- Was wir von Feldhasen im Jahr des Hasen lernen können
PD Dr. med. Simon Stämpfli fasst die Bedeutung der Strain-Analyse des linken Ventrikels als diagnostischer und auch prognostischen Parameter zusammen. Eine myokardiale Strain-Analyse erweist sich als hilfreiches Tool, da die mechanische Charakteristika des Myokards oftmals vor einer Verminderung der Auswurffraktion wertvolle frühzeitige diagnostische Hinweise liefern kann. Strain-Analytik erlaubt aber auch Veränderungen der Ventrikelfunktion im Krankheitsverlauf relativ einfach und meist auch kosteneffizient zu erfassen. Auch wenn für eine korrekte Strain-Analyse – wie der Artikel zeigt – ein hohes Knowhow verlangt wird, scheint auch hier AI – einmal mehr – bald den Arzt überflüssig zu machen (1).
In einem zweiten Artikel diskutieren PD Dr. med. Philipp Krisai und Prof. Dr. med. Michael Kühne eine neue gewebeschonende, nicht-thermische Ablationsmethode bei Vorhofflimmern durch Elektroporation mittels pulsed-field Ablation.
Schliesslich gehen Frau Dr. med. Thenral Socrates und Dr. med. Thilo Burkhard mit ihrem Artikel zur postpartalen Hypertonie auf eine wichtige Hypertonieform ein, die ihren Ursprung oft schon in und vor der Schwangerschaft hat. Die Autoren beschreiben die Ursachen, die frühzeitige klinische und labortechnische Beurteilung sowie poststationäre Behandlungskonzepte der postpartalen Hypertonie.
Im chinesischen Jahr des Hasen denkt man – unter anderem – auch an die «Hasen Beobachtung» von Hans Selye, dem Vater des modernen Stresskonzeptes und der Stressforschung. Gemäss der Legende beobachtete Hans Selye auf einem Spaziergang Hasen in einem Acker. Plötzlich waren diese verschwunden – wie vom Erdboden verschluckt. Als er sich vom Acker entfernte, sah er zu seiner Überraschung die Hasen abermals, die nun aber wie wild auf dem Acker umhersprangen. Für ihn war der Zusammenhang klar: Die Hasen duckten sich in der Ackerfurche, um nicht gesehen zu werden – Katecholamine, Cortisol und andere Hormone waren aus naheliegenden Gründen massiv erhöht – trotz der ruhigen Kauerstellung in der Ackerfurche. Nach dem Verschwinden der Gefahr in Form des Spaziergängers Selye, mussten die Hasen ihre erhöhten Katecholamine «ausleben». Bekanntlich reduzieren körperliche und sportliche Aktivitäten Stress durch Reduktion der klassischen Stresshormone, aber auch durch vermehrte endogene Synthese von Endorphinen. Die protektiven Effekte auf das Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen und chronischen Erkrankungen generell ist gut erforscht und bekannt, aber wie wir vom Praxisalltag und unserer eigenen Erfahrung wissen, ungenügend implementiert. Es scheint, dass die wildlebenden Hasen (zumindest damals vor einigen Dekaden) wussten, was für sie gesundheitsförderlich ist.
Vielleicht mahnt das Hasenjahr den einen oder anderen Leser an Hans Selyes Hasengeschichte und den präventiven Stellenwert der körperlichen Aktivität (es muss nicht Sport sein) oder – auch an die gesunde Ernährung der Hasen. Gemäss asiatischer Weisheit scheinen im Besonderen Menschen, die in einem Jahr des Tigers, Schweins, Schlange oder Hund geboren sind, durch ein hasenähnliches Ernährungsmuster für Ihre Gesundheit profitieren zu können.
Prof. Dr. med. Paolo Suter
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin
Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8044 Zürich
paolo.suter@usz.ch
Salte IM, Østvik A, Smistad E, et al. Artificial Intelligence for Automatic Measurement of Left Ventricular Strain in Echocardiography. JACC Cardiovasc Imaging. 2021 Oct;14(10):1918-1928.
Brown T, Dror O, Hayward R, et al. (2014) Stress, Shock and Adaptation in the Twentieth Century. D. Cantor & E. Ramsden, editors. Rochester Studies in Medical History, Series Vol. Number: 28. University of Rochester Press Boydell & Brewer Publishers (NY),
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- Vol. 13
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- Februar 2023