- Auch das noch? Ja, auch das noch!
Ein Parlamentarier prophezeite mir, dass ein Gesetz in der Schweiz frühestens nach 10 Jahren wieder revidiert werde. Unmöglich, dachte ich, bei den schnellen Fortschritten in der Fortpflanzungsmedizin. Aber seit jenem Frühsommertag im Jahre 2016 sind nun fast 7 Jahre vergangen und wir sind bei weitem noch nicht am Ziel. Immerhin sind wir nach mehreren erfolglosen Anläufen im eidgenössischen Parlament nun endlich auf Kurs. GLP-Nationalrätin Katja Christ lancierte im März 2021 eine parlamentarische Initiative, um das Verbot der Eizellspende in der Schweiz aufzuheben und erfreulicherweise wurde letztes Jahr dieser Vorstoss von beiden Kammern angenommen. Ein Aufatmen ging durch die Reihen vieler betroffener Paare und Frauen. Sie müssen sich in hoffentlich baldiger Zukunft nicht mehr in die Hände von so manchem unseriösen Kinderwunschzentrum im Ausland begeben.
Jetzt geht es um die Gesetzgebungsarbeit, die nicht einfach sein wird. Entscheidend für die Akzeptanz im Parlament und beim Stimmvolk ist sicher, dass wir uns in der Schweiz auf eine vernünftige Indikationsregelung beschränken. So soll beispielsweise die obere Limite des natürlichen Fertilitätsfensters von 50 Jahren sicher nicht überschritten werden. Damit kann verhindert werden, dass Frauen in ihren 70ern auch für das Kind risikoreiche Schwangerschaften eingehen. Die Suche nach Eizellspenderinnen, eine weitere wichtige Frage bei der Regelung der Eizellspendenbehandlung, wird sich mit den zukünftig nicht benötigten Eizellen von «Social Egg Freezings» bestimmt massiv vereinfachen.
Sinnvoll ist bestimmt auch, wenn wir uns jetzt um die Zulassung ausschliesslich der Eizellspendenbehandlung kümmern. Zwar wird vom zuständigen Bundesrat Berset eine Gesamtrevision des Fortpflanzungsgesetzes favorisiert. Wenn er aber das Fuder mit zu vielen Neuerungen, wie z.B. der Zulassung der Embryonenspende, der Leihmutterschaft oder sogar des Klonens, überlädt, ist eine Ablehnung der Gesetzesrevision durch Parlament und Volk so sicher wie das Amen in der Kirche. Darum: Kämpfen wir jetzt alle zusammen mit den Betroffenen für die Zulassung der Eizellspende in der Schweiz!!
Prof. Dr. med. Bruno Imthurn
Senior Consultant Kinderwunschzentrum
360° Zürich
bruno.imthurn@uzh.ch