- ESMO 2019: Urogenitale Tumore 2019
Auf dem diesjährigen Jahreskongress der ESMO wurden viele interessante Studienergebnisse aus dem Bereich der urogenitalen Onkologie vorgestellt. Wir stellen hier vier Studien vor, die für die tägliche Praxis wichtig sind.
In der RADICALS-Studie wurde die Wirkung der adjuvanten Strahlentherapie mit derjenigen der frühen Salvage-Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie untersucht. Der primäre Endpunkt – das Metastasen-freie Überleben – wurde zwar noch nicht erreicht, die Ergebnisse zum biochemischen Rezidiv-freien Überleben wurden aber bereits vorgestellt. Patienten nach radikaler Prostatektomie (mit mindestens einem der folgenden Kriterien: pT3/4, Gleason Score 7-10, präoperatives PSA ≥ 10 ng/ml und/oder positiver Resektionsrand) mit einem postoperativen PSA-Abfall auf ≤ 0.2 ng/ml wurden zur adjuvanten oder frühen Salvage-Strahlentherapie (verabreicht bei konsekutivem PSA-Anstieg und PSA > 0.1 ng/ml) randomisiert. Von 1 396 rekrutierten Patienten hatte die Mehrheit ein lokal fortgeschrittenes Tumorstadium (pT3/4: 75%) und/oder einen positiven Resektionsrand (R1: 63%). Nach einer medianen Beobachtungszeit von 5 Jahren wurde zwischen den beiden Studienarmen hinsichtlich des biochemischen Rezidiv-freien Überlebens kein Unterschied festgestellt (Hazard Ratio [HR]: 1.1 [95%-CI: 0.81-1.49]; p = 0.56). Im Salvage-Therapie Arm benötigten 63% der Patienten keine Bestrahlung. Diese vorläufigen Ergebnisse der RADICALS-Studie untermauern das Konzept einer frühen Salvage-Strahlentherapie, mit dem > 60% der Patienten eine Strahlentherapie erspart bleibt.
Die CARD Studie verglich in der Drittlinientherapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) die Behandlung mit Cabazitaxel gegenüber einer Therapie mit einem der neuartigen Hormontherapien (NHA: Abirateron oder Enzaltumid) (1). Patienten mit mCRPC, die mit Docetaxel vorbehandelt wurden und innerhalb von 12 Monaten unter einem NHA einen Progress zeigten, wurden zur Behandlung mit Cabazitaxel (n = 129) oder dem zuvor nicht verabreichten NHA (n = 126) randomisiert. Sowohl in der Cabazitaxel wie auch in der NHA-Gruppe wurden viele ältere Patienten eingeschlossen (medianes Alter ≥ 75 Jahre bei 35% respektive 27% der Patienten) und die Tumorprogressionsart war in 67% respektive 71% klinisch mit Schmerzen. Der primäre Endpunkt des radiologischen Progression-freien Überlebens zeigte sich in der Cabazitaxel-Gruppe mit einem Median von 8 Monaten (95%-CI: 5.7-9.2) im Vergleich zu 3.7 Monaten (95%-CI: 2.8-5.1) in der NHA-Gruppe deutlich und statistisch signifikant verbessert (HR: 0.54 [95%-CI: 0.40-0.73]; p< 0,0001). Das mediane Gesamtüberleben (OS) konnte mit Cabazitaxel mit 13.6 vs. 11.0 Monaten im NHA-Arm ebenfalls statistisch signifikant verbessert werden (HR: 0.64 [95%-CI: 0.46-0.89]; p = 0,0078). Die Resultate der CARD-Studie sind somit practice changing und machen Cabazitaxel bei mCRPC-Patienten, welche nach Docetaxel und innerhalb von 12 Monaten unter einem NHA einen Progress aufweisen, zum neuen Drittlinienstandard.
In einer Phase II-Studie wurde bei mCRPC-Patienten mit Aberrationen im DNA-Reparaturmechanismusapparat bereits die Wirksamkeit einer PARP-Inhibitor Therapie aufgezeigt (2). Aufbauend auf dieser Vorkenntnis wurde in der Studie PROFOUND bei mCRPC-Patienten mit Aberrationen des homologen Rekombinationsreparaturmechanismus (HRR), welche unter der NHA-Therapie einen Progress aufwiesen, die Wirksamkeit des PARP-Inhibitors Olaparib mit derjenigen eines weiteren NHA verglichen. Die 632 rekrutierten Patienten wurden anhand der vorhandenen Genaberrationen in die Kohorte A (Veränderungen in BRCA1, BRCA2 oder ATM; n = 245) und Kohorte B (ein anderes Gen des HRR betroffen; n = 142) eingeteilt. Patienten aus beiden Kohorten wurden 2:1 zur Therapie mit Olaparib oder einem NHA (Abirateron oder Enzalutamid; Wahl des behandelnden Arztes) randomisiert. Alle Patienten waren mit einem NHA vorbehandelt, wobei 19% sowohl bereits Abirateron als auch Enzalutamid erhalten hatten. Zudem waren 65% mit Docetaxel, Cabazitaxel oder beidem vorbehandelt. In der Kohorte A wurde der primäre Endpunkt des radiologischen progressionsfreien Überlebens (rPFS) durch Olaparib mehr als verdoppelt (HR: 0.34 [95%-CI: 0.25-0.47]; p< 0,0001). Dieser rPFS-Vorteil kam bei Patienten der Kohorte A mit einer BRCA2-Mutation am stärksten zum Tragen. PROFOUND ist die erste positive Biomarker-selektierte Phase-III-Studie beim mCRPC und untermauert die Testung von HRR-Aberrationen bei Patienten, die unter einem NHA einen Progress aufweisen, um ein Ansprechen auf den PARP-Inhibitor Olaparib vorauszusagen.
