- Urothelkarzinom
Am ESMO-Kongress 2024 in Barcelona wurden verschiedene Studien zum Management von nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs (NMIBC), muskelinvasivem Blasenkrebs (MIBC) sowie lokal fortgeschrittenem/metastasiertem (la/m) Blasenkrebs präsentiert. Dieser Artikel gibt einen kurzen Überblick über je eine herausragende Studie aus jeder Gruppe.
NMIBC – SunRISe-1-Studie
Dr. Michiel Van der Heijden präsentierte aktualisierte Daten aus der SunRISe-1-Studie, die TAR-200, ein intravesikales Gemcitabin-Abgabesystem, und Cetrelimab bei Patienten mit BCG-unempfindlichem Hochrisiko-NMIBC untersucht, die für eine radikale Zystektomie nicht geeignet sind oder diese ablehnen. Die Studie testete in den Kohorten 1-3 TAR-200 in Kombination mit Cetrelimab, TAR-200 allein und Cetrelimab allein.
Die Ergebnisse zeigen, dass TAR-200 allein die höchste vollständige Ansprechrate von 84 % erzielte, mit einer 12-Monats-Ansprechrate von 57,4 %. Die Ansprechdauer war nachhaltig, da 82 % der Patienten nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 9,2 Monaten weiterhin in Remission waren. Die Kombinationstherapie (TAR-200 + Cetrelimab) führte zu einer niedrigeren vollständigen Ansprechrate (68 %) und häufiger zu schweren Nebenwirkungen (35,8 %) im Vergleich zu den Einzeltreatments.
MIBC – NIAGARA-Studie
Die Ergebnisse der mit Spannung erwarteten NIAGARA-Studie wurden von Dr. Thomas Powles vorgestellt. Diese Phase-3-Studie untersuchte die Wirksamkeit von neoadjuvantem Durvalumab in Kombination mit Gemcitabin/Cisplatin (GC), gefolgt von einer radikalen Zystektomie und adjuvantem Durvalumab, im Vergleich zur aktuellen Standardtherapie mit neoadjuvanter GC-Behandlung bei Cisplatin-geeigneten MIBC-Patienten.
Mit 1063 randomisierten Patienten zeigte die Studie eine signifikante Verbesserung des ereignisfreien Überlebens (EFS) und des Gesamtüberlebens (OS) in der Durvalumab-Gruppe. Die EFS-Rate nach zwei Jahren lag bei 67,8 % in der Durvalumab-Gruppe gegenüber 59,8 % in der Kontrollgruppe (Hazard Ratio [HR] 0,68; p<0,0001). Während die anfängliche Analyse der pathologischen kompletten Remission (pCR) nicht statistisch signifikant war, zeigte eine Re-Analyse 2024 einen nominalen Vorteil zugunsten von Durvalumab (p=0,0005). Nach 24 Monaten betrug die OS-Rate 82,2 % für die Durvalumab-Gruppe im Vergleich zu 75,2 % in der Kontrollgruppe (HR 0,75; p=0,016), was auf einen deutlichen Überlebensvorteil hindeutet. Die Sicherheitsprofile beider Gruppen waren ähnlich, mit gut handhabbaren Nebenwirkungen und ohne Auswirkungen auf das Timing der Operation. Diese Ergebnisse unterstützen Durvalumab in Kombination mit Chemotherapie als potenziellen neuen Standard für MIBC.
la/m Urothelkarzinom – Disitamab Vedotin und Pembrolizumab
Laufende Studien deuten darauf hin, dass Antikörper-Wirkstoff-Konjugate eine gezielte Therapie für fortgeschrittenes und metastasiertes Urothelkarzinom bieten könnten. Dr. Matthew Galsky präsentierte Phase-2-Ergebnisse zu Disitamab Vedotin (DV) in Kombination mit Pembrolizumab (P) zur Behandlung von HER2-exprimierendem, unbehandeltem la/m Urothelkarzinom. Unter 20 Patienten zeigte die Kombination eine Gesamtansprechrate (ORR) von 75 %, wobei 35 % eine komplette und 40 % eine partielle Remission erreichten. Die Therapie war sowohl bei HER2-positiven als auch HER2-niedrigen Fällen wirksam (ORR von 66,7 % bzw. 78,6 %). Die Kombination DV+P wurde allgemein gut vertragen, obwohl 45 % Nebenwirkungen ≥ Grad 3 erlebten. Diese vielversprechenden Ergebnisse unterstützen DV+P als potenzielle Therapie für HER2-exprimierende la/m Urothelkarzinome. Eine Phase-3-Studie (NCT05911295) rekrutiert derzeit 700 Patienten und soll 2029 abgeschlossen werden.
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- Ausgabe 8
- Dezember 2024