Editorial

Politik und Gesundheit: ein Paar in der Krise



Präsident Donald Trump hat nach seinem Amtsantritt in einer mittlerweile gut eingespielten Inszenierung alle möglichen Dekrete in verschiedenen Bereichen unterzeichnet, darunter natürlich auch im Bereich Gesundheit und Forschung. Eine kleine (unvollständige) Bestandsaufnahme:

Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation im Januar 2026, Einfrieren von 3 Billionen US-Dollar an Bundeszuschüssen und -krediten, was die Funktionsfähigkeit von Medicaid (medizinische Versorgung für die Ärmsten) gefährdet, Schliessung der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID)*. Darüber hinaus werden rund 1300 Stellen bzw. 10 % der Belegschaft des Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) und bis zu 1500 Mitarbeiter der National Institutes of Health (NIH) gestrichen. Schliesslich wird der Impfskeptiker Robert Francis Kennedy Jr. vom US-Kongress als neuer Gesundheitsminister der Vereinigten Staaten bestätigt.

Die tatsächlichen Auswirkungen dieser Entscheidungen können aufgrund der eingereichten Rechtsmittel noch nicht wirklich abgeschätzt werden. Die Reaktionen vieler Wissenschaftler lassen jedoch vermuten, dass die Folgen katastrophal sein werden. Die britische medizinische Fachzeitschrift The Lancet prangerte in einem kürzlich erschienenen Leitartikel «interne und externe Massnahmen an, die keine angemessene Neubewertung der Prioritäten der USA darstellen, sondern einen schnellen und gefährlichen Angriff auf die Gesundheit der Amerikaner und all derer, die von amerikanischer Hilfe abhängig sind.»

«Die vergangenen drei Wochen haben Wut, Angst und Trauer ausgelöst, aber jetzt ist nicht die Zeit, um in Panik zu verfallen. Wir müssen fokussiert bleiben, strategisch vorgehen und natürlich hoffen. Die medizinische und wissenschaftliche Gemeinschaft hat eine lebenswichtige Rolle bei der Verteidigung der Patienten zu spielen.»

«In diesem Sinne wird The Lancet in den nächsten vier Jahren besonders wachsam sein und alle Massnahmen der US-Regierung und die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf die Gesundheit untersuchen», heisst es im Leitartikel abschliessend.

Die Analyse ist korrekt, aber die Lösung wirkt sehr dürftig. Was kann die Ärzteschaft tun, um das Chaos zu verhindern, das sich offenbar anbahnt? Der Schlag gegen die verschiedenen öffentlichen Institutionen scheint im Moment weit entfernt von unserer Schweiz, aber auf lange Sicht werden die Folgen für unsere tägliche Praxis unwiderruflich spürbar sein.

Dr. med. Jérôme Morisod
Monthey

* Der Oberste Gerichtshof der USA setzte am 5. März ein Gerichtsurteil wieder in Kraft, das die Trump-Regierung aufforderte, die Zahlungen an internationale Hilfsorganisationen in Höhe von schätzungsweise 1.5 bis 2 Milliarden US-Dollar wieder aufzunehmen.

Quelle: American chaos: standing up for health and medicine, The Lancet, Editorial, Volume 405, Issue 10477, p439, February 08, 2025.
Übersetzung aus «la gazette médicale» 02/2025

Dr Jérôme Morisod

Monthey

der informierte @rzt

  • Vol. 15
  • Ausgabe 4
  • April 2025