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Ausgewählte Studien zu soliden Tumoren



Depressionen, Ängste und das Krebsrisiko: Eine Meta-Analyse der Daten einzelner Teilnehmer

van Tuijl L.A. Depression, anxiety, and the risk of cancer: An individual participant data meta-analysis. Cancer First published: 07 August 2023, https://doi.org/10.1002/cncr.34853

Seit langem wird vermutet, dass Depressionen und Angstzustände mit einem erhöhten Krebsrisiko zusammenhängen. Trotz der umfangreichen Forschungsarbeiten sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Um eine solidere Grundlage für die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Depressionen, Ängsten und der Häufigkeit verschiedener Krebsarten (Gesamtkrebs, Brustkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs, alkoholbedingter Krebs und Krebs im Zusammenhang mit dem Rauchen) zu schaffen, wurden im Rahmen des Konsortiums Psychosocial Factors and Cancer Incidence (PSY-CA) Meta-Analysen der Daten einzelner Teilnehmer (IPD) durchgeführt.

Methoden

Das PSY-CA-Konsortium umfasst Daten aus 18 Kohorten mit Messungen von Depressionen oder Angstzuständen (bis zu N = 319.613; Krebsinzidenzen, 25.803; Personenjahre des Follow-up, 3.254.714). Sowohl die Symptome als auch die Diagnose von Depressionen und Ängsten wurden als Prädiktoren für das zukünftige Krebsrisiko untersucht. Es wurden zweistufige IPD-Meta-Analysen durchgeführt, zunächst unter Verwendung von Cox-Regressionsmodellen in jeder Kohorte (Stufe 1) und dann durch Aggregation der Ergebnisse in Meta-Analysen mit zufälligen Effekten (Stufe 2).

Ergebnisse

Es wurden keine Zusammenhänge zwischen Depressionen oder Angstzuständen und Krebs insgesamt, Brust-, Prostata-, Darmkrebs und alkoholbedingten Krebserkrankungen festgestellt. Depressionen und Angstzustände (Symptome und Diagnosen) wurden mit der Inzidenz von Lungenkrebs und rauchbedingten Krebserkrankungen in Verbindung gebracht (Hazard Ratios [HRs], 1,06-1,60). Diese Assoziationen wurden jedoch erheblich abgeschwächt, wenn zusätzlich bekannte Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und Body-Mass-Index berücksichtigt wurden (HRs, 1,04-1,23).

Schlussfolgerung

Depressionen und Angstzustände stehen nicht in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die meisten Krebserkrankungen, mit Ausnahme von Lungenkrebs und rauchbedingten Krebserkrankungen. Diese Studie zeigt, dass wichtige Kovariaten wahrscheinlich den Zusammenhang zwischen Depressionen, Ängsten und Krebserkrankungen der Lunge und des Rauchens erklären.

Kommentar

Robuste Zahlen zu einer oft gestellten Frage. Auch ein gutes Beispiel dafür, dass Assoziationen keine Kausalzusammenhänge beweisen und dass die subjektive Erfahrung mit vielen depressiven Krebskranken meist Folge und nicht Ursache des Beobachteten ist. Zudem zeigt die Studie, dass ein Zusammenhang, wenn denn einer existiert, häufig durch Begleitfaktoren bedingt ist.

Leider werden diese Zusammenhänge in den Medien häufig bei der Berichterstattung vernachlässigt, nicht nur in der Medizin.

Erstlinienbehandlung mit Pembrolizumab + Chemotherapie versus Placebo + Chemotherapie bei persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Gebärmutterhalskrebs: Endgültige Ergebnisse zur Gesamtüberlebenszeit von KEYNOTE-826.

Monk BJ et al. First-Line Pembrolizumab + Chemotherapy Versus Placebo + Chemotherapy for Persistent, Recurrent, or Metastatic Cervical Cancer: Final Overall Survival Results of KEYNOTE-826. DOI: 10.1200/JCO.23.00914 Journal of Clinical Oncology

