Journal Watch

Ausgewählte Studien aus der Hämato-Onkologie

Pegyliertes Interferon alfa-2a



Pegyliertes Interferon alfa-2a bei Patienten mit Polyzythaemia vera oder Essentieller Thrombo-zythaemie, welche gegenüber einer Therapie mit Hydroxyurea resistent oder intolerant sind

Quelle: Yacoub A et al. Pegylated interferon alfa-2a for polycythemia vera or essential thrombocythemia resistant or intolerant to hydroxyurea. Blood 2019;134:1498-1509.

Hintergrund

Frühere Studien haben hohe Ansprechraten bei der Therapie mit rekombinantem Interferon (rIFN-α) bei Patienten mit essentieller Thrombozythämie (ET) und Polycythaemia vera (PV) ergeben. Zur weiteren Definition der Rolle von rIFN-α wurde die Wirkung von pegyliertem-rIFN-α2a (PEG) bei ET- und PV-Patienten, die zuvor mit Hydroxyharnstoff (HU) behandelt wurden, untersucht.

Methoden

Die Myeloproliferative Disorders Research Consortium (MPD-RC)-111 Studie war eine von Wissenschaftlern initiierte, internationale, multizentrische Phase-2-Studie, welche die Wirkung der PEG-Therapie bei Patienten mit Hochrisiko-ET oder PV, die entweder HU-refraktär oder intolerant waren, evaluierte. Die Endpunkte waren das Erreichen einer vollständigen (CR) und partiellen (PR) hämatologischen Remission.

Resultate

Die Studie umfasste 65 Patienten mit ET und 50 Patienten mit PV. Die Gesamtansprechraten (ORRs; CR/PR) nach 12 Monaten lagen bei 69,2% (43,1% und 26,2%) bei ET-Patienten und 60% (22% und 38%) bei PV-Patienten. Die CR-Raten waren höher bei CALR-mutierten ET-Patienten (56,5% vs. 28,0%; P 5.01), verglichen mit denen bei Patienten ohne CALR-Mutation. Die mediane absolute Reduktion der JAK2V617F-Allelfraktion lag bei 26% (-84% bis 47%) bei Patienten, die eine CR erreichten, gegenüber 14% (-18% bis 56%) bei Patienten mit PR oder fehlendem Ansprechen. Die Therapie ging mit einer signifikanten Inzidenz von Nebenwirkungen (AEs) einher; die meisten waren kontrollierbar und der Abbruch der PEG-Therapie im Zusammenhang mit AEs erfolgte nur bei 13,9% der Patienten.

Schlussfolgerungen

Die Autoren kamen zum Schluss, dass PEG eine wirksame Therapie für Patienten mit ET oder PV ist, die zuvor refraktär und/oder intolerant gegenüber HU waren. Diese Studie wurde unter www.clinicaltrials.gov als #NCT0125259856 registriert.

Gilteritinib oder Chemotherapie bei rezidivierter oder refraktärer FLT3-mutierter akuter myeloischer Leukämie

Quelle: Perl AE et al. Gilteritinib or chemotherapy for relapsed or refractory FLT3-mutated AML. New Engl J Med 2019381 :1728-1740

Hintergrund

Patienten mit rezidivierter oder refraktärer akuter myeloischer Leukämie (AML) mit Mutationen im FMS-ähnlichen Tyrosinkinase-3-Gen (FLT3) sprechen selten auf eine Salvage-Chemotherapie an. Gilteritinib ist ein oral wirksamer, selektiver FLT3-Inhibitor mit Einzelwirkstoffaktivität bei rezidivierter oder refraktärer FLT3-mutierter AML.

Methoden

In einer Phase-3-Studie erhielten Erwachsene mit rezidivierter oder refraktärer FLT3-mutierter AML randomisiert im Verhältnis 2:1 entweder Gilteritinib (bei einer Dosis von 120 mg pro Tag) oder Chemotherapie. Die beiden primären Endpunkte waren das Gesamtüberleben und der Anteil der Patienten, die eine vollständige Remission mit vollständiger oder partieller hämatologischer Regeneration erreichten. Sekundäre Endpunkte umfassten das ereignisfreie Überleben (Freiheit von Therapieversagen (i.e. Rückfall oder fehlende Remission) oder Tod) und der Prozentsatz der Patienten, die eine vollständige Remission erreichten.

Resultate

Von 371 Patienten wurden 247 in die Gilteritinib-Gruppe und 124 in die Chemotherapie-Gruppe randomisiert. Das mediane Gesamtüberleben in der Gilteritinib-Gruppe war signifikant länger als in der Chemotherapie-Gruppe (9,3 Monate vs. 5,6 Monate; Hazard Ratio für Tod 0,64; 95% Konfidenzintervall (KI) 0,40 bis 0,83; p < 0,001). Das mediane ereignisfreie Überleben betrug 2,8 Monate in der Gilteritinib-Gruppe und 0,7 Monate in der Chemotherapie-Gruppe (Hazard Ratio für Therapieversagen oder Tod 0,79; 95% KI 0,58 bis 1,09). Der Prozentsatz der Patienten, die eine vollständige Remission mit vollständiger oder partieller hämatologischer Regeneration erreichten, betrug 34,0% in der Gilteritinib-Gruppe und 15,3% in der Chemotherapie-Gruppe (Risikodifferenz 18,6 Prozentpunkte; 95% KI 9,8 bis 27,4); 21,1% bzw. 10,5% erreichten eine komplette Remission (Risikodifferenz 10,6 Prozentpunkte; 95% KI 2,8 bis 18,4). In einer an die Therapiedauer angepassten Analyse traten in der Gilteritinib-Gruppe weniger häufig unerwünschte Ereignisse vom Grad 3 oder höher auf und schwerwiegende Nebenwirkungen erfolgten weniger häufig in der Gilteritinib-Gruppe als in der Chemotherapie-Gruppe; die häufigsten Nebenwirkungen Grad 3 oder höher waren in der Gilteritinib-Gruppe fieberhafte Neutropenie (45,9%), Anämie (40,7%) und Thrombozytopenie (22,8%).

Schlussfolgerungen

Die Gilteritinib-Therapie führte zu einem signifikant längeren Überleben und einer höheren Remissionsrate als die Salvage-Chemotherapie bei Patienten mit rezidivierter oder refraktärer FLT3-mutierter AML (finanziert von Astellas Pharma; ADMIRAL Clinical Trials gov number, NCT02421939).

Prof. Dr. med.Markus G. Manz

Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich

PD Dr. med. Alexandre Theocharides

Zentrum für Hämatologie und Onkologie
UniversitätsSpital Zürich

Alexandre.Theocharides@usz.ch

info@onco-suisse

  • Vol. 9
  • Ausgabe 6
  • Dezember 2019