In der Studie IMvigor130 wurden 1’213 Patienten mit einem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom, welche für eine Platin-haltige Chemotherapie qualifizieren, aber noch keine Behandlung erhalten hatten, zum Goldstandard einer Platin/Gemcitabin-Chemotherapie, einer Monotherapie mit dem anti-PD-L1-Inhibitor Atezolizumab oder der Kombination von Platin/Gemcitabin und Atezolizuamb randomisiert. Nennenswerterweise erhielt ein beträchtlicher Anteil der Patienten Carboplatin anstelle von Cisplatin, obwohl deutlich mehr Patienten entsprechend den Galsky-Kriterien für Cisplatin qualifiziert hätten. Es ist unklar, welche Auswirkungen dieser Umstand auf die Studienergebnisse hat. Der primäre Endpunkt eines besseren PFS für die Kombinationsbehandlung vs. Chemotherapie war positiv (HR: 0.82 [95%-CI: 0.70-0.96]). In einer Interimsanalyse zeigte sich das OS für die Kombinationstherapie vs. Chemotherapie mit 16.0 vs. 13.4 Monaten numerisch verbessert, überschritt aber nicht die vordefinierte statistische Schwelle. Es wird eine längere Beobachtungszeit benötigt, um eine Aussage bezüglich eines möglichen Überlebensvorteils der Kombinationstherapie von Platin-haltiger Chemotherapie und Atezolizumab gegenüber dem jetzigen Goldstandard einer Platin-haltigen Chemotherapie machen zu können.
In der RADICALS-Studie wurde die Wirkung der adjuvanten Strahlentherapie mit derjenigen der frühen Salvage-Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie untersucht. Der primäre Endpunkt – das Metastasen-freie Überleben – wurde zwar noch nicht erreicht, die Ergebnisse zum biochemischen Rezidiv-freien Überleben wurden aber bereits vorgestellt. Patienten nach radikaler Prostatektomie (mit mindestens einem der folgenden Kriterien: pT3/4, Gleason Score 7-10, präoperatives PSA ≥ 10 ng/ml und/oder positiver Resektionsrand) mit einem postoperativen PSA-Abfall auf ≤ 0.2 ng/ml wurden zur adjuvanten oder frühen Salvage-Strahlentherapie (verabreicht bei konsekutivem PSA-Anstieg und PSA > 0.1 ng/ml) randomisiert. Von 1 396 rekrutierten Patienten hatte die Mehrheit ein lokal fortgeschrittenes Tumorstadium (pT3/4: 75%) und/oder einen positiven Resektionsrand (R1: 63%). Nach einer medianen Beobachtungszeit von 5 Jahren wurde zwischen den beiden Studienarmen hinsichtlich des biochemischen Rezidiv-freien Überlebens kein Unterschied festgestellt (Hazard Ratio [HR]: 1.1 [95%-CI: 0.81-1.49]; p = 0.56). Im Salvage-Therapie Arm benötigten 63% der Patienten keine Bestrahlung. Diese vorläufigen Ergebnisse der RADICALS-Studie untermauern das Konzept einer frühen Salvage-Strahlentherapie, mit dem > 60% der Patienten eine Strahlentherapie erspart bleibt.
