Editorial

Durchhalten!



Es sind schwierige Zeiten! Wer hätte das vor vier oder fünf Jahren gedacht!

Wir leiden unter COVID, dem unsäglichen Krieg in der Ukraine, zunehmenden Regulierungen und Kapazitäts­einschränkungen. Bei uns spricht die Verwaltung von «Kapaproblemen» – das Wort wird nicht einmal mehr ausgeschrieben – ähnlich wie man einen zu langen Namen abkürzt. Kapa tönt doch ein wenig wie man liebevoll einen etwas übermütigen Junghund ruft. Die Regula­tionsdichte seitens der Behörden nimmt unvermindert zu, was unsere tägliche Arbeit erschwert und wahrscheinlich auch nicht dazu führt, dass unser Nachwuchs motiviert ins medizinische Tagesgeschäft reindrängt. Viele ältere Kolleg:innen geben frustriert ihre Praxen auf. Die Politiker fordern mehr Qualität zu niedrigeren Kosten – sagen Sie das einmal ihrem Autoverkäufer beim nächsten Autokauf – und die Versicherungen verlangen immer ausführlichere Berichte über Bagatellfälle. So, das musste ich doch wieder mal loswerden.

Alles Klagen und Jammern nützt nichts! Wir müssen da durch und unsern Patient:innen zuliebe möglichst gute Arbeit abliefern. Und, was auch gesagt werden muss, wir Aerzt:innen haben uns in den letzten Jahren durch interne Grabenkämpfe stark geschadet und dadurch allen andern Playern im Gesundheitswesen Gelegenheit gegeben sich ungebührlich und leider oft kontraproduktiv breitzumachen.

Ich bin sicher, dass früher oder später, nach einer Durststrecke, die Pflegenden hinter ihren Telefonen bei den Hotlines oder aus den Foodtrucks, wo sie nach dem Burnout im Spital arbeiteten, wieder hervorkommen und zusammen mit uns im Spital unserer ­eigentlich sehr dankbaren und interessanten Arbeit nachgehen. Ich hoffe, die CEO’s, Politiker und Bürger:innen sehen ein, dass man die Pflegenden besser entschädigen muss – und dass die langen Versicherungsfomulare plötzlich auf wundersame Art und Weise irgendwie im Hades vom Zerberus gefressen werden.

Dr. med. David Ehm

info@gynäkologie

  • Vol. 12
  • Ausgabe 6
  • Dezember 2022