Würde Studie in der Schweiz gleiches Resultat zeigen?

In England ziehen Gichtpatienten Betreuung durch Nurse vor

Der Nottingham Gout Treatment Trial hatte zum Ziel, die Zufriedenheit von Gichtpatienten, ihre Kenntnisse der Krankheit, die Adhärenz an die Medikation und die Anzahl von Gichtschüben zu erfassen in Abhängigkeit, ob die Behandlung durch Hausärzte oder Krankenschwestern erfolgte.



In einer Follow-up-Studie wurden nun 438 Teilnehmer des NGTT-II ein Jahr nach der letzten Visite schriftlich nach diesen Endpunkten befragt und nach ihrer Präferenz für künftige Behandlungen.
Die ausgefüllten Fragebögen von 82% der Teilnehmer konnten ausgewertet werden und die Teilnehmer, die zuvor eine Betreuung durch eine Nurse erhalten hatten, berichteten von einer höheren Zufriedenheit (P < 0,001), hatten ein besseres Fachwissen über Gicht (P = 0,02), standen häufiger unter uratsenkender Behandlung [angepasstes relatives Risiko (95% CI) 1,19 (1,09, 1,30)] und berichteten in den letzten 12 Monaten über weniger Gichtschübe [Median (Interquartilbereich) 0 (0-0) vs. 1 (0-3), P < 0,001] als diejenigen, die eine hausärztliche Versorgung erhielten. Von den Teilnehmern, die von einer Krankenschwester betreut wurden, gaben 41-63% an, dass sie eine Gichtbehandlung durch eine Krankenschwester bevorzugen, während nur 5-20% eine Behandlung durch einen Hausarzt bevorzugen.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass diese Studie eine Krankenschwester-basierte Behandlung von Gichtpatienten bevorzugt, bei der in einer persönlichen Beziehung eine individualisierte Patientenerziehung zum Einsatz kommt sowie Strategien zur Verbesserung der Krankheitsakzeptanz, Langzeitadhärenz und Schubvermeidung vermittelt werden.
Die Frage liegt auf der Hand, ob sich diese Resultate in die Schweiz übertragen liessen. Sicher sind in England wesentlich mehr Nurses im klinischen Einsatz als hierzulande. Die Studie zeigt aber, dass eine empathische Aufklärung des Patienten, bei der auch genug Zeit zur Verfügung steht, dass er die Sache verstehen und aufnehmen kann, einen ganz wesentlichen Anteil am Behandlungserfolg hat, auch über den Effekt der besten erhältlichen Medikamente hinaus. Was für die Gicht gilt, stimmt wohl auch für eine Vielzahl von anderen chronischen Erkrankungen.

Dr. med. Hans-Kaspar Schulthess

Facharzt FMF Innere Medizin und Gastroenterologie
Neuhausstrasse 18
8044 Zürich

Schulthess_hk@swissonline.ch

der informierte @rzt

  • Vol. 9
  • Ausgabe 12
  • Dezember 2019