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Immunogenität von SARS-CoV-2 Messenger RNA Vakzinen bei Patienten mit Krebs

Als die COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 ausbrach, stellten sich viele Fragen. Dabei standen die folgenden Probleme im Vordergrund, die Dr. med.  Alfredo Addeo, Genf, in drei Kernfragen zusammenfasste:

1. Haben Krebspatienten ein erhöhtes Risiko, eine Infektion
mit dem SARS-CoV-2 Virus zu erleiden?
2. Sind Krebspatienten anfälliger für COVID19?
3. Beeinflusst die Anti-Krebs-Therapie die
COVID-19-Ergebnisse?

Die Prävalenz von Krebs bei Patienten mit COVID-19 wurde in einer landesweiten Studie in China erhoben. Patienten mit Krebs haben vererbte Risikomerkmale. Ein Vergleich von Krebspatienten und solchen ohne Krebs ergab signifikante Unterschiede im Alter (63,1 vs. 48.7 Jahre), in der Raucheranamnese (22.2% vs. 8.8%), in einem abnormen CT-Scan (94.4% vs. 70.8%) und in der Polypnoe (47.1% vs. 33.5%). In einer retrospektiven Fallstudie in 3 Spitälern in Wuhan hatten 28/1276 Patienten eine Vorgeschichte von Krebs, 8 (28.6%) hatten eine im Krankenhaus erworbene Übertragung. Es gab 8 Tote (28.6%) und 15.6 (53.6%) schwere COVID-Ereignisse. In einem Krankenhaus der tertiären Versorgung in Wuhan in einer Querschnittstudie bei 1524 Krebspatienten hatten 12/1524 (0.79) COVID-19 im Vergleich zu 41 152/11 081 000 Einwohnern während des gleichen Zeitfensters (0.3%): Odds Ratio 2.31 (95% CI 1.89-3.02). Von einem Total von 32 Studien mit 46’499 Patienten (1776 Patienten mit Krebs) geht hervor, dass Krebspatienten ein erhöhtes Mortalitätsrisiko haben. ESMO-Stellungnahmen zur Impfung gegen COVID-19 bei Patienten mit Krebs: Patienten mit Krebs haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf (d.h. Patienten mit hämatologischen Malignomen, die eine Chemotherapie benötigen oder einen aktiven soliden Tumor weniger als vor 5 Jahren hatten), sollten unabhängig von jeglichen Indikationen (d.h. Alter) mit hoher Priorität gegen SARS-CoV-2 geimpft werden. Patienten, die eine B-Zelldepletion während der vergangenen 6 Monate hatten, können einen geringeren Schutz erhalten.

Wirksamkeit der BNT162b2mRNA Covid-19 Vakzine Mittlerweile ist der Beweis erbracht: COVID-Impfstoffe schützen Krebskranke Patienten, wie am ESMO-Kongress 2021 in einer Studie an 44 047 Patienten, wovon 3813 eine Vorgeschichte von Malignität hatten, gezeigt wurde.
Anhand einer prospektiven Kohorte hat der Referent mit Mitarbeitern die Serokonversionsraten und den Anti-SARS-CoV-2-SpikeProtein-Antikörper-Titer nach der ersten und zweiten Dosis der Impfstoffe BNT162b2 und mRNA-1273 SARS-CoV-2 bei Krebspatienten in den USA und Europa von Januar bis April 2021 untersucht. Von den 131 Patienten erreichten die meisten (94%) eine Serokonversion nach Erhalt von zwei Impfstoffdosen.
Die Serokonversionsraten und Antikörpertiter bei Patienten mit hämatologischen Malignomen waren deutlich niedriger als bei Patienten mit soliden Tumoren. Keiner der Patienten mit einer Vorgeschichte von Anti-CD-20-Antikörpern in den sechs Monaten vor der Impfung entwickelte eine Antikörperreaktion. Die Antikörpertiter waren in den Gruppen mit klinischer Überwachung oder endokriner Therapie am höchsten und in den Gruppen mit zytotoxischer Chemotherapie oder monoklonalen Antikörpern am niedrigsten.

Die dritte Auffrischungsdosis kann die Immunreaktion bei Krebspatienten verbessern, die nach der zweiten Dosis nicht ausreichend geschützt sind. Zahlreiche Forschungsergebnisse belegen übereinstimmend die Sicherheit von Impfstoffen in dieser Bevölkerungsgruppe.

Fazit
Vakzinen sind bei Krebspatienten und während der Behandlung sicher.
Vakzinen sind wirksam und induzieren eine humorale und zelluläre Immunantwort.
Die Antwort kann durch das Alter und die Behandlung beeinflusst werden.
Dritte Dosis? Ja nach 28 Tagen bei «Immunkompromitierten», nach 6 Monaten bei allen anderen.

info@onco-suisse

  • August 2021