- Kombinationstherapie von GLP1-Rezeptoragonisten und SGLT2-Hemmern
Bei einem 67-jährigen Patienten ist seit 5 Jahren ein Typ 2 Diabetes mellitus bekannt. Zusätzlich hat der Patient in seiner persönlichen Anamnese eine koronare Dreigefässerkrankung mit mittelschwer eingeschränkter Ejektionsfraktion und einen Zustand nach Seminom vor 30 Jahren. Der Diabetes wird mit Basalinsulin (Levemir, 20 E täglich) und NovoRapid zu den Mahlzeiten behandelt (insgesamt ca. 7 E täglich). Aufgrund von gastrointestinalen Nebenwirkungen setzte der Patient Metformin ab. Wegen einer Herzinsuffizienz besteht zudem eine Therapie mit einem SGLT2-Hemmer (Forxiga).
Der Blutzucker ist gut eingestellt, das HbA1c beträgt 6.5%. Aufgrund der koronaren Dreigefässerkrankung wurde eine Therapie mit einem GLP1-Rezeptoragonisten (Ozempic, Semaglutid) angedacht.
Wichtiges aus der persönlichen Anamnese
Als Folgekomplikation seines Diabetes leidet der Patient unter einer koronaren Herzkrankheit, und es liegt zudem eine Herzinsuffizienz vor. Zu seinen kardiovaskulären Risikofaktoren zählen eine arterielle Hypertonie, eine Dyslipidämie, das Übergewicht sowie eine positive Familienanamnese.
Verlauf
Nach der Einführung von Ozempic konnte der Patient 3 kg Gewicht verlieren. Zudem war die Gabe von NovoRapid zu den Mahlzeiten nicht mehr erforderlich. Auch die Dosis von Levemir konnte schrittweise reduziert werden: ohne Ozempic spritzte der Patient noch 20E Levemir, mit Ozempic 0.25mg/Woche 12E Levemir, mit Ozempic 0.5mg/Woche 8E Levemir und mit 1,0 mg Ozempic/Woche konnte Levemir gänzlich gestoppt werden. Das HbA1c blieb stabil um 6.5%.
Schlussfolgerungen
Unter Ozempic kam es zwar nicht zu einem starken Gewichtsverlust, aber zu einer sehr guten Blutzucker-Kontrolle, was ein Absetzen der Insulintherapie ermöglichte. Die Kombinationstherapie GLP1-Rezeptoragonisten/ SGLT2-Hemmer ist aufgrund der koronaren Herzkrankheit, des kardiovaskulären Risikoprofils sowie der Herzinsuffizienz besonders vorteilhaft für den Patienten. Zu erwähnen ist, dass der SGLT2-Hemmer speziell unter der Indikation «Herzinsuffizienz» verschrieben wurde, wodurch eine zusätzliche Kostengutsprache für Ozempic nicht erforderlich war.
Frage
► Wie ist bei einer Kombinationstherapie von GLP1-Rezeptoragonisten/SGLT2-Hemmern vorzugehen,
da diese nicht automatisch von den Krankenkassen vergütet wird?
► Wie ist vorzugehen, wenn Ozempic aufgrund eines aktuellen Lieferengpasses in Apotheken nicht verfügbar ist?
► Welche besonderen Aspekte müssen bei der Verwendung von Rybelsus (orales Semaglutid) berücksichtigt werden?
Vorgeschlagene Massnahmen und Therapie
► Der SGLT2-Hemmer kann nebst der Indikation «Diabetes» auch aufgrund von Herzinsuffizienz oder Niereninsuffizienz verschrieben werden.
► Als Alternative kann Semaglutid in oraler Form (Rybelsus) verschrieben werden, bei dem kein Lieferengpass besteht. Für Patienten, die bereits eine Dosierung von 1 mg Ozempic verwenden, könnte direkt die Höchstdosis von Rybelsus, 14 mg einmal täglich, verordnet werden. Dies entspricht ungefähr der wöchentlichen Dosierung von 0,5 mg Ozempic.
► Aufgrund der schlechten Bioverfügbarkeit muss Rybelsus nüchtern eingenommen werden, und zwar 30 Minuten vor der ersten Mahlzeit und anderen oralen Medikamenten.
► Weiteres: Die Statin-Therapie sollte mit Ezetimib ergänzt werden bei einem Ziel-LDL von <1.4mmol/l.
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Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung
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Die Autorin hat keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit diesem Artikel deklariert.