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Änderung von 12 Risikofaktoren

Verhinderung oder Verzögerung von Demenz

Die Änderung von 12 Risikofaktoren im Laufe eines Lebens könnte 40% der Demenzfälle verzögern oder verhindern, so ein aktualisierter Bericht der Lancet Kommission zur Demenzprävention, Intervention und Pflege (1).



Die Zahl der älteren Menschen, einschliesslich derer, die mit Demenz leben, steigt, während die Sterblichkeit in jüngeren Jahren abnimmt. Allerdings ist die altersspezifische Inzidenz von Demenz in vielen Ländern zurückgegangen, wahrscheinlich aufgrund von Verbesserungen in den Bereichen Bildung, Ernährung, Gesundheitsfürsorge und Änderung der Lebensweise. Insgesamt gibt es immer mehr Belege für die neun potenziell veränderbaren Risikofaktoren für Demenz, die von der Lancet-Kommission 2017 zur Prävention, Intervention und Pflege von Demenz modelliert wurden (2). Diese Risikofaktoren sind geringere Bildung, Bluthochdruck, Hörschäden, Rauchen, Adipositas, Depressionen, Bewegungsmangel, Diabetes und geringe soziale Kontakte.

Nun hat die Kommission, die aus 28 weltweit führenden Demenz-Experten besteht, drei weitere Risikofaktoren für Demenz aus neueren, überzeugenderen Beweisen hinzugefügt. Diese Faktoren sind übermässiger Alkoholkonsum, traumatische Hirnverletzungen und Luftverschmutzung. Zusammen machen die 12 veränderbaren Risikofaktoren rund 40% der weltweiten Demenzen aus, die theoretisch verhindert oder zumindest verzögert werden könnten. Das Präventionspotenzial ist hoch und könnte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen mehr Demenzen auftreten, noch höher sein.

Spezifische Empfehlungen der Kommission für Demenzprävention

  • Aufrechterhaltung eines systolischen Blutdrucks von 130 mmHg oder weniger in der Lebensmitte ab einem Alter von etwa 40 Jahren (die antihypertensive Behandlung von Bluthochdruck ist die einzige bekannte wirksame präventive Medikation für Demenz).
  • Verwendung von Hörgeräten bei Hörverlust und Reduktion des Hörverlusts durch Schutz der Ohren vor übermässiger Lärmbelastung.
  • Reduktion der Belastung durch Luftverschmutzung und Tabakrauch.
    Verhinderung von Kopfverletzungen.
  • Begrenzung des Alkoholkonsum, da Alkoholmissbrauch und der Konsum von mehr als 21 Einheiten pro Woche das Risiko einer Demenz erhöhen.
  • Vermeidung des Rauchbeginns und Unterstützung der Raucherentwöhnung. Dies verringert das Risiko einer Demenz auch im späteren Leben.
  • Vermittlung einer Grund- und Sekundarschulbildung für alle Kinder.
  • Verringerung der Fettleibigkeit und der damit verbundenen Diabeteserkrankung.
  • Erhaltung der körperlichen Aktivität in der Mitte des Lebens und wenn möglich auch im späteren Leben.
  • Angehen anderer mutmasslicher Risikofaktoren für Demenz wie Schlafstörungen, und Lifestyle-Interventionen, die auch den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern können.

Fazit

Theoretisch könnten 40% der Demenzen verhindert oder verzögert werden, wenn zum ursprünglichen Modell der Lancet Commission on Dementia Prevention aus dem Jahre 2017, welches Interventionen und lebenslange Pflege von 9 Risikofaktoren umfasste (geringere Bildung, Bluthochdruck, Schwerhörigkeit, Rauchen, Adipositas, Depression, Bewegungsmangel, Diabetes und geringe soziale Kontakte) zusätzlich die drei modifizierbaren Risikofaktoren exzessiver Alkoholkonsum, Kopfverletzungen und Luftverschmutzung addiert würden.

Quelle:
1. Livinston G et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the
2. Livingston G, Sommerlad A, Orgeta V. Dementia prevention, intervention, and care. Lancet. 2017;390:2673–2734

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen

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  • Vol. 11
  • Ausgabe 9
  • September 2021