- Ausgewählte Studien aus der Hämato-Onkologie
Daratumumab, Lenalidomid, Bortezomib und Dexamethason zur Therapie des neu diagnostizierten Multiplen Myeloms bei transplantationsfähigen Patienten (GRIFFIN): Finale Analyse einer offenen, randomisierten Phase-2-Studie
Peter M Voorhees et al., Lancet Haematol 2023; 10: e825–37. https://doi.org/10.1016/S2352-3026(23)00217-X
Hintergrund
Die Zugabe von Daratumumab zu Lenalidomid, Bortezomib und Dexamethason (D-RVd) in der GRIFFIN Studie verbesserte die Rate des vollständigen Ansprechens am Ende der Konsolidierung bei Patienten/innen mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom (MM), die für eine Transplantation in Frage kommen. Aktuell publiziert werden die Ergebnisse der vordefinierten Abschlussanalyse.
Methoden
GRIFFIN war eine offene, randomisierte, aktiv-kontrollierte Phase-2-Studie. Die Patienten/innen hatten ein neu diagnostiziertes MM (ndMM), waren zwischen 18 und 70 Jahre alt und kamen für eine autologe hämatopoetische Stammzellentransplantation (HSCT) in Frage. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1) vier D-RVd- oder RVd-Induktionszyklen zugewiesen, gefolgt von einer autologen HSCT, zwei D-RVd- oder RVd-Konsolidierungszyklen und Lenalidomid mit oder ohne Daratumumab Erhaltungstherapie für 2 Jahre. Der primäre Endpunkt war die Rate des vollständigen Ansprechens bis zum Ende der Konsolidierung. Berichtet wird die aktualisierte Analyse der Ansprechraten und sekundäre Endpunkte wie das Progressions-freie Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS).
Ergebnisse
Es wurden 104 Patienten nach dem Zufallsprinzip der D-RVd-Gruppe und 103 der RVd-Gruppe zugewiesen. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 49,6 Monaten verbesserte D-RVd die Rate des stringenten vollständigen Ansprechens (sCR) auf 67% vs. 47% (p=0,0079). Das 4-Jahres PFS betrug 87,2% für D-RVd vs. 70,0% für RVd mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,45 für das Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung oder des Todes bei D-RVd. Das mediane OS wurde für beide Gruppen nicht erreicht. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse in den D-RVd- und RVd-Gruppen waren Neutropenie (46% vs. 23%), Lymphopenie (23% vs. 23%), Leukopenie (17% vs. 8%) und Lungenentzündung (12% vs. 14%). Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, die zu einer Behandlung führten, traten bei 46% in der D-RVd-Gruppe und bei 52% in der RVd-Gruppe auf.
Schlussfolgerungen
Die Zugabe von Daratumumab zu RVd verbesserte die Tiefe des Ansprechens und das PFS bei Patienten/innen mit neu diagnostiziertem MM, die für eine Transplantation in Frage kommen.
Die Studie wurde von Janssen Oncology finanziert und ist bei ClinicalTrials.gov (NCT02874742) registriert.
Zweitmalignome bei Patienten/innen mit Lymphomerkrankung nach Hochdosis-Chemotherapie und autologer hämatopoetischer Stammzellentherapie in Dänemark
Trine Trab et al., Lancet Haematol 2023; 10: e838–48. https://doi.org/10.1016/S2352-3026(23)00212-0
Hintergrund
Zweitmalignome (SPM) sind bekannte Komplikationen nach einer Chemotherapie, aber das Risiko für Patienten/innen mit Lymphomen, die mit einer Hochdosis-Chemotherapie und autologer hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSCT) behandelt werden ist nur unzureichend bekannt. Die vorliegende Studie analysiert die Häufigkeit von SPMs in dieser Population im Vergleich zu Kon-trollpersonen aus der Allgemeinbevölkerung.
Methoden
In dieser retrospektiven, bevölkerungsbasierten Kohortenstudie wurden Patienten/innen im Alter von 18 Jahren oder älter mit einem aggressiven Lymphom, die eine Hochdosis-Chemotherapie und eine autologe HSCT erhalten hatten aus dem dänischen Lymphomregister aufgenommen und mit Kontrollpersonen der Allgemeinbevölkerung abgeglichen. Der wichtigste Endpunkt war die SPMs Inzidenz, die bei allen Studienteilnehmern untersucht wurde. Die Auswirkung der Behandlung auf SPMs wurde auch bei Patienten/innen untersucht, die ab der ersten Lymphomdiagnose weiterbehandelt wurden, wobei eine hochdosierte Chemotherapie und autologe HSCT als zeitabhängige Exposition erfasst wurde.
Ergebnisse
803 Lymphom-Patienten/innen wurden in die Studie eingeschlossen. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 7,76 Jahre. Die SPM-Rate war höher bei Patienten/innen, die eine Hochdosis-Chemotherapie und eine autologe HSCT erhielten, als bei den entsprechenden Kontrollpersonen (bereinigte Hazard Ratio [HR] 2,35 (p<0,0001)). Patienten/innen mit Hochdosis-Chemotherapie und autologer HSCT hatten eine höhere Rate Nicht-Melanom bedingter Hauttumoren (p<0,0001), eines myelodysplastischen Syndroms (MDS) oder einer akuten myeloischen Leukämie (AML; p<0,0001). Es ergab sich jedoch kein signifikanter Unterschied bzgl. der Rate solider Tumore (p=0,24). Das kumulative Risiko für SPMs nach 10 Jahren betrug 20% im Vergleich zu 14% bei Kontrollpersonen. Hochdosierte Chemotherapie und autologe HSCT waren mit
einem erhöhten Risiko für SPMs verbunden, wenn sie als zeitabhängige Exposition ab der ersten Lymphomdiagnose analysiert wurde (p=0,0054).
Schlussfolgerungen
Eine Hochdosis-Chemotherapie und autologe HSCT ist mit einem erhöhten Risiko für nicht-melanozytäre Hautmalignome, MDS und AML aber nicht einem erhöhten Risiko für solide Tumore bei Lymphom-Patienten assoziiert. Diese Ergebnisse sind für künftige individualisierte Risiko-Nutzen-Bewertungen bei der Wahl zwischen Hochdosis-Chemotherapie und autologer HSCT und chimärer Antigenrezeptor-T-Zelltherapie in dieser Situation relevant.
Die Studie wurde von der Danish Cancer Society finanziert.
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