- Roter Urin muss abgeklärt werden
Roter Urin ist immer ein Alarmsymptom. Doch nicht immer steckt eine Blutung dahinter. Doch bei Nachweis einer Erythrozyturie muss nach der Ursache – extraglomerulär oder glomerulär – gefahndet werden.
Ein roter Urin bedeutet nicht zwangsläufig, dass es sich um Blut handelt. «Der erste Schritt bei der Diagnostik ist deshalb, mit einem Urinstix eine Blutung nachzuweisen oder auszuschliessen», so Prof. Michael Dickenmann. Ist der Stix negativ, so ist nicht nur eine Blutung sondern auch eine Hämoglobin- oder Myoglobinurie ausgeschlossen. Bei einem positiven Stix-Ergebnis könnte neben einer Hämaturie auch eine Ausscheidung von Hämoglobin oder Myoglobin die rote Farbe des Urins erklären. Es gibt aber auch falsch positive Ergebnisse.
Glomerulär oder extraglomerulär?
Im zweiten Schritt muss dann geklärt werden, ob das Blut aus den Nieren oder den ableitenden Harnwegen stammt. Dafür benötigt man zunächst den Nachweis der Erythrozyten im Urinsediment. Die Morphologie der Erythrozyten erlaubt eine Differenzierung in glomeruläre und nicht-glomeruläre Hämaturie. Bei einer nicht-glomerulären Hämaturie geht es dann um die weitere urologische bzw. gynäkologische Abklärung, d.h. dem Nachweis einer Blutungsquelle in den ableitenden Harnwegen. Häufigste Ursachen sind Harnsteine und Tumore (Nierenzellkarzinom, Prostatakarzinom, Blasenkarzinom). Seltene Ursachen sind eine Vaskulitis, Endometriose, Entzündungen der Harnwege und die Tuberkulose. «Ein Malignom muss immer ausgeschlossen werden», so Dickenmann.
Bei einer glomerulären Hämaturie sollte die Differenzierung der Proteine im Urin und ggf. eine Nierenbiopsie durchgeführt werden. Auch die Bestimmung der Nierenfunktion und die Suche nach einer Systemerkrankung sind unverzichtbar. Finden sich im Sediment keine Erythrozyten, so sollte man zunächst an eine Hämoglobin- bzw. Myoglobinurie also Hämolyse bzw. Rhabdomyolyse denken. Aber auch Lebensmittel und Medikamente können den Urin rot verfärben, ohne dass Erythrozyten im Sediment nachweisbar sind.