Die CARD Studie verglich in der Drittlinientherapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (mCRPC) die Behandlung mit Cabazitaxel gegenüber einer Therapie mit einem der neuartigen Hormontherapien (NHA: Abirateron oder Enzaltumid) (1). Patienten mit mCRPC, die mit Docetaxel vorbehandelt wurden und innerhalb von 12 Monaten unter einem NHA einen Progress zeigten, wurden zur Behandlung mit Cabazitaxel (n = 129) oder dem zuvor nicht verabreichten NHA (n = 126) randomisiert. Sowohl in der Cabazitaxel wie auch in der NHA-Gruppe wurden viele ältere Patienten eingeschlossen (medianes Alter ≥ 75 Jahre bei 35% respektive 27% der Patienten) und die Tumorprogressionsart war in 67% respektive 71% klinisch mit Schmerzen. Der primäre Endpunkt des radiologischen Progression-freien Überlebens zeigte sich in der Cabazitaxel-Gruppe mit einem Median von 8 Monaten (95%-CI: 5.7-9.2) im Vergleich zu 3.7 Monaten (95%-CI: 2.8-5.1) in der NHA-Gruppe deutlich und statistisch signifikant verbessert (HR: 0.54 [95%-CI: 0.40-0.73]; p< 0,0001). Das mediane Gesamtüberleben (OS) konnte mit Cabazitaxel mit 13.6 vs. 11.0 Monaten im NHA-Arm ebenfalls statistisch signifikant verbessert werden (HR: 0.64 [95%-CI: 0.46-0.89]; p = 0,0078). Die Resultate der CARD-Studie sind somit practice changing und machen Cabazitaxel bei mCRPC-Patienten, welche nach Docetaxel und innerhalb von 12 Monaten unter einem NHA einen Progress aufweisen, zum neuen Drittlinienstandard.
In einer Phase II-Studie wurde bei mCRPC-Patienten mit Aberrationen im DNA-Reparaturmechanismusapparat bereits die Wirksamkeit einer PARP-Inhibitor Therapie aufgezeigt (2). Aufbauend auf dieser Vorkenntnis wurde in der Studie PROFOUND bei mCRPC-Patienten mit Aberrationen des homologen Rekombinationsreparaturmechanismus (HRR), welche unter der NHA-Therapie einen Progress aufwiesen, die Wirksamkeit des PARP-Inhibitors Olaparib mit derjenigen eines weiteren NHA verglichen. Die 632 rekrutierten Patienten wurden anhand der vorhandenen Genaberrationen in die Kohorte A (Veränderungen in BRCA1, BRCA2 oder ATM; n = 245) und Kohorte B (ein anderes Gen des HRR betroffen; n = 142) eingeteilt. Patienten aus beiden Kohorten wurden 2:1 zur Therapie mit Olaparib oder einem NHA (Abirateron oder Enzalutamid; Wahl des behandelnden Arztes) randomisiert. Alle Patienten waren mit einem NHA vorbehandelt, wobei 19% sowohl bereits Abirateron als auch Enzalutamid erhalten hatten. Zudem waren 65% mit Docetaxel, Cabazitaxel oder beidem vorbehandelt. In der Kohorte A wurde der primäre Endpunkt des radiologischen progressionsfreien Überlebens (rPFS) durch Olaparib mehr als verdoppelt (HR: 0.34 [95%-CI: 0.25-0.47]; p< 0,0001). Dieser rPFS-Vorteil kam bei Patienten der Kohorte A mit einer BRCA2-Mutation am stärksten zum Tragen. PROFOUND ist die erste positive Biomarker-selektierte Phase-III-Studie beim mCRPC und untermauert die Testung von HRR-Aberrationen bei Patienten, die unter einem NHA einen Progress aufweisen, um ein Ansprechen auf den PARP-Inhibitor Olaparib vorauszusagen.
In der Studie IMvigor130 wurden 1’213 Patienten mit einem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom, welche für eine Platin-haltige Chemotherapie qualifizieren, aber noch keine Behandlung erhalten hatten, zum Goldstandard einer Platin/Gemcitabin-Chemotherapie, einer Monotherapie mit dem anti-PD-L1-Inhibitor Atezolizumab oder der Kombination von Platin/Gemcitabin und Atezolizuamb randomisiert. Nennenswerterweise erhielt ein beträchtlicher Anteil der Patienten Carboplatin anstelle von Cisplatin, obwohl deutlich mehr Patienten entsprechend den Galsky-Kriterien für Cisplatin qualifiziert hätten. Es ist unklar, welche Auswirkungen dieser Umstand auf die Studienergebnisse hat. Der primäre Endpunkt eines besseren PFS für die Kombinationsbehandlung vs. Chemotherapie war positiv (HR: 0.82 [95%-CI: 0.70-0.96]). In einer Interimsanalyse zeigte sich das OS für die Kombinationstherapie vs. Chemotherapie mit 16.0 vs. 13.4 Monaten numerisch verbessert, überschritt aber nicht die vordefinierte statistische Schwelle. Es wird eine längere Beobachtungszeit benötigt, um eine Aussage bezüglich eines möglichen Überlebensvorteils der Kombinationstherapie von Platin-haltiger Chemotherapie und Atezolizumab gegenüber dem jetzigen Goldstandard einer Platin-haltigen Chemotherapie machen zu können.
1. deWit R et al. Cabazitaxel versus abiraterone or enzalutamid in metastatix prostate cancer. N Engl J Med NEJMoa1911206(2019).doi:10.1056/NEJMoa1911206
2. Mateo H et al DNA repair defects and olarib in metastatic prostate cancer N Engl J Me 2015;373:1697-170