Dermatologie Aktuell

Proaktives statt reaktives Management der Plaque-Psoriasis

Schaum als vielversprechende Applikationsform in der PSO-LONG-Studie

Die Psoriasis vulgaris ist eine chronische, schubweise verlaufende entzündliche Erkrankung. Die langfristige Kontrolle der Krankheit ist eine Herausforderung. Derzeit folgt die Langzeitbehandlung mit topischen Mitteln eher einem reaktiven als einem proaktiven Ansatz zur Erhaltung der Remission. In der kürzlich veröffentlichten PSO-LONG-Studie erwies sich die Langzeitbehandlung mit topischen Wirkstoffen, die eine verbesserte Hautpenetration dank neuer Galenik aufweisen, als vielversprechendes proaktives Management der Plaque-Psoriasis.



Die Psoriasis vulgaris ist hinsichtlich der Zeit bis zum Rückfall in Abhängigkeit von der Behandlung mangelhaft kategorisiert. Topische Wirkstoffe werden bei leichter bis mittelschwerer Erkrankung und als Ergänzung zur Phototherapie verwendet sowie zusätzlich zu den systemischen oder biologischen Wirkstoffen bei mittelschwerer bis schwerer Erkrankung. Die langfristige Krankheitskontrolle stellt eine Herausforderung dar, da viele Patienten unbehandelt oder unterbehandelt bleiben und der Bedarf an einer wirksamen und sicheren Langzeitbehandlung bisher ungedeckt ist.
Als neues Konzept hat sich im letzten Jahrzehnt ein proaktives Therapiemanagement zur Reduktion von Krankheitsexazerbationen bzw. Erhaltung der Remission aus der Therapie mit Calcineurin-Inhibitoren bei atopischer Dermatitis entwickelt. Um dieses auf die Psoriasis zu übertragen, sind langfristige Studien notwendig.
In der kürzlich veröffentlichten PSO-LONG-Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit einer langfristigen (52 Wochen) zweimal wöchentlichen proaktiven Behandlung mit Calcipotrien/Betamethasondipropionat-Schaum Enstilar® (Gruppe mit proaktivem Therapie-Management) mit einem Vehikelschaum als Placebo (Gruppe mit reaktivem Therapie-Management) zur Vorbeugung von Krankheitsrückfällen bei Erwachsenen mit Psoriasis verglichen.

Methoden der PSO-LONG-Studie

Studiendesign und Interventionen

Diese multizentrische Phase-III-Studie (NCT02899962) umfasste eine Screening- und Washout-Phase von bis zu 4 Wochen, eine 4-wöchige offene Einleitungsphase, eine 52-wöchige randomisierte, doppelblinde, Vehikel-kontrollierte Erhaltungsphase und eine 8-wöchige Nachbeobachtungsphase.
Der Behandlungserfolg war definiert als ein PGA-Score von klar/fast klar (PGA < 2) mit einer Verbesserung von ≥ 2 Grad gegenüber dem Ausgangswert. Diejenigen, die einen Behandlungserfolg erzielten, traten in die Erhaltungsphase ein, die anderen schieden am Ende der offenen Einführungsphase aus. Die Patienten wurden im Verhältnis 1:1 (stratifiziert durch ein interaktives Web-Response-System) randomisiert, um Cal/BD-Schaum (Gruppe mit proaktivem Management) oder Vehikel-Schaum (Gruppe mit reaktivem Management) zweimal wöchentlich (im Abstand von 2 oder 3 Tagen an festgelegten Tagen) für 52 Wochen auf psoriatische Läsionen zu erhalten, die während der offenen Lead-in-Phase oder nach der Behandlung eines Rezidivs (PGA-Score leicht oder höher) abgeklungen waren bzw. fast abgeklungen waren.
Während der Erhaltungsphase erfolgte die Beurteilung auf einen möglichen Rückfall bei Klinikbesuchen (alle 4 Wochen) und ausserplanmässigen Besuchen auf Initiative des Patienten. Bei einem Rückfall erhielten die Patienten beider Behandlungsgruppen eine Notfallbehandlung mit Cal/BD-Schaum, der 4 Wochen lang einmal täglich auf die Läsionen aufgetragen wurde. Wenn nach der 4-wöchigen Notfallbehandlung wieder ein PGA-Score von klar/fast klar erreicht wurde, wurde die Erhaltungstherapie fortgesetzt; andernfalls wurden die Patienten aus der Studie ausgeschlossen.
Der Krankheitsrebound wurde während der 8-wöchigen Nachbeobachtungszeit nach Ende der Behandlung/früherem Absetzen der Behandlung bewertet. Rebound wurde definiert als ein m-PASI ≥12 und ein Anstieg des m-PASI ≥ 125% des Ausgangswertes oder die Entwicklung einer neuen pustulösen, erythrodermischen, stärker entzündlichen Psoriasis innerhalb von 2 Monaten nach Absetzen der Behandlung in der offenen Einleitungsphase, nach Absetzen der einmal täglichen Notfallmedikation oder nach Ende der Erhaltungsphase.

Ergebnisse

Von 650 Patienten, die an der offenen Lead-in-Phase teilnahmen, erreichten 521 (80,2%) einen Behandlungserfolg in Woche 4 und wurden in die Erhaltungsphase randomisiert (vollständiges Analyseset: proaktiv, n = 256; reaktiv, n = 265). Insgesamt 24 Patienten (16 proaktiv, 8 reaktiv), die in Woche 4 keinen Behandlungserfolg erzielten, wurden irrtümlich randomisiert, so dass 545 Patienten in das Sicherheitsanalyseset eingeschlossen wurden (proaktiv, n = 272; reaktiv, n = 273). 251 randomisierte Patienten (46,1%), schlossen die 52-wöchige Erhaltungsphase ab.

Schlussfolgerung

Eine langfristige proaktive Behandlung über 52 Wochen mit Cal/BD-Schaum in fester Dosierung zweimal wöchentlich war im Vergleich zu Vehikelschaum bei Erwachsenen mit Plaque-Psoriasis überlegen in der Verlängerung der Zeit bis zum ersten Schub, der Reduktion der Anzahl Schübe und Erhöhung der Tage in Remission. Die proaktive Behandlung mit Cal/BD-Schaum wurde gut vertragen und wies ein günstiges Sicherheitsprofil über den verlängerten Behandlungszeitraum auf, das mit dem der reaktiven Behandlung vergleichbar war, bei der die Patienten Cal/BD-Schaum nur als 4-wöchige Notfall-Behandlung bei einem Rückfall erhielten. Es wurden keine neuen AEs von Interesse identifiziert, auch keine klinischen Anzeichen von Hautatrophie. Es gab keinen klinisch signifikanten Effekt von Cal/BD-Schaum auf die HPA-Achse oder den Kalziumstoffwechsel. Die Ergebnisse dieser neuartigen Studie sind sehr vielversprechend und deuten darauf hin, dass ein proaktives Management mit fest dosiertem Cal/BD-Schaum eine bessere Langzeit-Kontrolle der Plaque-Psoriasis bieten könnte als die konventionelle reaktive Behandlung.

Quelle: Lebewohl M et al Twice-weekly topical calcipotriene/betamethasone dipropionate foam as proactive management of plaque psoriasis increases time in remission and is well tolerated over 52 weeks (PSO-LONG trial). J Am Acad Dermatol2021 May;84(5):1269-1277.

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

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  • Vol. 11
  • Ausgabe 7
  • Juli 2021