicht mehr als Windpocken mit dem Ganzkörperbefall, sondern mit dem Befall eines entsprechenden Nervensegments, irgendwo zwischen Hüfte und leider auch Kopfhaut.
Wenn man sich als Kind nicht angesteckt hat und in höherem Alter mit dem Erreger in Kontakt kommt, wird man die Windpocken durchmachen, denn der Erreger ist hoch kontagiös. Dies ist aber eher theoretisch der Fall, da die Durchseuchung im Kindesalter beinahe 100% ausmacht.
Auslöser von Herpes Zoster
Die Auslöser sind belastende Lebenssituationen, Stress, lebensverändernde Dinge, Prüfungen aber auch sehr freudige Sachen. Herpes Zoster ist nicht nur mit negativen Erlebnissen verbunden, sondern generell mit Veränderungen im Körper. Er tritt vor allem durch die Verschlechterung des Immunsystems im Alter auf, wenn die Abwehrzellen nicht mehr in der Lage sind, das in den Ganglien schlummernde Virus aufzuhalten. Es muss kein Auslöser sein, sondern es kann aus heiterem Himmel wiederkommen.
Herpes Zoster ist eine typische Blickdiagnose mit den typischen Bläschen an einzelnen Körperstellen, oft am Gürtel (Gürtelrose). Die Haut kann dabei bereits vor dem Ausbruch empfindlich sein. Meistens kehrt die Infektion bei Wiedereintritt an dieselbe Stelle zurück. Es können aber auch mehrere Segmente betroffen sein. Seltenere Manifestationen sind der Befall der Hirnnerven mit Augenbefall oder der Bereich des Hörorgans.
In der Praxis sind andere Diagnosen ausser der Blickdiagnose nicht üblich, da man sofort behandeln sollte, was bei serologischen Diagnosen nicht möglich ist.
Therapieoptionen bei Herpes Zoster
Einerseits gibt es die klassische anti-virale Therapie mit Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir, Brivudin und andere, die auf die Replikation des Virus selber wirken. Die Hauptbehandlung besteht aber meistens in der Behandlung der Komplikationen. Hier gibt es Salben und lokale Antibiotika und vor allem die Schmerztherapie mit all ihren Facetten. Der Schmerz muss behandelt werden im Hinblick auf die postherpetische Neuralgie. Nicht der Zoster selber, sondern die postherpetische Neuralgie ist die Hauptsorge und der Grund, weshalb eine Prävention sehr wichtig ist. Dabei steht die Impfung im Vordergrund.
Impfung gegen Herpes Zoster
Die Impfung (mit Shingrix®) ist heute Standard bei allen über 60jährigen. Wichtig ist, dass die Impfung zweimal im Abstand von 2 – 6 Monaten erfolgen sollte. Sie hält sehr lange über viele Jahre; acht Jahre weiss man sicher, wahrscheinlich sind es über 10 Jahre. Ab 50 Jahren kann mit entsprechenden Vorerkrankungen ebenfalls geimpft werden. Dazu gehören alle Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen, d.h. Immunsuppression, rheumatoide Erkrankungen, Asthma, COPD, M. Crohn, kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus, die die Impfung bereits ab 50 Jahren ermöglichen. Der Impfstoff ist generell ab 18 Jahren zugelassen, aber nicht zu Lasten der Krankenversicherung.
Der durchgemachte Zoster schützt für einige Zeit. Prof. Schelling empfiehlt eine Impfung im Abstand von 6 Monaten besser 12 Monaten. Aber sicher ist, dass eine durchgemachte Herpes Zoster Infektion nicht für immer gegen einen erneuten Ausbruch der Infektion schützt. Die Impfung hat eine gute Schutzwirkung auch bei über 80jährigen. Es gibt wenig Nebenwirkungen, wie Schmerzen in der Schulter, dies aber selten und bei der zweiten Impfung sind diese Nebenwirkungen meistens nicht mehr vorhanden.
Einen Zusammenhang mit der Impfung gegen COVID-19 sieht Prof. Schelling nicht, er glaubt aber, dass der Pandemiestress Auslöser für eine Herpes Zoster Infektion sein könnte.
Die Impfung mit Shingrix® gegen Herpes Zoster wird von den Patienten sehr gut aufgenommen. Die meisten wünschen geimpft zu werden, so der Arzt.
Fazit
Herpes Zoster ist eine Folge der Windpocken-Erkrankung in der Jugend. Das Virus verbleibt in den Ganglien und tritt bei Veränderungen des Immunsystems, bei Stress und vor allem mit zunehmendem Alter ab 60 Jahren als Herpes Zoster wieder auf.
Die Infektion ist als Blickdiagnose in der Allgemeinpraxis leicht erkennbar. Sie sollte wegen der möglichen Komplikationen sofort mit Virostatika behandelt werden, da die Gefahr postherpetischer Komplikationen, vor allem einer postherpetischen Neuropathie besteht.
Prävention durch Impfung ist die vordringlichste Massnahme.
Therapieoptionen bei Ausbruch umfassen virostatische Behandlungen, Salben und falls notwendig lokale Antibiotika und Schmerztherapien.
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