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Frisch ab Presse:
Screening und Behandlung von Dyslipidämien bei Kindern?
Laut der sogenannten «US Preventive Services Task Force», kurz USPSTF genannt, gibt es bei Kindern und Adoleszenten unter 20 Jahren zu wenig Evidenz ein Lipoproteinscreening durchzuführen, wenn die Individuen gesund und ohne familiäre Belastung mit kardiovaskulären Erkrankungen oder multifaktorieller Dyslipidämie sind. Liegen diese aber vor, wird ein bestätigendes Screening mit Lipoproteinbestimmungen und genetischer Analyse empfohlen. Namentlich bei heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie (1 auf 250-500 Kinder) ist dann eine Cholesterin-senkende Therapie im Kindes- und Jugendalter indiziert. Bei anderen Dyslipidämien ist der Nutzen einer frühen Therapieintervention noch nicht so klar, dass sie es zur Guidlineempfehlung geschafft hätte. Die gerade neu aufgelegten Empfehlungen der USPSTF bestechen durch eine sehr ausgewogene und kritische Analyse und vergessen auch nicht die Probleme des Screenings und die Nebenwirkungen früh eingesetzter Therapien zu beleuchten. Diverse kardiovaskuläre Fachgesellschaften empfehlen aber beispielsweise ein universelles Screening, etwa im Schulalter.
JAMA 2023, doi:10.1001/jama.2023.11330, verfasst am 24. 07.2023
Verlauf bei Raucherinnen oder Rauchern mit initial normaler Lungenfunktion
Gemäss den GOLD-Kriterien wird bei Individuen mit ehemaligem (typischerweise >20 Packjahre) oder aktuellem Nikotinabusus aber normaler Lungenfunktion von einer «Prä-COPD» gesprochen. Der spätere Verlauf hängt gemäss der hier angeführten Publikation davon ab, ob die Patientinnen und Patienten zu Beginn an Symptomen litten, die mit COPD vereinbar sind, oder asymptomatisch waren. Sowohl der Verlauf des forcierten Erstsekundenvolumens (minus 31-38 ml/Sek und Jahr in beiden Gruppen) als auch computertomographische Verlaufsparameter einer COPD waren nicht unterschiedlich bei symptomatischen oder asymptomatischen Individuen. Die Nachbeobachtungszeit betrug fast 6 Jahre. Allerdings wiesen die symptomatischen Individuen hochsignifkant mehr (d.h. drei Mal mehr) Exazerbationen pro Jahr auf. Absolut ausgedrückt traten 23 Exazerbationen pro Jahr in der Gruppe symptomatischer Individuen gegenüber 8 Exazerbationen pro Jahr in der asymptomatischen Gruppe auf. Die Prä-COPD scheint also keine homogene Krankheit zu sein und die in der Routine zur Verfügung stehenden diagnostischen Mittel können diese nicht unterscheiden. Symptomatische Individuen mit Prä-COPD brauchen also spezielle Instruktionen über Frühzeichen einer Exazerbation und eine engere ärztliche Führung (inklusive Impfempfehlungen).
JAMA 2023, doi:10.1001/jama.2023.11676, verfasst am 03.08. 2023
Auch noch aufgefallen
Verbreitung in der Schweiz und Erkennen der asiatischen Tigermücke
Das Schweizerische Tropeninstitut publiziert auf seiner Webseite umfassende und aktuelle Informationen zur Herkunft, Biologie, Verbreitung, Verhalten, Schutzmassnahmen und viel nützliches mehr. Wir konzentrieren uns auf eine Repetition der Erkennungsmerkmale der Tigermücke und verdanken die Abbildung und die untenstehende Legende herzlich Pie Müller vom Schweizerischen Tropeninstitut. Wieder wird betont, dass eine Übertragung von Dengue, Zika und Chikungunya durch diese asiatische Tigermücke in der Schweiz noch nicht vorgekommen, aber möglich ist, resp wird. Die aktuelle Verbreitungskarte ist ebenfalls nachstehend aufgeführt: https://www.swisstph.ch/de/topics/tigermuecke#c35804.
Die Karte finden Sie auch unter: https://lepus.unine.ch/carto/35972. Auch hier verdanken wir herzlich die Erlaubnis, diese Karte hier abzubilden
Verfasst am 04.08.2023
Testen Sie Ihr Wissen…
zum «antibiotic stewardship»
Das sogenannte «antibiotic stewardship» ist auch in der ambulanten Medizin sehr wichtig zur Reduktion unnötiger/unwirksamer antibiotischer Therapien und somit der Reduktion der Resistenzentwicklungen.
Welche vier Fragen sollten Sie sich vor Verschreibung einer antibiotischen Therapie stellen und so gut wie möglich
beantworten?
Antwort:
Die Fragen sind:
1. Hat mein Patient eine Infektion, die den Einsatz eines Antibiotikums erfordert?
2. Brauche ich einen diagnostischen Test (wie Blutkultur, Abstrich, Urinkultur)?
3. Falls Antibiotika erforderlich sind, welches ist das schmal-spektrigste, sicherste und kürzeste Verordnungsschema?
4. Verstehen meine Patientin oder mein Patient, resp. die Angehörigen, was von der Therapie zu erwarten ist und welche Kontrollen notwendig sind?
JAMA 2019, doi:10.1001/jama.2018.19509, verfasst am 31.07.2023
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