Die doppelblinde Phase-III-Studie KEYNOTE-826 mit Pembrolizumab 200 mg oder Placebo einmal alle drei Wochen für bis zu 35 Zyklen plus platinbasierter Chemotherapie mit oder ohne Bevacizumab zeigte einen statistisch signifikanten Überlebensvorteil Dieser Artikel berichtet über das Gesamtüberleben (OS), die in den Populationen PD-L1 combined positive score (CPS) ≥1, all-comer und CPS ≥10 getestet wurden. Die mediane Nachbeobachtungszeit der Studie beträgt 39,1 Monate (CI 32,1-46,5 Monate). In den Populationen PD-L1 CPS ≥1 (N = 548), All-Comer (N = 617) und CPS ≥10 (N = 317) betrug das mediane OS mit Pembrolizumab- gegenüber Placebo 28,6 Monate versus 16. 5 Monate (Hazard Ratio [HR] für Tod, 0,60 [95% CI, 0,49 bis 0,74]), 26,4versus 16,8 Monate (HR, 0,63 [95% CI, 0,52 bis 0,77]) und 29,6versus 17,4 Monate (HR, 0,58 [95% CI, 0,44 bis 0,78]). Die Inzidenz von unerwünschten Ereignissen des Grades ≥3 lag bei 82,4 % unter der Pembrolizumab-Chemotherapie und bei 75,4 % unter der Placebo-Chemotherapie. Diese Ergebnisse zeigen, dass Pembrolizumab plus Chemotherapie, mit oder ohne Bevacizumab, bei Patienten mit persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Gebärmutterhalskrebs weiterhin klinisch bedeutsame Verbesserungen des Überlebens bietet.

Kommentar

Nach mehreren Dekaden Stillstand bei den gynäkologischen Tumoren, auch beim fortgeschrittenen Zervixkarzinom, kommt hier positive Bewegung auf….Einmal mehr durch Pembrolizumab und interessanterweise weitgehend unabhängig vom PD-L1 Status. Die kombinierte Chemo-Immuntherapie war nur mit einem relativ kleinem Zuwachs an Toxizität verbunden. Neben den schon früher positiven Daten für PFS zeigt sich jetzt auch ein klarer Vorteil im Gesamtüberleben: practice changing.

Die Frage bleibt, wie, die es am meisten brauchen, die Frauen in den LMIC zu Pembrolizumab +/- Bevacizumab kommen. Eine grosse Verantwortung und Aufgabe für die Industrie und die Regulierer.

Risiko von hämatologischen Malignomen durch CT-Strahlenexposition bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Bosch de Basea Gomez, M. et al. Risk of hematological malignancies from CT radiation exposure in children, adolescents and young adults. Nat Med (2023). https://doi.org/10.1038/s41591-023-02620-0

Mehr als eine Million Kinder in Europa werden jährlich einer Computertomographie (CT) unterzogen. Obwohl die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung in mittlerer bis hoher Dosis ein anerkannter Risikofaktor für hämatologische Malignome ist, sind die Risiken bei CT-Untersuchungsdosen nach wie vor unklar. In einer multinationalen Kohorte (EPI-CT) von 948.174 Personen, die sich vor dem Alter von 22 Jahren in neun europäischen Ländern einer CT-Untersuchung unterzogen haben, wurde in einer kürzlich publizierten Studie nachverfolgt. Die Strahlendosen für das aktive Knochenmark wurden auf der Grundlage des gescannten Körperteils, der Patientenmerkmale, des Zeitraums und der abgeleiteten technischen Parameter der CT geschätzt. Die Autoren fanden einen Zusammenhang zwischen der kumulativen Dosis und dem Auftreten hämatologischer Malignome mit einem relativen Risiko von 1,96 (95% Konfidenzintervall 1,10 bis 3,12) pro 100 mGy (790 Fälle). Ähnliche Schätzungen wurden für lymphoide und myeloide Malignome ermittelt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass von 10.000 Kindern, die heute untersucht werden (mittlere Dosis 8 mGy), 1 bis 2 Personen in den folgenden 12 Jahren ein hämatologisches Malignom entwickeln werden, das auf eine Strahlenexposition zurückzuführen ist. Die vorliegenden Ergebnisse untermauern die Belege für ein erhöhtes Krebsrisiko bei niedrigen Strahlungsdosen und unterstreichen die Notwendigkeit, pädiatrische CT-Untersuchungen weiterhin zu rechtfertigen und die Dosis zu optimieren.

Kommentar

Die Möglichkeit CTs durchzuführen ist ein medizinischer Segen, die Schwelle tief, der Gewinn an Information hoch, aber es hat auch seinen Preis:
Das beunruhigende an der Studie ist, dass die Beobachtungszeit der Fälle «nur» 7 Jahre beträgt und die jungen Erwachsenen noch viele Jahre dem erhöhten, möglicherweise wachsenden Risiko ausgesetzt sein werden trotz «low-dose» Technik.

Prof. Dr. med. Beat Thürlimann

Brustzentrum, Kantonsspital St. Gallen
Rorschacher Strasse 95
9007 St.Gallen

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  • Vol. 13
  • Ausgabe 8
  • Dezember 2023