- Ausgewählte Studien aus der Hämato-Onkologie
Triplett-Therapie, Transplantation und Erhaltungstherapie bis zur Progression beim Multiplen Myelom
Quelle: P.G. Richardson et al., N Engl J Med 2022;387:132-47. DOI: 10.1056/NEJMoa2204925
Hintergrund
Bei Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom (ndMM) ist die Wirkung einer zusätzlichen autologen Stammzelltransplantation (ASCT) zur Dreifachtherapie (Lenalidomid, Bortezomib und Dexamethason [RVD]), gefolgt von einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie bis zum Fortschreiten der Erkrankung, unbekannt.
Methoden
In dieser Phase III Studie erhielten Erwachsene (18 bis 65 Jahre) mit symptomatischem Myelom einen Zyklus RVD. Diese Patienten wurden im Verhältnis 1:1 nach dem Zufallsprinzip entweder für zwei weitere RVD-Zyklen plus Stammzellmobilisierung, gefolgt von fünf weiteren RVD-Zyklen (RVD-Gruppe) oder für hochdosiertes Melphalan plus ASCT, gefolgt von zwei weiteren RVD-Zyklen (Transplantationsgruppe), zugeteilt. Beide Gruppen erhielten Lenalidomid bis zum Fortschreiten der Krankheit bzw. bis zu inakzeptablen Nebenwirkungen. Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS).
Ergebnisse
Bei 357 Patienten in der RVD-Gruppe und 365 in der Transplantationsgruppe traten bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 76,0 Monaten 328 Fälle von Krankheitsprogression oder Tod auf; das Risiko war in der RVD-Gruppe um 53% höher als in der Transplantationsgruppe (Hazard Ratio, 1,53; 95% Konfidenzintervall [CI], 1,23 bis 1,91; P<0,001); das mediane PFS betrug 46,2 Monate und 67,5 Monate. Der Prozentsatz an Patienten mit partiellem oder besserem Ansprechen lag bei 95,0% in der Gruppe mit alleiniger RVD und bei 97,5% in der Transplantationsgruppe (P=0,55); 42,0% bzw. 46,8% hatten ein vollständiges oder besseres Ansprechen (P=0,99). Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse Grad 3 oder höher traten bei 78,2% bzw. 94,2% auf; die 5-Jahres-Überlebensrate (OS) betrug 79,2% bzw. 80,7% (Hazard Ratio für Tod, 1,10; 95% CI, 0,73 bis 1,65).
Schlussfolgerung
Bei Erwachsenen mit multiplem Myelom führte die RVD plus ASCT Therapie zu einem längeren PFS als die alleinige RVD Therapie. Ein Vorteil für das Gesamtüberleben wurde jedoch bisher nicht beobachtet.
Ibrutinib plus Bendamustin und Rituximab bei Patienten mit unbehandeltem Mantelzell-Lymphom
Quelle: M. L. Wang et al., N Engl J Med 2022;386:2482-94. DOI: 10.1056/NEJMoa2201817
Hintergrund
Der Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor (BTKi) Ibrutinib könnte bei älteren Patienten mit unbehandeltem Mantelzell-Lymphom einen klinischen Nutzen haben, wenn er in Kombination mit Bendamustin und Rituximab gefolgt von einer Rituximab-Erhaltungstherapie verabreicht wird.
Methoden
Patienten im Alter von 65 Jahren oder älter wurden nach dem Zufallsprinzip für die Behandlung mit Ibrutinib (560 mg, einmal täglich oral verabreicht bis zum Fortschreiten der Krankheit oder bis zu inakzeptablen toxischen Wirkungen) oder Placebo plus sechs Zyklen Bendamustin (90 mg pro Quadratmeter Körperoberfläche) und Rituximab (375 mg pro Quadratmeter) zugeteilt. Patienten mit objektivem Ansprechen (vollständiges oder teilweises Ansprechen) erhielten eine Rituximab Erhaltungstherapie alle 8 Wochen für bis zu 12 weitere Dosen. Der primäre Endpunkt war das von den Prüfärzten beurteilte progressionsfreie Überleben (PFS). Auch das Gesamtüberleben (OS) und die Sicherheit wurden bewertet.
Ergebnisse
Von den 523 Patienten wurden 261 nach dem Zufallsprinzip für die Behandlung mit Ibrutinib und 262 für die Behandlung mit Placebo ausgewählt. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 84,7 Monaten betrug das mediane PFS 80,6 Monate in der Ibrutinib-Gruppe und 52,9 Monate in der Placebo-Gruppe (Hazard Ratio für Krankheitsprogression oder Tod, 0,75; 95% Konfidenzintervall, 0,59 bis 0,96; P=0,01). Der Prozentsatz an Patienten mit komplettem Ansprechen betrug 65,5% in der Ibrutinib-Gruppe und 57,6% in der Placebo-Gruppe (P=0,06). Das OS war in beiden Gruppen ähnlich. Die Inzidenz unerwünschter Ereignisse Grad 3 oder 4 während der Behandlung betrug 81,5% in der Ibrutinib-Gruppe und 77,3% in der Placebo-Gruppe.
Schlussfolgerung
Die Ibrutinib Behandlung in Kombination mit einer Standard-Chemoimmuntherapie verlängert das PFS signifikant. Das Sicherheitsprofil der Kombinationstherapie stimmt mit den bekannten Profilen der einzelnen Medikamente überein.
Finanziert von Janssen Research and Development und Pharmacyclics; ClinicalTrials.gov-Nummer, NCT01776840
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