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DOAK-Monotherapie bei Vorhofflimmern und stabiler koronarer Herzkrankheit risikoärmer als duale antithrombotische Therapie
Frage: Ist die Inzidenz unerwünschter Ereignisse bei einer Monotherapie mit Edoxaban niedriger als bei einer dualen antithrombotischen Therapie (Edoxaban + Thrombozytenaggregationshemmer) bei Patienten mit Vorhofflimmern und stabiler koronarer Herzkrankheit (KHK)?
Hintergrund: Patienten mit Vorhofflimmern benötigen orale Antikoagulanzien zur Schlaganfallsprävention. Eine Thrombozytenaggregationshemmung ist zur Prävention ischämischer Ereignisse bei KHK indiziert. Der kombinierte Einsatz beider Therapieansätze bei Patienten mit beiden Diagnosen führt allerdings zu einem erhöhten Blutungsrisiko. Deshalb empfehlen die Leitlinien (z. B. ESC 2024) eine duale Therapie nur für 6–12 Monate nach einem akuten Koronarsyndrom und/oder einer entsprechenden Intervention bei gleichzeitig bestehendem Vorhofflimmern. Bei stabiler KHK ist hingegen eine Monotherapie mit oralen Antikoagulanzien empfohlen, bisher gibt es hierzu aber nur limitierte Evidenz aus randomisierten Studien.
Studienort: 18 Zentren in Südkorea
Studiendesign und Methode: EPIC-CAD ist eine multizentrische, open-label, randomisierte Studie.
Interventionen: Gruppe 1: Monotherapie mit Edoxaban (Lixiana), Gruppe 2: Duale antithrombotische Therapie mit Edoxaban und Thrombozytenaggregationshemmer (Aspirin oder Clopidogrel)
Einschlusskriterien
• ≥18-jährige Personen
• mit Vorhofflimmern (mit CHA2DS2-VASc-Score ≥ 2)
• und stabiler KHK (vor ≥ 6 Monaten mit Stent/Bypass behandeltes chronisches Koronarsyndrom, vor ≥ 12 Monaten behandeltes akutes Koronarsyndrom oder anatomisch bestätigte KHK)
Relevante Ausschlusskriterien
• Kontraindikationen für antithrombotische Medikamente, einschliesslich schwerer Begleiterkrankungen oder eines hohen Blutungsrisikos
• Vorgeschichte intrakranieller Blutungen, künstlicher Herzklappen oder mittelschwerer bis schwerer Mitralstenose
• Schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
Outcome
• Primärer Outcome: Kombinierter Endpunkt folgender unerwünschter klinischer Ereignisse innerhalb von 12 Monaten: Gesamtmortalität, Myokardinfarkt, Schlaganfall, systemische Embolie, notfallmässige Revaskularisation, klinisch relevante bis schwere Blutung.
• Sekundäre Outcomes: die einzelnen Komponenten des primären Endpunkts, Stentthrombosen, kombinierter Endpunkt schwerer ischämischer Ereignisse, kombinierter Endpunkt unterschiedlicher Blutungsarten.
Resultate
• 1040 Teilnehmende konnten in die Studie eingeschlossen werden; das mittlere Alter betrug 72 Jahre, 23 % waren Frauen, der durchschnittliche CHA2DS2-VASc-Score betrug 4.3 Punkte.
• Nach 12 Monaten trat der primäre Endpunkt bei 6.8 % der Patienten unter Monotherapie und bei 16.2 % unter dualer Therapie auf. Dies entspricht einer Hazard Ratio von 0.44 (95 %-KI 0.3 bis 0.65) und einer Number Needed to Treat von 10.6.
• Blutungsereignisse traten in der Monotherapie-Gruppe signifikant seltener auf (4.7 % gegenüber 14.2 %).
• Die Rate schwerer ischämischer Ereignisse war zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich (1.6 % gegenüber 1.8 %; Hazard Ratio 1.2; 95 %-KI 0.5 bis 3.1).
Kommentar
• Das Risiko für einen negativen klinischen Outcome bei Personen mit Vorhofflimmern und stabiler KHK ist unter Edoxaban-Monotherapie geringer als unter dualer antithrombotischer Therapie mit zusätzlichem Thrombozytenaggregationshemmer. Dieses Ergebnis ist hauptsächlich durch eine geringere Inzidenz von Blutungsereignissen bedingt.
• Zur Feststellung kleiner Unterschiede bei der Inzidenz ischämischer Ereignisse ist die Studie underpowered.
• Aufgrund der ostasiatischen Studienpopulation ist die Übertragbarkeit auf eine westliche Population möglicherweise limitiert, zudem sind Frauen unterrepräsentiert.
Prof. Dr. med. Dr. phil. Thomas Rosemann
Literatur
1. Cho MS, Kang DY, Ahn JM, Yun SC, et al. Edoxaban antithrombotic therapy for atrial fibrillation and stable coronary artery disease. New England Journal of Medicine. 2024;391(22):2075-86.
