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Reicht einmal pro Woche?

Insulin Icodec und Glargin im Vergleich

Es wird vermutet, dass die Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes erleichtert sein könnte und die Akzeptanz von Injektionen von Basalinsulin grösser wäre, wenn diese nur noch einmal pro Woche erfolgen müssten. Insulin Icodec ist ein Basalinsulinanalogon zur einmal wöchentlichen Verabreichung, das für die Behandlung von Diabetes in der Entwicklung ist.



Die Autoren dieser von Novo Nordisk unterstützten Studie führten eine 26-wöchige, randomisierte, doppelblinde Phase-2-Studie durch, um die Wirksamkeit und Sicherheit von einmal wöchentlichem Insulin Icodec im Vergleich zu Insulin Glargin U100 einmal täglich bei Patienten zu untersuchen, die zuvor keine Langzeitinsulinbehandlung erhalten hatten und deren Typ-2-Diabetes unter Behandlung mit Metformin mit oder ohne DDP-4-Hemmer unzureichend kontrolliert war (HbA1c 7,0 – 9,5%). Der primäre Endpunkt war die Veränderung von HbA1c vom Ausgangswert bis zur 26. Woche. Sicherheitsendpunkte waren Episoden von Hypoglykämie und insulinbedingten unerwünschten Ereignissen.
Ergebnisse: 247 Patienten wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert für eine Therapie mit Icodec oder Glargin. Die Ausgangscharakteristika waren in beiden Gruppen ähnlich; der mittlere Ausgangswert von HbA1c betrug in der Icodec-Gruppe 8.09% und 7,96% in der Glargin-Gruppe. Die geschätzte mittlere Veränderung von HbA1c gegenüber dem Ausgangswert betrug -1.33 Prozentpunkte in der Icodec- und -1.15 Prozentpunkte in der Glargin-Gruppe, während die geschätzten Mittelwerte in der 26. Woche 6.69% resp. 6.87% betrugen; der geschätzte Unterschied zwischen den Gruppen bei der Veränderung gegenüber dem Ausgangswert betrug -0.18 Prozentpunkte zu Gunsten von Icodec (95% KI, -0.38 bis 0.02, p=0.08). Die beobachteten Raten an Hypoglykämien im Schweregrad 2 (Blutzuckerspiegel <2.97 mmol/l) oder 3 (schwere kognitive Beeinträchtigung) waren insgesamt niedrig (Icodec-Gruppe 0.53 Ereignisse pro Patientenjahr; Glargin-Gruppe 0.46 Ereignisse pro Patientenjahr; RR 1.09; 95% KI 0.45 – 2.65). Bei den wichtigsten insulinbedingten unerwünschten Ereignissen gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen, und die Raten von Überempfindlichkeit und Reaktionen an der Injektionsstelle waren niedrig. Die meisten unerwünschten Ereignisse waren mild, und es wurden keine schwerwiegenden Ereignisse im Zusammenhang mit den Studienmedikamenten festgestellt.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass bei Patienten mit Typ-2-Diabetes eine einmal wöchentliche Behandlung mit Insulin-Icodec eine vergleichbare glukosesenkende Wirksamkeit entfaltete wie eine einmal tägliche mit Insulin Glargin U100 bei ähnlichem Sicherheitsprofil.
In einem zugehörigen Editorial machen dessen Autoren darauf aufmerksam, dass bei Patienten, die die Studienkriterien erfüllen, durchaus auch eine Behandlung mit anderen neuen Wirkstoffen wie GLP-1-Rezeptoragonisten und Natrium-Glukose-Co-Transporter-Typ-2 (SGLT2)-Inhibitoren in Betracht gezogen werden sollten, welche die Kontrolle des Blutzuckers verbessern können, ohne eine Gewichtszunahme zu verursachen und mit einem minimalen Hypoglykämierisiko verbunden sind. Trotzdem stelle diese Studie einen Fortschritt dar, der dem Arsenal zur Behandlung von Hyperglykämie möglicherweise einen weiteren Wirkstoff hinzufüge. Weitere Studien werden indessen notwendig sein zur Bestimmung der Patientenpopulationen, die am ehesten profitieren könnten, um so die Therapien für Diabetes weiter zu personalisieren.

Quelle: Once-Weekly Insulin for Type 2 Diabetes without Previous Insulin Treatment. Rosenstock J et al. N Engl J Med 2020; 383:2107-2116 Advances in Diabetes Treatment — Once-Weekly Insulin. Gottlieb P.A. and Michels A.W. N Engl J Med 2020; 383:2171-2172

Dr. med. Hans-Kaspar Schulthess

Facharzt FMF Innere Medizin und Gastroenterologie
Neuhausstrasse 18
8044 Zürich

Schulthess_hk@swissonline.ch

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  • Vol. 11
  • Ausgabe 1
  • Januar 2021