- Ausgewählte Studien aus der Hämato-Onkologie
Axicabtagene Ciloleucel als Zweitlinientherapie für Patienten mit
grosszelligem B-Zell Lymphom
Quelle: F.L. Locke et al. N Engl J Med. 2021 Dec 11. doi: 10.1056/NEJMoa2116133. PMID: 34891224
Hintergrund
Die Prognose von Patienten mit früh rezidiviertem oder refraktärem grosszelligem B-Zell-Lymphom nach einer Erstlinien-Chemo-immuntherapie ist schlecht.
Methoden
In dieser internationalen Phase-II-Studie (ZUMA-7) wurden Patienten mit einem grosszelligen B-Zell-Lymphom in einem Verhältnis von 1:1 randomisiert. Patienten refraktär gegenüber einer Chemoimmuntherapie oder mit einem Rückfall innerhalb von 12 Monaten nach einer Erstlinien-Chemoimmuntherapie wurden randomisiert und erhielten entweder axicabtagene ciloleucel (Axi-cel) oder eine Standardbehandlung bestehend aus zwei oder drei Zyklen einer vom Prüfarzt ausgewählten, im Protokoll festgelegten Chemoimmuntherapie, gefolgt von einer Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzellentransplantation bei Patienten, die auf die Chemoimmuntherapie ansprechen. Der primäre Endpunkt war das ereignisfreie Überleben (EFS), wichtige sekundäre Endpunkte waren Ansprechraten und das Gesamtüberleben.
Ergebnisse
Insgesamt 180 Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip einer Behandlung mit Axi-cel bzw. 179 Patienten einer Standardbehandlung zugeteilt. Die primäre Endpunktanalyse des EFS zeigte, dass die Axi-cel-Therapie der Standardbehandlung überlegen war. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 24,9 Monaten betrug das mediane EFS 8,3 Monate in der Axi-cel-Gruppe und 2,0 Monate in der Gruppe mit Standardtherapie. Das EFS nach 24 Monaten betrug 41% bzw. 16% (Hazard Ratio für Ereignis oder Tod, 0,40; 95% Konfidenzintervall, 0,31 bis 0,51; P<0,001). 83% der Patienten in der Axi-cel-Gruppe und 50% der Patienten in der Standardbehandlungsgruppe wiesen ein Ansprechen auf, mit einem vollständigen Ansprechen in 65% bzw. 32% aller Patienten.
In einer Zwischenanalyse betrug das geschätzte Gesamtüberleben nach 2 Jahren in der Axi-cel-Gruppe 61% und in der Standardbehandlungsgruppe 52%. Unerwünschte Ereignisse Grad 3 oder höher traten bei 91% der Axi-cel-Patienten und bei 83% der Patienten mit Standardtherapie auf. Bei Patienten, die Axi-cel erhielten, trat in 6% ein Zytokinfreisetzungssyndrom Grad 3 oder höher und bei 21% ein neurologisches Ereignis Grad 3 oder höher auf. Es traten keine Todesfälle in Zusammenhang mit dem Zytokinfreisetzungssyndrom oder neurologischen Ereignissen auf.
Schlussfolgerung
Die Axi-cel-Therapie führt zu einer signifikanten Verbesserung im Vergleich zur Standardbehandlung. Dies in Bezug auf das EFS und das Ansprechen, wobei das Ausmass an hochgradigen toxischen Nebenwirkungen im erwarteten Rahmen blieb.
Die Studie ist registriert unter Clinical Trials.gov-Nummer NCT03391466 und
wurde finanziert von Kite.
An die minimale Resterkrankung angepasste Therapie mit Daratumumab, Carfilzomib, Lenalidomid und Dexamethason bei Patienten neu diagnostiziertem Multiplen Myelom
Quelle : Costa LJ et al., J Clin Oncol. 2021 Dec 13:JCO2101935. doi: 10.1200/JCO.21.01935. PMID: 34898239
Hintergrund
Die MASTER-Studie kombinierte Daratumumab, Carfilzomib, Lenalidomid und Dexamethason (DaraKRd) bei Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom (NDMM), wobei die mittels Next-Generation Sequenzierung (NGS) bestimmte minimale Resterkrankung (MRD) den Einsatz und die Dauer von Dara-KRd nach einer autologen hämatopoetischen Zelltransplantation (AHCT) und die Beendigung der Behandlung bei Patienten mit zwei aufeinanderfolgenden MRD-negativen Bewertungen bestimmte.
Methoden
In dieser multizentrischen, einarmigen Phase-II-Studie wurden
Patienten mit NDMM mit zu erwartend gehäuften zytogenetischen Hochrisikoanomalien (HRCAs) aufgenommen. Die Patienten erhielten je nach MRD-Status Dara-KRd-Induktion, AHCT und Dara-KRd-Konsolidierung. MRD wurde mittels NGS am Ende der Induktion, nach der AHCT und alle vier Zyklen (maximal acht Zyklen) der Konsolidierung untersucht. Primärer Endpunkt war das Erreichen einer MRD-Negativität (<10-5). Patienten mit zwei aufeinanderfolgenden MRD-negativen Befunden wurden in eine behandlungsfreie MRD-Überwachung überführt.
Ergebnisse
Von den 123 Teilnehmern hatten 43% keine, 37% 1 und 20%
2+ HRCA. Das mittlere Alter betrug 60 Jahre (Spanne 36-79 Jahre), und bei 96% war die Erfassung einer MRD durch NGS möglich. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 25,1 Monate. Insgesamt, 80% der Patienten erreichten MRD-Negativität (78%, 82% und 79% bei Patienten mit 0, 1 bzw. 2+ HRCA), 66% erreichten MRD < 10-6, und 71% erreichten zwei aufeinanderfolgende MRD-negative Befunde während der Therapie und gingen in die behandlungsfreie Nachsorge über. Das zweijährige progressionsfreie Überleben (PFS) betrug 87% (91%, 97% und 58% bei Patienten mit 0, 1 bzw. 2+ HRCA). Die kumulative Inzidenz eines MRD-Wiederauftretens oder einer Progression 12 Monate nach Beendigung der Therapie betrug 4%, 0% bzw. 27% bei Patienten mit 0, 1 bzw. 2+ HRCA. Die häufigsten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse waren Lungenentzündung (6%) und venöse Thromboembolien (3%).
Schlussfolgerungen Dara-KRd, AHCT und MRD-angepasste Konsolidierung führen zu einer hohen Rate an MRD-Negativität bei NDMM. Für Patienten mit 0 oder 1 HRCA bietet diese Strategie die Möglichkeit einer MRD-Überwachung als Alternative zur unbegrenzten Erhaltungstherapie.
Die Studie ist registriert unter Clinical Trials.gov-Nummer NCT03224507 und wurde finanziell unterstützt durch Amgen und Janssen.
Onkozentrum Hirslanden Zürich und Onkozentrum Zürich
Witellikerstrasse 40
8032 Zürich
Christoph.renner@hirslanden.ch