2. Van Gelder IC, Rienstra M, Bunting KV, Casado-Arroyo R, et al. 2024 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS): Developed by the task force for the management of atrial fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC), with the special contribution of the European Heart Rhythm Association (EHRA) of the ESC. Endorsed by the European Stroke Organisation (ESO). European Heart Journal. 2024;45(36):3314-414.
Die Wirkung einer Magnesiumergänzung auf die Serumkonzentration des Lipidprofils
Eine aktualisierte systematische Übersicht und Dosis-Wirkungs-Metaanalyse randomisierter kontrollierter Studien untersuchte die Wirkung einer Magnesiumsupplementierung auf den Fettstoffwechsel und damit auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit eine der häufigsten Ursachen für Morbidität und Mortalität (1). Zu den wichtigsten Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen gehören Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen (2, 3). Lipoproteine hoher Dichte (HDL-Cholesterin) können eine schützende Funktion haben, während andere Bestandteile des Lipidprofils das Risiko für Herzerkrankungen negativ beeinflussen können (4). Es gibt Hinweise darauf, dass Magnesium die Serumspiegel des Lipidprofils senken kann. Aufgrund der Bedeutung dieses Themas haben sich die Autoren einer kürzlich publizierten Studie (5) zum Ziel gesetzt, einen systematischen Review und eine Metaanalyse durchzuführen, um den Effekt einer Magnesiumsupplementierung auf die Serumspiegel von Gesamtcholesterin (TC), Triglyceriden (TG), Lipoproteinen niedriger Dichte (LDL-C) und Lipoproteinen hoher Dichte (HDL-C) in der Allgemeinbevölkerung im Alter von ≥ 18 Jahren zu untersuchen.
Methoden
Im Rahmen der Durchführung dieser Studie wurden zunächst relevante Artikel durch eine Datenbankrecherche identifiziert, darunter fünf Datenbanken: Cochrane Library, ClinicalTrials.gov, ISI Web of Science, Scopus und PubMed bis Januar 2024. Nachdem das erste Ziel erreicht war, wurden die mittleren Differenzen und Standardabweichungen berechnet, um die Meta-Analyse durchzuführen. Schließlich wurde eine Bewertung der statistischen Heterogenität der Interventionseffekte mit Hilfe der I-Quadrat-Statistik und des Cochran-Q-Tests.
Resultate
Für die Serumspiegel von TC, TG, LDL-C und HDL-C wurden 21, 23, 20 und 25 Studien in die Metaanalyse eingeschlossen. Die gepoolten Schätzungen zeigten keine signifikanten Unterschiede in den Serumspiegeln von TC, TG und LDL-C zwischen der Magnesiumgruppe und der Kontrollgruppe (gewichtete mittlere Differenz (WMD) = 0.34 mg/dl, 95 % Konfidenzintervall (CI): –1.75 bis 2.43, P = 0.749, I2 = 99.1 %; WMD = –2.06 mg/dl, 95 % CI: –6,35 bis 2.23, P = 0.346, I2 = 99.1; WMD = 1.71 mg/dl, 95 % CI: –0,81 bis 4.24, P = 0.183, I2 = 99.4, jeweils). Magnesium hingegen erhöhte den HDL-C-Wert signifikant (WMD = 1.21 mg/dl, 95 % CI: 0.58 bis 1.85, P < 0.001, I2 = 99.5).
Schlussfolgerung
Zusammenfassend zeigt unsere Studie, dass Magnesium den HDL-C-Spiegel signifikant erhöht. Aufgrund der großen Heterogenität müssen wir jedoch darauf hinweisen, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um verlässliche Empfehlungen für eine Magnesiumsupplementierung in der klinischen Praxis geben zu können.
Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen
Literatur:
1. Institute of Medicine Committee on Preventing the Global Epidemic of Cardiovascular Disease. Meeting the Challenges in Developing C. The National Academies Collection: Reports funded by National Institutes of Health. In: Fuster V, Kelly BB, editors. Promoting Cardiovascular Health in the Developing World: A Critical Challenge to Achieve Global Health. Washington (DC): National Academies Press (US) Copyright © 2010, National Academy of Sciences.; 2010.
2. Libby P, Ridker PM, Hansson GK. Progress and challenges in translating the biology of atherosclerosis. Nature. 2011;473(7347):317–25
3. Teo KK, Rafiq T. Cardiovascular Risk factors and Prevention: a perspective from developing countries. Can J Cardiol. 2021;37(5):733–43.
4. Stone NJ, et al. 2013 ACC/AHA guideline on the treatment of blood cholesterol to reduce atherosclerotic cardiovascular risk in adults: a report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Practice guidelines. J Am Coll Cardiol. 2014;63(25 Pt B):2889 – 934. [
5. Hariri M et al The effect of magnesium supplementation on serum concentration of lipid profile: an updated systematic review and dose-response meta-analysis on randomized controlled trials. Nutr J 2025 Feb 4;24:24.
Quelle: Hariri M et al The effect of magnesium supplementation on serum concentration of lipid profile: an updated systematic review and dose-response meta-analysis on randomized controlled trials. Nutr J 2025 Feb 4;24:24. doi: 10.1186/s12937-025-01085-w